Wenn Autohersteller den Prototyp eines Fahrzeugs vorstellen, werden darin meist Technologien präsentiert, die später nur teilweise in die Serienproduktion Einzug halten. Manches, was technisch machbar ist, würde den normalen Autofahrer überfordern, anderes wäre schlicht viel zu teuer.
Ganz ähnlich sieht es mit dem Thema „Smart Home“ aus: Kaum jemand möchte in einem Hightech-Heim leben, in dem man besser überwacht wird als beim Besuch einer Bankfiliale. Neu ist diese Erkenntnis allerdings nicht, schon in der 1968 gedrehten Komödie „Die Ente klingelt um halb acht“ muss Heinz Rühmann in der Rolle eines etwas zu fortschrittlichen Computerexperten erleben, welche Nachteile ein vollautomatisierte Haus haben kann.
Was damals nur in der Fantasie der Drehbuchschreiber existierte ist heute längst machbar – und noch einiges mehr. Ein Kühlschrank, der neue Milch bestellt, wenn sich die angebrochene Ration dem Ende zuneigt. Oder eine Toilette, die den Stuhlgang auf mögliche Krankheiten analysiert. Erwünscht ist das aber nur begrenzt: „Immer mehr Interessenten wollen smarte Funktionen, doch nur wenige wollen ein komplettes Smart Home“, weiß Günther Ohland, Vorsitzender der Smart Home Initiative Deutschland e.V..
Kürzlich traf sich die Smart Home-Gemeinde zu ihrer diesjährigen Fachtagung mit Ausstellung, um Mitglieder und Interessenten über den aktuellen Stand der Technik und Entwicklung zu informieren. Deutlich wurde dabei, dass das „kluge Haus“ einerseits längst keine Utopie mehr ist, andererseits die „reine Lehre“ wohl dauerhaft eine Ausnahme bleiben wird. „Bei nur einem Prozent von 55.000 gestellten Bauanträgen im vergangenen Jahr wird ein Smart Home realisiert“, erläutert Ohland. 550 Häuser in einem Jahr: Damit ist das Segment ganz klar ein Nischenmarkt.
Warum in Zeiten kontinuierlich steigender Energiepreise und garantiert immer leistungsfähigerer Informationstechnologie überwiegend ganz konventionell gebaut wird, bringt auf der Smart Home-Fachtagung der Referent Alexander Schaper vom IT-Grossisten Actebis Peacock auf den Punkt: „Man kann nicht in einen Laden gehen und sagen: Guten Tag, ein Smart Home bitte.“ Was Schaper hier pointiert bemängelt, beruht aus seiner Sicht auf Unvermögen von Industrie und Handwerksverbänden. Schaper: „Trotz vieler Bestrebungen von Seiten des Handwerks und der Industrie gibt es für den interessierten Bauherren kaum Ansprechpartner.“
Tatsächlich wird man dabei scheitern, wenn man einen „Fachbetrieb für Smart Homes“ in den Gelben Seiten sucht. Ein herstellerneutrales, überregionales Suchverzeichnis ist nicht vorhanden, viele Firmen informieren zu diesem Thema entweder derart technisch, dass man ohne Ingenieursstudium nur Bahnhof versteht. Anderswo wird man mit oberflächlichem Marketingdeutsch abgespeist.
In der Regel ist keiner der beiden Ansätze geeignet, ohnehin knapp kakulierenden Bauwilligen ihr sauer Erspartes aus der Tasche zu locken. Zudem ist das Smart Home teilweise negativ behaftet: So mancher Bauherr denkt dabei zuerst an die 750 Millionen Dollar teure Villa des Microsoft-Milliardärs Bill Gates und an nicht ausgereifte Technik, die womöglich im völlig falschen Moment vollautomatisch die Rollläden öffnet.
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