Im Frühjahr dieses Jahres machte er eine Meldung in den Finanzblättern die Runde: Oracle-Chef Larry Ellison will Hyperion Solutions kaufen. Das Softwarehaus aus Santa Clara im Silicon Valley, das der Oracle-Chef seinem Imperium mittlerweile einverleibt hat, war auf Programme spezialisiert, die es Unternehmen erlauben, die Leistung ihrer Geschäftsprozesse zu erfassen und zu analysieren. Im Fachjargon nennt man das „Business Intelligence“ (BI) und in jüngster Zeit, je nach Grad der Analyse-Möglichkeiten, auch „Business Performance Management“ (BPM). Gerade eben hat SAP zurückgeschlagen und Business Objects übernommen.
Praktisch alle Anbieter von BI-Anwendungen waren ursprünglich mit Softwareangeboten auf den Markt gekommen, die halfen, aus einem Wust von Business-Zahlen Geschäftsberichte zu verfassen („Reporting“). Etwas später ergänzten auch die notwendigen Analysefunktionen diese Softwarepakete. Die bekanntesten Anbieter sind oder waren Cognos aus Kanada, Hyperion aus den USA und Business Objects aus Frankreich.
Vor einigen Monaten hat dann Business Objects das ebenfalls in Frankreich ansässige Softwarehaus Cartesis übernommen. Letzteres hatte sich vor allem mit dem Angebot von Business-Software einen Namen gemacht, das von den Finanzabteilungen der Unternehmen gekauft und dann mit Hilfe der IT-Abteilung genutzt wird. Das ist relativ neu in der Informationsverarbeitung. Cartesis war aber trotz großer Töne offensichtlich zu schwach, um eine so wichtige Software auf die Dauer auf hohem Niveau selbst zu vermarkten.
Gemeinsam schmiedeten beide anschließend nach eigenen Angaben eine im Branchenvergleich starke Performance-Management-Suite für den Markt des „Enterprise Performance Management“ (EPM). Hier spielen Fragen wie Finanzkonsolidierung, Management-Reporting, Budgetierung, Planung, Forecasting, Analysen, Dashboards, Scorecards, Kostenanalyse, Optimierung der Profitabilität und die Einhaltung finanzrechtlicher Vorgaben (Governance) die entscheidende Rolle.
Vor diesem Hintergrund und angesichts der Historie der Unternehmen wird deutlich, warum die Großen der Branche wie SAP und Oracle sehr wohl diese in spezialisierten Angebote von Business-Software brauchen. SAP kommt ursprünglich von der Software für Finanzbuchhaltung und hat daraus das erfolgreiche Produkt ERP (Enterprise Resource Planning) geformt. Oracels historischer Hintergrund liegt beim Management von Datenbanken, vor allem auf Unix-Maschinen. Beide Giganten und scharfen Wettbewerber haben sich durch Produkte für CRM (Kunden-Verwaltung) und HR (Personalwirtschaft) verstärkt.
Nun geht es offensichtlich darum, Werkzeuge für Geschäftsberichte und Analysen sowie für das Beobachten der Leistung von Geschäftsprozessen (Performance Report) mit ins Portfolio zu nehmen, das dort nur in Ansätzen vorhanden war. Dafür ist der Preis sehr hoch. Die umgerechnet gut 6,8 Milliarden Dollar; die SAP für Business Objects zahlen will, entsprechen dem 5,4-fachen des letzten Jahresumsatzes von BO, der bei 1,245 Milliarden Dollar lag, schreibt das Handelsblatt. Zum Vergleich: Rivale Oracle hatte im März für Hyperion das 4,3-fache des Umsatzes gezahlt. Noch gravierender wird der Unterschied beim Blick auf das Ergebnis. Hyperion gab es für das 52-Fache des Nettogewinns, SAP zahlt das 90-Fache.
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