Sun hat es nicht leicht in diesen Tagen, Hiobsbotschaften häufen sich in bedrohlichem Maße. Nach einer Reihe schwacher Quartale scheinen dem erklärten Microsoft-Gegner die Felle auf breiter Front davonzuschwimmen. Jüngster Streich: Die vor allem in den USA sehr einflussreiche Burton Group sieht die Firma von Scott McNealy bei Web-Services auf der Verliererstraße.
Aber der Reihe nach: Sun macht bekanntlich nach wie vor sein Hauptgeschäft mit Servern. Obwohl es mit 1,46 Milliarden Dollar Umsatz (zweites Quartal 2003) weiter Marktführer im Unix-Bereich ist, büßte die Firma 6,6 Prozent Marktanteil auf 35,6 Prozent ein. Die Konkurrenz durch IBM und HP sowie Intel-basierenden Systemen unter Linux wird immer härter in diesem Feld, hinzu kommt die Investitionszurückhaltung der Unternehmen. Die Folge: Nicht nur der Umsatz ist seit zehn Quartalen rückläufig, auch das jüngste Viertelsjahres-Ergebnis muss als unerfreulich bezeichnet werden: In den drei Monaten bis Ende September ergab sich ein Verlust von 286 Millionen Dollar oder neun Cent je Aktie nach 111 Millionen Dollar Verlust vor einem Jahr. Der Umsatz ist auf 2,54 (Vorjahr: 2,75) Milliarden Dollar gefallen.
Der Merrill Lynch-Analyst Steven Milunovich schrieb bereits Anfang Oktober einen warnenden offenen Brief an CEO Scott McNealy. Darin fordert er ihn zu weiteren Entlassungen auf – dabei wurden in einer dritten Welle seit 2001 gerade erst drei Prozent der rund 36.000-köpfigen Belegschaft auf die Straße gesetzt. Sollte Sun seinen Vorschlägen nicht folgen, so Milunovich, würde Sun „für die Anwender Irrelevant und zu einem Übernahmekandidaten“. Allerdings gibt es gute Gründe, die Aussagen von Analysten wie Milunovich in Frage zu stellen.
Es ist bereits vehementes Gegensteuern von Seiten Suns – bislang vor allem im Bereich der Software – festzustellen: Schon im Oktober hatte der Konzern verstärkte Aktivitäten im Bereich Business Intelligence und Unternehmensportale angekündigt. Unter der Code-Bezeichung „Orion“ präsentierte Sun ein Paket aus Java-Middleware, dass als „Java Enterprise System“ vermarktet wird. Die Suite koste Unternehmen je Mitarbeiter 100 Dollar im Jahr inklusive Schulung und Service.
Martin Häring, Sun Microsystems |
Als Nebeneffekt – so ist häufig zu hören – könnte via Software-Distribution auch das Server-Geschäft wieder angekurbelt werden. Dem widerspricht jedoch der Marketing Direktor von Sun Deutschland, Martin Häring: „Wir rücken die Software als eigenständigen Bereich in den Vordergrund und wollen damit maßgeblich Umsatz und Gewinn generieren. Die Software dient also nicht mehr länger zur Unterstützung des Hardware-Absatzes.“ Dazu bedurfte es jedoch erst einem grundlegenden Umdenken bei McNealy und den Strategen des Hauses. „Die Philosophie von Sun bestand darin, Einzelprodukte wie Portal-, Web- oder Identity-Server einzeln zu vermarkten – mit sehr unterschiedlichen Marktanteilen. Im Directory bereich waren wir beispielsweise stark vertreten, mit Integrationsservern eher weniger. Sinn der neuen Strategie ist es, diese ganzen Komponenten auf einer CD für 100 Dollar pro Mitarbeiter anzubieten.“
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