Das in Provo, Utah, ansässige Novell kauft den in Nürnberg sitzenden Linux-Distributor Suse für 210 Millionen Dollar. Offen ist noch die Zustimmung der Novell-Aktionäre, dann aber soll die Transaktion bis Ende Januar 2004 abgeschlossen sein. In der vergangenen Woche waren erste Gerüchte über die Übernahme aufgetaucht, glauben wollte sie jedoch kaum ein Branchenkenner. Suse gilt neben Red Hat als bedeutendster Linux-Anbieter.
Über die Zukunft beider Unternehmen hat erst gestern an selber Stelle Burton-Group-Analyst Gary Hein spekuliert: „Das Rennen um die Marktanteile entscheidet aber keines der beiden Unternehmen durch eigene Kräfte. Die Entscheidung obliegt vielmehr bei anderen großen Anbietern von Soft- und Hardware wie IBM, HP, Oracle oder auch Novell. Es kommt darauf an, inwieweit diese Player Suse oder Red Hat akzeptieren, unterstützen oder gar kaufen. Vergangene Woche machte ja das Gerücht die Runde, Novell wolle Suse übernehmen.“
Lange war IBM als möglicher Käufer von Suse gehandelt worden. Dies passierte nun indirekt: Gleichzeitig mit der Akquisition von Suse hat IBM 50 Millionen Dollar in Novell investiert.
Die Übernahme-Meldung überrascht umso mehr, als noch vor wenigen Tagen über einen Börsengang der fränkischen Software-Schmiede spekuliert worden war. „Jeder hat diesen Traum, dass er ein Unternehmen führt und an die Börse bringt“, hatte Suse-Chef Richard Seibt am Montag vergangener Woche erklärt. Schon zu diesem Zeitpunkt schloss er „eine eigene Übernahme nicht aus“ – zu diesem Zeitpunkt wusste er wohl schon, was nun bekannt wurde. „Das würde bedeuten, dass er einen Preis für die Firma zahlt, der höher ist – den man nicht ablehnen kann“, sagte Seibt in Bezug auf eine übernehmende Firma.
Offensichtlich hält er den Preis von 210 Millionen Dollar für angemessen – die Übernahme erfolgt im gegenseitigen Einvernehmen. „Mit Novell verbindet uns die Begeisterung für offene, standardisierte Lösungen“, erklärte Seibt heute. „Mit Novells globaler Präsenz und Marketingexpertise, kombiniert mit dem hervorragenden Ruf dieses Unternehmens hinsichtlich Sicherheit, Verlässlichkeit und erstklassigem Kunden-Support erreichen wir die nächste Stufe für Suse Linux. Wir sind auch beeindruckt von der engen Bindung und Loyalität der Novell-Kunden und -Business Partner.“
„Dem Wunsch der Kunden nach offenen, standardkonformen Lösungen begegnet Novell seit nunmehr vier Jahren mit einer plattformübergreifenden Produktstrategie, bei welcher Linux eine wachsende Bedeutung einnimmt“, erklärte Jack Messman, Chairman und CEO von Novell. „Der Kauf von Suse Linux rundet das Profil von Novell als Lieferant vollständiger Linux-Lösungen für Unternehmen ab. Kein anderer Linux-Anbieter verfügt neben Novell über vergleichbare Betriebssystemerfahrungen und Support-Kapazitäten. Novell investiert signifikant in die Bereitstellung von Ressourcen, die es unseren Kunden ermöglichen, Linux ohne jegliche Vorbehalte im unternehmenskritischen Umfeld einzusetzen und von der Freiheit und den Vorzügen von Open Source-Software zu profitieren.“
Novell begründet sein Engagement für Linux mit der Portierung seiner Flaggschiff-Technologie E-Directory im Jahr 2000. Im April dieses Jahres kündigte Novell an, alle Services von Netware sowohl auf dem Netware- wie auch auf dem Linux-Kernel zur Verfügung zu stellen – bei voller Unterstützung durch Novells Support.
Im August hatte Novell den Linux-Spezialisten Ximian übernommen, der über Lösungen zum Desktop-Management verfügt und Möglichkeiten zur Nutzung von Microsoft .NET-Applikationen auf Linux bereitstellt. Im September kündigte Novell einen offenen Beta-Test seiner Netzwerkdienste Novell Nterprise Linux Services 1.0 an, ein Angebot, das auf Suse Enterprise Server und Red Hat Enterprise Linux läuft. „Wir haben uns für Suse entschieden, weil sie klarer Technologieführer bei Linux-Lösungen für Unternehmen sind“, sagt Messman. „Mit der Übernahme stärken wir unsere Fokussierung auf unsere Kernaufgabe: unseren Kunden zu helfen, den Wert ihrer Daten und Informationen sicher und wirtschaftlich zu nutzen.“
Neueste Kommentare
7 Kommentare zu Novell kauft Suse
Kommentar hinzufügenVielen Dank für Ihren Kommentar.
Ihr Kommentar wurde gespeichert und wartet auf Moderation.
Verantwortungsvoll
Als Mitarbeiter eines Novell-Systemhauses (mit Kompetenzen im Linuxbereich) denke
ich, dass Novell sehr verantwortlich mit dem Kaugfobjekt umgehen wird. Der Kauf ist ja erst heute (20.01) perfekt
gemacht worden.
Die einzigen Effekte, die ich (als Nutzer beider Systeme) bislang versprüre, ist, das die Suchmaschinen-
ergebnisse für unsere eigene Site für
Begriffe wie Novell und Nürnberg SEHR gelitten haben.
Novell tendiert ja schon sehr lange Richtung Linux – es war somit ein folgerichtiger Entschluss sich einen grossen Distributor unter den Nagel zu reissen.
Ich denke in diesem Fall können beide voneinander lernen und profitieren. (z.B. ist Novell die Eintrittskarte ins Amerikageschäft – SuSE wiederrum einer der besten KnowHow-Partner, die man sich im Bereich Linux wünschen könnte.
Ich sehe die Entwicklung von Linux allgemein zwar mit Sorge, da die beiden
groessten Distributoren (RH und SuSE) nun entweder die Arbeit teilweise eingestellt haben oder aber "unter den Hammer kamen" – die Entwicklung und das
Zusammenwachsen von Novell und SuSE macht mich jedoch gespannt darauf, was die Zukunft noch bringen wird.
Bernd Schwaegerl
Müller-Knoche GmbH
Novels SüSe Übernahme
Die Großen fressen die Kleinen, das ist der Gang der Welt. —
Wo aber blieben unsere eigene Grössen,
wie Siemens und Banken. Verstehen die nichts von Wachtumsgeschäften.
Auch Europa lahmt in seiner Größe, Deutschland und Frankreich scheinen gar an Fallsucht erkrankt.
Längst ist ein europäisches Konjunkturprogamm fällig. Ein Programm, daß das europäisches know-how und Spitzentechnologie auch in Europa bindet.
Die Wirtschaftspolitik der europäischen Staaten fördert die Korruption; nicht Konjunktur. — Hier sind nicht nur die Weichen falsch gestellt, auch die Bremsgewichte kaum noch abzuwerfen.
Wir müssen unsere Euros nicht auf den Mond schiessen, aber es bedarf ein Konjunkturprogramm, vergleichbar der amerikanischen Raumfahrt, um unsere Verkrustungen auch nur aufzureißen.
Eine europäische know how- und Technologie-Schmiede schaft Impulse und Arbeitsplätze. Das entscheidende aber ist, indem Maße wie know how und Spitzentechnologie hier in Europa gebunden werden, folgen auch die Investitionen, die Arbeitsplätze und Konjunktur nach.
Wollburg
Ein Troß folgt einem Umzug….
Wie mein Vorredner habe Ich nur eins generell zu bemerken:
– wenn jemand geht, dann geht nicht nur die Person selbst, es geht das gesamte Umfeld um diese Person mit
Das sollten die Damen und Herren Politiker in D sowie in der EU bei Ihren Überlegungen bedenken !
Chris
Freßsucht !
Die Großen fressen die Kleinen – das liegt unserem Wirtschaftssystem im Blut. Die ganz Kleinen, nämlich die Arbeiter und Angestellten, haben meist zuerst das Nachsehen. Wir haben ja noch nicht genug Arbeitslose … ?
Da ist es egal, ob der Große Novell oder Metro oder sonstwie heißt – erst wird die neue kleine Firma ausgesaugt und dann plattgemacht, also Novell Suse Linux 10.0, Novell Linux 11.0, gar kein Linux 12.0 – oder so ähnlich …
Linux hat mich verraten.
Gott sei dank das ich die Version 9.0 noch nicht gekauft habe. Ja Deutschland so geht dir alles verloren, dank "Echolot"! Wie viele Miliarden sind das im Jahr?
geht ja zu wie auf strassenstrich, auch suse prostituiert sich also !
sodele und wieder hat sich einer für die amis prostituiert. wir werden es noch bereuen, all unsere spitzentechnologie wie aufm strassenstrich an potente amis etc. zu verhökern. ich erinnere nur an die siebziger, als die japaner grosse teile der photo, hifi-tv, motorad…industrie in d-land und europa platt machten. davon haben sich diese branchen auch nie mehr erholt. ich finde es erschreckend, wie viele amikonzerne heute hinter einstigen deutschen unternehmen und marken stecken. in dem sinne, froher ausverkauf
AW: geht ja zu wie auf strassenstrich, auch suse prostituiert sich also !
ich kann dem nur zustimmen ! ausserdem wird der neue distributur sicherlich kein "einfaches" user-linux weiterentwickeln,sondern eine buisiness-lösung,damit man schön abhängig bleibt von novell. schade