Yahoo wurde wegen seines stetigen Sinkflugs schon seit Monaten als Übernahmekandidat gehandelt. Doch die klassischen Investoren haben zu lange auf günstige Preise gewartet. Jetzt, wo sie im Prinzip möglich wären, verhindert die Finanzkrise der Banken deren Mithilfe bei Deals dieser Größenordnung – zumal Microsoft mit seiner großzügigen Offerte die Hürden unerwartet hoch gelegt hat.
Doch warum möchte Microsoft-Chef Steve Ballmer über 30 Milliarden Euro für ein Unternehmen zahlen, das im Internet-Werbemarkt den Anschluss an den Marktführer fast genauso enttäuschend verpasst hat wie der Windows-Konzern selbst? Anders als beim HP-Compaq-Deal besteht nicht der Hauch einer Chance, durch schiere Größe die Markführerschaft auf irgendeinem Gebiet zu erlangen. Bei den Werbeeinnahmen kommen Microsoft und Yahoo zusammen vielleicht einmal auf 20 Prozent gegenüber der Dreiviertel-Marktdominanz von Google.
Tatsächlich sind die Einlassungen Ballmers nicht besonders aufschlussreich. Sie klingen, als wolle Microsoft Yahoo kaufen, um Kosten durch Synergien zu sparen. Das ist wahrscheinlich nicht so gemeint, kann aber als Drohung verstanden werden, Yahoo-Mitarbeiter in Geschäftsfeldern mit Überschneidungen (Portale, Newsdienste, E-Mail etc.) zu feuern. Nichts wäre tödlicher. Internet-Companies leben nicht von Produkten oder Patenten, sondern von Mitarbeitern, die die komplexen Internet-Geschäftsmodelle technisch umsetzen können. Microsoft wird alles tun müssen, um Yahoos Fachleute an Bord zu halten.
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