Oracle hat die Ergebnisse einer in seinem Auftrag von Quocirca durchgeführten Umfrage zum technischen Stand in Rechenzentren veröffentlicht. Dafür wurden im Februar und März 2011 etwas über 900 Unternehmen unterschiedlicher Branchen befragt. Alle befragten Unternehmen haben einen Umsatz von mehr als 70 Millionen Euro. Aus Deutschland nahmen 80 Firmen teil.
Bei der Auswertung wurden Deutschland und die Schweiz (30 befragte Unternehmen) dann in einen Topf geworfen. Nicht zum Schaden einer der beiden: Gemeinsam liegen sie in dem Vergleich mit den Benelux-Ländern, Frankreich, Großbritannien, der iberischen Halbinsel, Italien und Skandinavien an der Spitze.
Rechenzentren in Deutschland und der Schweiz erreichen auf der Skala von Null bis Zehn im Durchschnitt einen Index-Wert von 6,09. Es folgen die ebenfalls zusammengefassten skandinavischen Länder mit 5,95, die drei Benelux-Staaten mit 5,64, Großbritannien mit 5,43 und Frankreich mit 4,91. Rechenzentren in Spanien und Portugal erreichen 4,73, in Italien 4,50 Punkte.
Schlusslicht sind die Länder des Nahen Ostens mit einem Wert von 4,41. Der Vergleichswert für Rechenzentren in den USA liegt bei 5,79. Europaweit führen bei der Ausgereiftheit ihrer Rechenzentren Unternehmen aus der Telekommunikationsbranche, gefolgt von Energie, Finanzdienstleistern und Unternehmen aus dem Gesundheitswesen. Die beiden letzten Plätze belegen der öffentliche Sektor und die Einzelhandelsbranche.
Der Index-Wert berechnet sich laut Oracle aus einer Vielzahl von Faktoren. Diese lassen sich aber drei Oberbegriffen zuordnen: Nachhaltigkeit, Flexibilität und Unterstützung der Geschäftsziele. Rolf Kersten, Hardware Product Marketing Manager bei Oracle Deutschland, vergleicht die ersten beiden Kategorien mit dem Automobilbereich: „Mit Nachhaltigkeit wird in dem Index ungefähr das gemessen, was beim Auto der Spritverbrauch ist. So wie dort viele Faktoren wie Aerodynamik und Art des Motors einfließen, sind es im Rechenzentrum Parameter wie Stand der Konsolidierung oder die Auslastung der einzelnen Server.“
Flexibilität
Flexibilität ist laut Kersten mit der PS-Zahl vergleichbar: „Wie schnell lässt sich im Bedarfsfall beschleunigen? Im Rechenzentrum sind dafür etwa Aspekte wie der Umsetzungsgrad von Systems-Management oder der Grad der Virtualisierung ausschlaggebend.“ Von den befragten Firmen in Deutschland und der Schweiz betreibt über ein Viertel 30 bis 50 Prozent der Server-Hardware virtualisiert. Knapp ein Viertel gibt sogar an, 50 bis 70 Prozent der Server mit Virtualisierung einzusetzen. Sieben Prozent lassen weniger als 10 Prozent ihrer Server-Hardware virtualisiert laufen. Damit liegen Unternehmen aus Deutschland und der Schweiz rund 20 Prozent über dem europaweiten Durchschnitt an der Spitze des Vergleichsfeldes, gefolgt von Skandinavien und Großbritannien.
Unterstützung der Geschäftsziele
Am schwierigsten zu fassen ist der Parameter-Komplex „Unterstützung der Geschäftsziele“. Dafür wurde etwa ermittelt, wie stark die IT an den Gesamtzielen des Unternehmens ausgerichtet ist (IT-Alignment), inwieweit IT- und Fachabteilung gemeinsame Workload-Planung betreiben und ob sich neue Workloads schnell integrieren lassen. Um hier gute Werte zu erzielen, sind weitreichende Standardisierung, Automatisierung und Virtualisierung von Vorteil. Allerdings scheiden sich bei diesen Aspekten die Geister.
Schließlich ist zum Beispiel Standardisierung horizontal, also auf jeder Schicht der Rechenzentrumsarchitektur, oder vertikal – also entweder am Management oder einer Applikation ausgerichtet – möglich. In letztere Kategorie fallen auch die in letzter Zeit von Oracle und anderen Anbietern vorgestellten Lösungen, die als Kombination von Hard- und Software für bestimmte Aufgaben – etwa Business Intelligence – geliefert werden. Da aber aus Sicht von Oracle beides legitim und erfolgversprechend sei, habe man in der Bewertung der Umfrageergebnisse keine Vorgehensweise bevorzugt.
Systems-Management: Dreh- und Angelpunkt
Auffällig ist, so Kersten, dass Firmen, die eine Rechenzentrums-übergreifende Strategie für das Systems-Management haben, auch beim Gesamtindex besonders gut abschneiden. Das ist zwar nicht weiter erstaunlich, bestätigt aber die Auffassung, dass ohne vernünftige Planung eben auch der Rechenzentrumsbetrieb schwierig ist. Zumal weitreichendes Systems-Management laut Oracle auch für die weiteren Fortschritte der Rechenzentren notwendig ist, etwa um den Verbrauch nach ganz unterschiedlichen Kriterien zu messen – sei es nun nach CPU-Zeit, Anzahl der Nutzer, Transaktionen, Storage-Bedarf oder Stromverbrauch – um diese internen oder externen Abnehmern dann vernünftig in Rechnung zu stellen. Mittelfristiges Ziel ist es also, eien Private Cloud zu schaffen. Daran orientiert sich auch die Bewertung des Indexes.
Außerhalb des deutschsprachigen Raums sehen über die Hälfte der Unternehmen in den kommenden zwei Jahren Bedarf für neue Rechenzentren. Bei deutschen und Schweizer Unternehmen liegt dieser Wert lediglich bei 30 Prozent. Knapp 35 Prozent von ihnen erwarten, erst innerhalb der kommenden fünf Jahre neue Rechenzentren errichten zu müssen. Wichtigster Grund, um in investieren in Rechenzentren zu investieren ist, zusätzlicher Bedarf an Storage auszubauen oder der Wunsch, Storage zu konsolidieren.
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