Der H5450, Hewlett-Packards ehemaliges Spitzenprodukt, versprach ein praktischer drahtloser Handheld zu sein, doch hinderten ihn einige Performance-Probleme daran, sein volles Potenzial auszuschöpfen. Jetzt präsentiert das Unternehmen eine aktualisierte, verbesserte Version dieses früheren High-End-Modells: den H5550 (Listenpreis: 649 US-Dollar), der großzügige 128 MB RAM-Speicher sowie das neueste Pocket PC-Betriebssystem enthält. Für den Durchschnittsverbraucher bietet er vielleicht ein wenig zu viel des Guten, Unternehmensanwender werden ihn jedoch als starkes Allroundtalent zu schätzen wissen. Abgesehen von der integrierten Tastatur ist der H5550 das Pocket-PC-Gegenstück zu Palms Tungsten C.
Design
Wie schon der H5450 ist auch der H5550 ein vollständig ausgestatteter, jedoch recht schwerer Handheld. Dieses Modell wiegt 207 Gramm und misst 137 x 84 x 15 Millimeter. Diese Maße entsprechen in etwa denen der früheren iPaqs, weshalb dieses Modell auch mit vielen Zubehörteilen und Zubehör-Sleeves der iPaq-Reihe kompatibel ist. Außerdem ist der H5550 mit dem gleichen scharfen transflektiven 65.000-Farben-TFT-Display ausgestattet, das alle iPaqs seit der Serie H3900 enthielten.
Alles wie gehabt: HP behält den traditionellen iPaq-Formfaktor bei |
Nichts Neues – dafür ist dieser iPaq mit den Erweiterungs-Sleeves von HP kompatibel |
Mit dem gleichen Antennenstummel an der Oberseite und einem biometrischen Fingerabdruck-Scanner unter der joystickähnlichen Richtungstaste wirkt der H5550 wie ein Zwilling der iPaqs der H5400-Reihe. Neben der Navigationstaste findet sich das vertraute Quartett der iPaq-Tasten, die Zugriff auf den Kalender, die Kontakte, den Posteingang und auf HPs firmeneigene Anwendung iTask bieten.
An der Oberkante des Geräts befinden sich ein SDIO-kompatibler Steckplatz für Secure Digital- und MultiMediaCard-Speichermedien, der Einschaltknopf sowie eine Aufnahmetaste, die gleichzeitig als Lautstärkeregler dient – ein cleverer Zug, wird die Aufnahmefunktion von Pocket PCs doch nur selten verwendet. Der Kopfhöreranschluss ist an der Unterkante des Geräts angebracht. Dies mag zwar auf den ersten Blick etwas seltsam erscheinen, ist jedoch eine vernünftige Wahl, wenn man bedenkt, dass die Seiten des iPaq für das Aufsetzen der erwähnten Sleeves freigehalten werden müssen. Der Kopfhöreranschluss ist im standardmäßigen 3,5-mm-Format gehalten.
Drucksache: Mit Hilfe des biometrischen Fingerabdruck-Scanners lässt sich die Investition in dieses Gerät schützen |
Sämtliche Innovationen betreffen nur das Gerät selbst und nicht seine Standard-Dockingstation |
Der H5550 wird mit einem Wechselstrom-Ladegerät, einer Dockingstation für den Datenabgleich und einem Dongle geliefert, mit dem sich der aufladbare Akku auch unterwegs laden lässt. Man kann den H5550 über USB verbinden, doch falls man ihn an ein älteres System anschließen will, steht auch ein serieller Anschluss zur Verfügung. Zwar gibt es kein separates USB-Kabel, mit dem sich der Datenabgleich ohne die Dockingstation durchführen ließe, die integrierten Wi-Fi- und Bluetooth-Funktionen bieten jedoch zwei weitere Möglichkeiten für den Abgleich mit entsprechend ausgestatteten Systemen. Noch ein Vorteil: Solange er sich in der Dockingstation befindet und mit einem PC verbunden ist, kann der Akku des H5550 auch über den USB-Anschluss geladen werden.
Ausstattung
Verdächtige SIMs: Unterhalb des Akkus befindet sich ein Slot für eine SIM-Karte – plant HP etwa ein iPaq-Handy? |
Die interessantesten Features des iPaq H5550 finden sich in seinem Inneren. Der 400-MHz-XScale-Prozessor ist momentan Intels schnellster Prozessor, allerdings behaupten manche Quellen, dass Samsungs neuer 266-MHz-Prozessor ihm durchaus ebenbürtig sei. HP hat auch den RAM-Speicher auf beeindruckende 128 MB und das ROM auf 48 MB aufgestockt. Damit gibt es jede Menge Platz für das neue Pocket PC 2003, und es bleibt sogar noch Raum für die sichere Speicherung wichtiger Informationen im nicht flüchtigen Flash-Speicher (die verfügbare Kapazität hängt vom Modell ab). Die unangefochtenen Stars sind jedoch die integrierten Wi-Fi- und Bluetooth-Funktionen, die dem Anwender neue Kommunikationsmöglichkeiten mit anderen Bluetooth-Geräten eröffnen oder es ihm erlauben, sich in die 802.11x-Netze einzuwählen, die momentan überall wie Pilze aus dem Boden schießen.
Andere Hardware-Verbesserungen sind jedoch ebenfalls beeindruckend – und werfen zum Teil einige Fragen auf. Zu erwähnen ist hier zunächst der Kopfhöreranschluss, der nicht nur dem Standardformat entspricht (und somit die Verwendung der bevorzugten Kopfhörer erlaubt), sondern auch über ein Mikrofonelement für die Verwendung eines Headsets verfügt. Im Gegensatz zu früheren iPaqs ist der Akku dieses Modells austauschbar – ein großer Vorteil, denn so kann man zusätzlich gekaufte Zweitakkus einsetzen. Unterhalb des Akkus befindet sich anscheinend ein Steckplatz für eine SIM-Karte, was die Vermutung nahe legt, dass HP an einer Kombination aus iPaq und Handy arbeiten könnte. HP wollte zu der Frage, ob es ein solches iPaq-Smart-Phone gebe werde, zwar keine Stellung nehmen, doch sagt der SIM-Karten-Steckplatz eigentlich schon alles.
Wie bereits erwähnt, ist auch das Betriebssystem neu. Microsofts Pocket PC 2003 soll über bessere Wireless-Funktionen verfügen, sich leichter einrichten lassen und mehr Sicherheit bieten. Auch die E-Mail- und PIM-Funktionen wurden verbessert, und Microsoft integriert eine ganze Reihe neuer Programme, wie Windows Media Player 9, ActiveSync 3.7, ein Programm zur Bildbearbeitung/Bildbetrachtung und ein Spiel. Weitere Einzelheiten über das Betriebssystem finden sich im ZDNet-Sonderbericht zum Pocket PC 2003.
Über den SD-Erweiterungssteckplatz kann man das Gerät um Speicher oder um SDIO-Geräte erweitern |
Die Unterkante ist nur scheinbar ein seltsamer Ort für den Kopfhöreranschluss, der glücklicherweise im Standardformat von 3.5 mm gehalten ist |
HP liefert eine ganze Reihe maßgeschneiderter iPaq-Anwendungen mit, darunter Fingerprint Reader, Backup, File Store (zum Aufzeichnen wichtiger Infos im nicht flüchtigen ROM-Speicher), iTask Manager und Image Viewer. Die meisten dieser Anwendungen ähneln jedoch entweder eher Steuerungs-Applets als vollständigen Programmen, oder sie werden durch die in Pocket PC 2003 eingebetteten Programme überflüssig gemacht. Auf der Software-CD ist allerdings eine umfangreiche Auswahl an Programmen von Drittherstellern enthalten, die für fast jeden Bedarf etwas zu bieten haben. Unter den interessanteren Titeln finden sich Westek ClearVue Suite, mit dem sich E-Mail-Anhänge und Office-Dokumente in ihren ursprünglichen Formaten anzeigen lassen, und einige Voice-over-IP-Lösungen (VoIP) wie Avaya IP Softphone und IP Blue VTGO.
Leistung
Der 400-MHz-Prozessor des H5550 versorgt das Gerät mit jeder Menge Power für Arbeit und Freizeit. Mit 128 MB RAM steht außerdem ausreichend Platz zur Verfügung, bevor man ein zusätzliches Speichermedium einstecken muss. Filme und Spiele laufen auf diesem Gerät gleichermaßen gut. Bounty Hunter 2099 von Hexacto ließ sich problemlos spielen und kam ohne die Aussetzer und Timing-Probleme früherer iPaqs aus.
Auch die Netzwerkarbeit mit Wi-Fi funktionierte gut. Dank Microsofts Verbesserungen wurde die Einrichtung einer Verbindung deutlich vereinfacht, und der HP konnte das Netzwerk sofort erkennen. Nur zwei Klicks später konnte das Testteam schon über einen Wi-Fi-Access-Point im Internet surfen. Für einen Handheld bauten sich die Seiten zwar recht schnell auf, doch waren einige der von HP ausgewählten Favoriten nicht für den Pocket Internet Explorer optimiert. Die Streaming-Media-Performance war beeindruckend: So wurde ein Trailer zu Terminator 3 auf dem H5550 absolut flüssig abgespielt.
Die HP-Anzeige: Seit der 3900er-Reihe liefern HPs iPaq-Bildschirme ein scharfes und helles Bild.
Auch die Bluetooth-Funktion arbeitete einwandfrei. Die Verbesserungen an Pocket PC 2003 haben Bluetooth benutzerfreundlicher gemacht und den Verbindungsprozess deutlich vereinfacht. Innerhalb kürzester Zeit ließ sich im Test eine Verbindung zu einem anderen Bluetooth-fähigen iPaq (dem H2210) herstellen, wobei die Dateien äußerst rasch übertragen wurden. Bluetooth lässt sich auch für Verbindungen zu einem Handy, einem Headset oder, für Internetzugang oder Datenabgleich, einem PC verwenden.
Der H5550 wird mit einem Lithium-Ionen-Akku mit 1.250 mAh ausgeliefert, der eigentlich für ausreichend lange Zeiträume zwischen den Ladevorgängen sorgen sollte. Das Gerät scheint jedoch ziemlich stromhungrig zu sein, denn in den Tests erwiesen sich seine Akkulaufzeiten nur als durchschnittlich. Beim Abspielen von Filmen in PocketTV bei 50%iger Helligkeit des Bildschirms hielt der iPaq nur 3 Stunden und 25 Minuten durch, bevor er sich ausschaltete. Zugegeben, das ist zwar besser als die 3 Stunden und 17 Minuten des H2210, doch verwendet dieses abgespeckte Modell auch nur einen Akku mit 900 mAh. Bei der weniger anspruchsvollen Aufgabe des Abspielens von MP3s kann man zwar mit besserer Leistung rechnen, doch dürfte die Akkudauer bei Verwendung der energieintensiven Wi-Fi- oder Bluetooth-Funktionen sogar noch schlechter ausfallen.
Fazit
Ausgestattet mit Bluetooth, Wi-Fi und 128 MB an RAM-Speicher ist der H5550 das Schweizer Taschenmesser für den mobilen Power-User.
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