Ralph Haupter, Vorsitzender der Geschäftsführung von Microsoft Deutschland, hat die Aussagen von Google-Chairman Eric Schmidt bei seiner Eröffnungsrede zur CeBIT gestern in Hannover kritisiert. Haupter bedauerte, dass sich Schmidt zum Leitthema der Messe – Managing Trust – nur vage geäußert hat.
„Ich hätte von Eric Schmidt zum Thema Managing Trust eine klarere Position erwartet. In der Schule würde man sagen: Thema verfehlt! Das ist schade, denn ich finde, dass sich die IT-Branche auch den unbequemen Fragen der digitalen Debatte stellen muss“, so Haupter in einer Mitteilung an die Presse. Schmidt habe jedoch auf diese Fragen keine Antworten gegeben, sondern stattdessen über die digitalen Möglichkeiten der Zukunft gesprochen.
Bitkom-Präsident Dieter Kempf, Ministerin Ilse Aigner und Messechef Ernst Raue bei der Bitkom-Pressekonferenz in Hannover (Bild: ZDNet.e).
„Das reicht meines Erachtens nicht aus. Als Branche müssen wir uns den zentralen Herausforderungen des Datenschutzes, der Sicherheit, des Zugangs und der Transparenz in der digitalen Welt jetzt stellen. Wir müssen die Debatte darüber aktiv führen. Diese Chance wurde heute nicht genutzt“, so Haupter weiter.
Dem Microsoft-Deutschland-Chef zufolge entsteht Vertrauen nur durch Verantwortung. Als Leitthema der weltgrößten IT-Messe dürfe Managing Trust deshalb kein Feigenblatt für die ungelösten Fragen der digitalen Debatte sein. „Als Branche müssen wir uns den zentralen Herausforderungen des Datenschutzes, der Sicherheit, des Zugangs und der Transparenz in der digitalen Welt stellen. Wir müssen die Debatte darüber aktiv führen und Verantwortung für die gesellschaftlichen Folgen unserer Innovationen zeigen. Dabei geht es auch darum, ob wir als IT-Anbieter konkrete, nachprüfbare Schritte unternehmen, durch die sich das Vertrauen in neue Technologien weiter festigen lässt.“
Zu Diskussionen um das Thema war es bereits gestern bei der Pressekonferenz des Bitkom zusammen mit Bundesverbraucherministerin Ilse Aigner (CSU) gekommen. Messe-Chef Ernst Raue hatte erklärt, das Thema sei nicht von der Messegesellschaft festgelegt, sondern in Gesprächen mit der Branche vereinbart worden. Für Bitkom-Präsident Dieter Kempf ist das Thema die logische Fortsetzung des letztjährigen Leitthemas Cloud Computing: Gerade in der Cloud spiele Vertrauen eine besondere Rolle.
Kempf verwies dabei auf eine aktuelle Umfrage im Auftrag des Bitkom. Deren Ergebnissen zufolge veröffentlichen oder speichern vier von fünf Anwendern persönliche Daten im Web. 71 Prozent der Internetnutzer möchten ihre Inhalte mit vielen anderen Menschen teilen, immerhin bereits 22 Prozent legen Sicherheitskopien von Bildern oder anderen Dateien online auf fremden Servern ab. Doch jeder fünfte Onliner nutzt keine dieser Möglichkeiten – entweder, weil ihm Informationen fehlen, oder, weil er sich um seine persönlichen Daten sorgt.
„Im Internet öffnet sich derzeit ein neuer digitaler Graben – zwischen Web-2.0-Profis, die sich gekonnt und sicher im Netz bewegen und einer großen Gruppe, die aus mangelndem Know-how oder Angst um Daten lediglich E-Mails verschickt und wenige ausgewählte Webangebote nutzt“, so Kempf. Wichtigste Kriterien für Vertrauen im Internet sind der Bitkom-Umfrage zufolge Datensicherheit, Datenschutz, verständliche und faire Geschäftsbedingungen sowie eine transparente Abwicklung von Bestellungen. Diese Punkte nennen jeweils mindestens sieben von zehn Internetnutzern.
Kempf zufolge legen der Umgang mit Daten, Fairness und Transparenz die Basis für Vertrauen. Für Bundesverbraucherministerin Aigner gehören dazu aber auch verbraucherfreundliche Technik und datenschutzfreundliche Voreinstellungen im Design der Angebote. Außerdem sollten von vornherein nicht mehr Daten erhoben werden, als für den konkreten Zweck erforderlich ist.
Die Debatte ist durch die aktuellen Änderungen von Googles Datenschutzerklärung zu sehen. Sie war bereits von deutschen und EU-Datenschützer kritisiert worden. Auch Ministerin Aigner hatte sich gestern auf der Bitkom-Pressekonferenz noch einmal kritisch dazu geäußert: Sie bemängelte, dass Google Daten von Diensten zusammenführe, von denen es seinen Nutzern zuvor versprochen habe, genau dies nicht zu tun.
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