Der Bitkom hat sich gegen ein Pfand auf Mobiltelefone ausgesprochen. Der Branchenverband lehnte einen entsprechenden Vorschlag der Bundestagsfraktion von Bündnis 90/Die Grünen ab. Das Problem sei zwar richtig erkannt, die Pfandlösung jedoch der falsche Weg.
„Seit Jahren weisen wir auf die Millionen Althandys in Haushalten hin. Wir freuen uns, dass die Grünen ebenfalls aktiv werden“, sagte Bitkom-Hauptgeschäftsführer Bernhard Rohleder. „Ein Pfandsystem für Handys ist aber genau der falsche Weg. Ein Pfand würde die bestehenden Rücknahmesysteme zerstören, und der bürokratische Aufwand läge in keinem Verhältnis zum angestrebten Nutzen. Handys sind keine Dosen.“
Handy von Sagem aus dem Jahr 2005 (Bild: Sagem)
Laut einer Bitkom-Umfrage liegen rund 83 Millionen alte und ungenutzte Mobiltelefone in den heimischen Schubladen, in Kellern und auf Speichern. Insgesamt zwei Drittel (66 Prozent) der Verbraucher in Deutschland haben ein oder mehrere Mobiltelefone zu Hause, die sie nicht verwenden.
„Handys werden im Schnitt nach spätestens drei bis vier Jahren ausgemustert“, führte Rohleder aus. „Ein Pfandsystem, das über so lange Zeiträume verwaltet werden muss, erzeugt einen enormen bürokratischen Aufwand und ist praktisch kaum umsetzbar.“ Von Cashback-Aktionen wisse man, dass kaum jemand ein funktionsfähiges Handy zurückgebe, nur weil er dafür ein paar Euro bekomme.
Ein Pfand laufe im besten Fall ins Leere, im schlechteren Fall sei es kontraproduktiv. „Wir müssen die Hürden möglichst niedrig setzen, dann funktioniert auch die Rückgabe“, sagte Rohleder.
In den vergangenen Jahren haben alle großen Netzbetreiber Rücknahmesysteme für Handys etabliert. Die Altgeräte können einfach per Post zurückgeschickt werden. Dazu haben Kunden die Möglichkeit, portofreie Versandumschläge im Internet anzufordern oder im Handy-Shop abzuholen. Einige Betreiber nehmen alte Handys auch direkt in den Geschäften entgegen.
Alte Handys lassen sich auch in den kommunalen Abfallsammelstellen kostenlos abgeben. Von dort gehen die Geräte an die Hersteller oder Recyclingunternehmen, die für eine umweltgerechte Entsorgung oder Wiederaufbereitung sorgen.
Wer sein Gerät zurückgibt, tut oft gleichzeitig etwas Gutes. Viele Unternehmen spenden für jedes eingesandte Mobiltelefon an Umweltorganisationen, soziale Einrichtungen oder andere Hilfsprojekte. Rohleder: „Auf diesem Weg fließt jedes Jahr ein Millionenbetrag an karitative Organisationen. Mit einem Zwangspfand würde dieses Spendenverfahren praktisch gestoppt.“
Rund 80 Prozent der in einem Handy verwendeten Materialien können wiederverwertet werden. Darunter sind auch wertvolle Metalle wie Gold, Silber und Kupfer sowie seltene Erden. „Zwar sind die Rohstoffmengen in einem einzelnen Handy gering, in Summe kann daraus ein erheblicher Beitrag zum schonenden Umgang mit knappen Ressourcen werden“, erklärte Bitkom-Geschäftsführer Rohleder.
[mit Material von Lutz Pößneck, Silicon.de]
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