Linux-Projekt CentOS steckt in schwerer Krise

Dem Ableger des Open-Source-Betriebssystems Red Hat Enterprise Linux (RHEL) droht eine Spaltung oder sogar das Ende. Führende Programmierer kritisieren den Gründer Lance Davis. Er habe monatelang nicht auf Anfragen reagiert.

Logo von CentOS
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Führende Mitglieder des Linux-Projekts CentOS haben einen offenen Brief an Gründer Lance Davis geschrieben. In dem Schreiben werfen sie ihm vor, sich vom übrigen Team und dem Projekt abzukapseln. Es drohe eine Spaltung, wenn nicht das Ende von CentOS, das ein Ableger des Open-Source-Betriebssystems Red Hat-Enterprise Linux (RHEL) ist. Lance Davis hat zu den Vorwürfen bislang nicht Stellung genommen.

„Du hast Dich anscheinend in ein Loch verkrochen – das geht so nicht“, schreiben die Lead-Programmierer in dem offenen Brief. „Bitte, mach‘ CentOS nicht kaputt, nur weil Du Dich dafür fürchtest, das Management des Projekts mit anderen teilen zu müssen. Das Projekt wird ganz sicher sterben, wenn uns die Entwickler davonlaufen.“

Der Brief wurde von verschiedenen gleichzeitig erscheinenden Blog-Einträgen begleitet. Es äußerten sich unter anderem Russ Herrold, Ralph Angenendt, Karanbir Singh, Tim Verhoeven und Dag Wieers vom CentOS-Team.

Angenendt spricht die prekäre Finanzsituation an: „Das Projekt hängt zu stark an einer einzigen Person … an einer Person, die keine Anrufe beantwortet, nicht zu Meetings geht und nicht die Dinge veröffentlicht, die sie versprochen hat. Nachdem Lance in den letzten Monaten auch keine Nachfragen beantwortet hat, zieht das übrige Team jetzt die Notbremse: Alle Werbeanzeigen wurden von der Site und aus dem Wiki entfernt. Wir nehmen zur Zeit auch keine Spenden über Paypal mehr an.“

Zwischen den Zeilen kann man in Russ Herrolds Text die Drohung herauslesen, dass das Projekt unter einem anderen Namen weitergeführt wird: „Bitte nimm sofort Kontakt zu mir oder einem anderen Unterzeichner dieses offenen Briefes auf. Wir müssen die nötigen Informationen zusammenbekommen, damit das Projekt unter centos.org weiterlebt.“

Eine Abspaltung ist in der Open-Source-Welt nichts Ungewöhnliches. Die Unzufriedenheit mit dem Content-Management-System Mambo zum Beispiel führte 2005 zur Entwicklung von Joomla. NeoOffice spaltete sich von OpenOffice.org ab, weil die Unterstützung für Mac OS X nicht zufriedenstellend war.

Themenseiten: Centos, Linux, Open Source, Red Hat, Software

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