Hewlett-Packard wird seine Highend-Business-Intelligence-Plattform Neoview bis 2014 auslaufen lassen. An Neukunden wird sie ab sofort nicht mehr verkauft. Das berichtet Computerworld unter Berufung auf eine dem Blatt vorliegende Stellungnahme des Konzerns.
Noch bis vor kurzem hatte das Unternehmen sich verdichtende Gerüchte über das Ende der als Gesamtpaket aus Software, Hardware und Services verkauften Plattform immer wieder als haltlos zurückgewiesen. Noch Mitte Januar bei der Vorstellung der gemeinsam mit Microsoft entwickelten BI-Appliances sagte ein HP-Sprecher auf Nachfrage von ZDNet, diese Appliances und Neoview sprächen ganz unterschiedliche Kundengruppen an.
Branchenkenner sahen Neoview bereits bei der Einführung kritisch. Die Plattform wurde teilweise als Versuch des damals frisch gebackenen HP-Chefs Mark Hurd gesehen, seinem ehemaligen Arbeitgeber Teradata Konkurrenz zu machen. Er grub dazu das von HP Jahre zuvor mit der Übernahme von Tandem erworbene NonstopSQL wieder aus und verheiratete es mit neuerer Software.
Der Versuch muss aber als gescheitert betrachtet werden. Reuters spricht von einigen Dutzend, Forrester Research dagegen von rund hundert zahlenden Kunden. Ziel waren jedoch mehrere hundert. Als Referenzkunden sind außer HPs eigener IT 3M, die US-Retailer Bon-Ton Stores und Walmart sowie der Dienstleister Ramco. Letzterer hatte noch im Sommer 2010 auf Basis von Neoview ein Analysesystem für Banken, Finanzdienstleister und Vermögensverwalter entwickelt, das in erster Linie auf dem asiatischen Markt vermarktet werden sollte.
Offenbar hat sich die im Markt als überteuert und zu komplex empfundene HP-Lösung aber nicht gegen vergleichbare Angebote von EMC (seit der Übernahme von Greenplum), IBM und Oracle sowie dem kürzlich von IBM übernommenem Start-up Netezza durchsetzen können. Zusätzlich hat SAP, bei der Einführung von Neoview Technologiepartner von HP, mit der HANA-Appliance kürzlich ein eigenes Produkt vorgestellt. Andere HP-Partner wurden vom Wettbewerb übernommen: Cognos und SPSS von IBM, Golden Gate durch Oracle.
Mark Smith, CEO von Ventana Research, hatte bereits Anfang Dezember HPs Ausstieg aus dem BI-Markt erwartet. Seiner Ansicht nach sind IBM, Oracle und SAP die Gewinner bei HPs Entscheidung, Neoview aufzugeben. Er kritisiert das HP-Management dafür, sich gleich nach Hurds Abgang in diese Richtung festgelegt und nicht gewartet zu haben, bis sich Apotheker eingearbeitet hat. Allerdings sei es jetzt, nachdem nahezu alle wichtigen Buisness-Intelligence-Anbieter von großen Konzernen gekauft wurden, für HP schwer, in dem Segment noch Fuß zu fassen: Obwohl der Konzern das meiste Geld zur Verfügung hatte, habe er eine große Chance verpasst.
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