Facebooks Datenschutzpolitik ruft Behörden auf den Plan

Kanadische Studenten reklamieren 22 Rechtsverstöße

Facebook steht aufgrund seiner Datenschutzpolitik erneut unter Beschuss: Eine Gruppe von Studenten der Canadian Internet Policy and Public Interest Clinic (CIPPIC) hat nun eine Beschwerde gegen das Social Network eingereicht, in der sie insgesamt 22 Punkte auflistet, in denen die Plattform offenbar gegen das kanadische Datenschutzrecht verstößt.

„Mit über sieben Millionen Nutzern in Kanada muss Facebook öffentlich dafür zur Rechenschaft gezogen werden“, sagt Phillipa Lawson, Direktorin von CIPPIC in einem BBC-Interview. Facebook sammle sensible Daten und zeige sie ohne Zustimmung der Nutzer für alle einsehbar im Internet, lautet der Hauptkritikpunkt der Beschwerde. Außerdem würden User nicht darüber informiert, wie die Daten weiter verwertet werden.

Die Datenschützer kritisieren zudem die Löschung von Profilen bei Facebook. Mitglieder des Social-Networks hatten schon im Februar dagegen protestiert, dass selbst nach dem Stilllegen eines Accounts weiterhin Daten gelistet bleiben. Facebook hatte daraufhin Verbesserungen für die Privatsphäre der Nutzer versprochen.

Die neuerlichen Anschuldigungen seitens der kanadischen Datenschutzgruppe weist die Plattform deutlich zurück. Facebook erfülle die höchsten Standards, was die Privatsphäre der Nutzer betreffe. Das sei auch ein Grund dafür, dass knapp 40 Prozent der kanadischen Internetuser das Social Network besuchten, heißt es in einer Stellungnahme des Unternehmens. „Wir haben die Beschwerde angesehen und klare Fehler darin entdeckt – insbesondere, dass darin nicht erwähnt wird, dass nahezu alle Daten mit der Einwilligung der Facebook-Nutzer öffentlich gezeigt werden.“

Im Grunde seien alle sozialen Netzwerke verdächtig, sagte Lawson. Noch in diesem Jahr soll möglicherweise auch MySpace genauer von den Datenschützern unter die Lupe genommen werden. CIPPIC habe sich zunächst auf Facebook konzentriert, weil es die populärste Networkingseite im Land sei und sich vor allem Teenager davon angesprochen fühlten, die sich oft nicht über die Risiken bei der Weitergabe von Daten bewusst seien.

Teenager im Alter von 14 Jahren wüssten häufig nicht einmal, dass Privateinstellungen existieren oder wie sie richtig eingesetzt werden, erklärt der an der Facebook-Untersuchung beteiligte Harley Finkelstein. „Es hat sich außerdem gezeigt, dass sogar bei strengsten Privateinstellungen immer noch Informationen weiter verteilt werden, wenn zum Beispiel die Freunde einen niedrigeren Sicherheitsgrad gewählt haben.“

Die kanadische Datenschutzbeauftragte Jennifer Stoddart hat nun ein Jahr Zeit, die eingereichte Beschwerde zu prüfen. Dann soll entschieden werden, ob ein Verfahren gegen Facebook eingeleitet wird.

Themenseiten: Big Data, Datenschutz, Facebook, Telekommunikation

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