Was zunächst nach der HP-Version von IBMs Marketingkampagne „Smarter Planet“ klingt, reicht bei genauerem Hinsehen viel weiter – und wird binnen zehn Jahren jeden Anwender eines Handys oder Computers betreffen: In den HP Labs haben die Entwickler kleinen Chips beigebracht, wie sie Vibrationen erkennen und deuten sollen. Das klingt zunächst nicht besonders aufregend, eröffnet aber ungeahnte Anwendungsmöglichkeiten.
Solche Akzelerometer (Beschleunigungssensoren) stecken bereits in Apples iPhone, doch „unsere sind tausendmal empfindlicher“, sagt Stan Williams, Leiter der Information and Quantum Systems Labs und Vordenker des Projekts CeNSE (Central Nervous System of the Earth). „Sie können GPS-Geräte ersetzen.“
Stanley Williams, Leiter der Information and Quantum Systems Labs bei HP (Bild: Hewlett-Packard)
Die Einsatzbereiche für die kleinen Siliziumchips sind vielfältig. Denn diese Sensoren verleihen jedem Gerät quasi den Tastsinn. Sie können Materialermüdung bereits im frühen Stadium erkennen, etwa bei einer Brückenkonstruktion oder am Radstand eines ICE-Zuges, und können vor Risiken warnen. Ein Sensorennetzwerk kann auch helfen, Ressourcen einzusparen, etwa beim Ersetzen einer Pumpe.
„Viele Pumpen müssen heute per Gesetz nach dem ersten Drittel ihrer erwarteten Lebensdauer ausgetauscht werden“, so Williams. Künftig ließen sie sich viel besser überwachen und wirtschaftlicher nutzen. Betreiber von Kraftwerken sowie Energie- und Wasserversorgungswerken, die ihren Verbrauch genauer der Nachfrage anpassen wollen und Risiken in ihrer Infrastruktur suchen, geben sich bei Williams die Klinke in die Hand.
Doch der Tastsinn ist nur einer von fünf Sinnen. Die Forscher der HP Labs sind gerade dabei, ihren Sensoren das Schmecken und Riechen von biologischen und chemischen Substanzen beizubringen. „Wir wollen unsere Sensoren für viel breitere Märkte verfügbar machen“, sagt Williams, „etwa in Mobiltelefonen.“ Er kann sich vorstellen, dass ein Konsument künftig ein Handy am Obststand seines Supermarkts mit eingebautem Schnüffelchip eine Frucht auf Rückstände von Pestiziden untersucht. Stammt diese Frucht wirklich aus biologischem Anbau oder wurde sie falsch ausgezeichnet? Künftig werden sich die Anbieter laut Williams auf solches Kundenverhalten einstellen müssen.
„Mit global verteilten Sensorennetzwerken in der Umwelt versetzen wir Menschen in die Lage, direkt mit dem Planeten Erde und miteinander zu kommunizieren“, schrieb Stan Williams im Februar 2009 in der Harvard Business Review. „Diese Möglichkeit sollte zu Verhaltensänderungen ermutigen und Institutionen dazu bringen, uns alle zu besseren Hütern des Planeten zu machen.“
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