Facebook hat sich mit Microsoft auf die Übernahme von dessen Anzeigenplattform Atlas geeinigt. Damit stärkt das Social Network seine Position im Markt für Displayanzeigen gegenüber Google. Über die finanziellen Details der Transaktion wurde Stillschweigen vereinbart. Facebook bestätigte lediglich, dass die Beschäftigten von Atlas in Seattle bleiben werden.
Microsoft und Facebook sind bereits in vielen Geschäftsbereichen Partner. Die Gespräche über den Verkauf von Atlas, das Werbetreibenden hilft, Anzeigen zu kaufen und zu verwalten, begannen Ende vergangenen Jahres. Facebook kann mit der Akquisition Anzeigenkunden und Agenturen gleichermaßen Lösungen zum Kaufen, Verkaufen, Optimieren und Verfolgen von Online-Werbung im Web anbieten. Außerdem will es Tools bereitstellen, mit denen sich der Einfluss sozialer Aktivitäten auf das Kaufverhalten von Verbrauchern analysieren lässt.
Der Ausbau von Facebooks Werbegeschäft erscheint sinnvoll. Das Unternehmen ist schon jetzt über Facebook Connect mit tausenden Websites verknüpft. Wann immer Nutzer Inhalte einer Seite teilen oder dort auf „Gefällt mir“ klicken, erhält Facebook neue Daten, die es den eigenen Informationen hinzufügen kann. Damit lässt sich ein Soziales Werbenetzwerk aufbauen, das möglicherweise effektiver ist als Googles AdSense.
Anleger hatten sich schon länger einen Schritt in diese Richtung gewünscht. „Das ist eine große Gelegenheit und es steht bestimmt auf der To-do-Liste“, sagte Colin Sebastian, Analyst bei Robert W. Baird, kürzlich im Gespräch mit News.com. Aufgrund von Datenschutzbedenken müsse Facebook seine Pläne aber behutsam umsetzen.
Nach Angaben eines Unternehmenssprechers geht es nicht darum, ein neues Werbenetzwerk zu schaffen. Facebook wolle Werbetreibenden vielmehr dabei helfen, in allen Bereichen der digitalen Werbung die Wirkung ihrer Anzeigen nachzuvollziehen. Facebook könnte von der Lösung dieses Problems, das alle Online-Anzeigen betrifft, profitieren. Mit Atlas verfügt es jetzt über ein Werkzeug, das den Erfolg von Werbekampagnen auf und außerhalb seines Netzwerks messen kann.
„Wenn Vermarkter und Agenturen einen ganzheitlichen Überblick über die Performance einer Kampagne erhalten, werden sie viel eher sicherstellen können, dass die richtigen Leute zum richtigen Zeitpunkt die richtigen Nachrichten sehen“, schreibt Brian Boland, Direktor für Produktmarketing bei Facebook, in einem Blogeintrag. „Atlas verfügt über Möglichkeiten, die diese Art der Bewertung erlauben. Der Ausbau dieses Systems wird tiefere Einblicke in die Effektivität gewähren und zu einer besseren digitalen Werbeerfahrung für Verbraucher führen.“
Microsoft distanziert sich mit dem Verkauf von Atlas erneut von der Aquantive-Übernahme. Der Softwarekonzern hatte 2007 rund 6 Milliarden Dollar für das Werbeunternehmen, zu dem Atlas gehörte, ausgegeben, und den größten Teil dieser Kosten im vergangenen Juli abgeschrieben.
Redmond zieht sich allerdings nicht aus dem Werbegeschäft zurück. Aber statt eine Werbetechnologie und Tools zu besitzen, konzentriert sich Microsoft auf eigene Geräte und Services – etwa Windows 8, die Surface-Tablets, Xbox Live und Skype – die als Plattformen für Anzeigen dienen. „Die Transaktion erlaubt es uns, noch mehr Energie und Ressourcen in die Bereiche unseres Geschäfts zu stecken, die den Kern der künftigen Ausrichtung von Microsoft Advertising darstellen“, schreibt Dave O’Hara, COO von Microsoft Advertising, in einem Blogeintrag.
[mit Material von Jay Greene und Paul Sloan, News.com]
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