Die Universität Glasgow hat ein Cloud-artiges Rechenzentrum aus 56 Raspberry Pi und Legobausteinen für die Racks gebaut. Das Budget betrug zunächst 4000 Pfund (4700 Euro). Ihr Ansatz ähnelt dem 2012 an der Universität Southampton entstandenen Supercomputer aus 64 Raspberry Pi, ebenfalls mit Lego-Racks – allerdings nur auf den ersten Blick.
Projektleiter David White aus Glasgow zufolge kam die Idee zur PiCloud Anfang 2012 auf – als man von dem Supercomputer aus Southampton noch nichts wusste. Außerdem sollte ein Cloudansatz verfolgt werden, um Simulationen durchzuführen. Bevor man begann, die Pi-Rechner für je etwa 27 Pfund (35 Euro) einzusetzen, entstand eine erste Simulationsumgebung aus Standard-PCs. „Das war nicht verwaltbar, teuer, laut und heiß – sodass wir in einen Maschinenraum umziehen mussten“, sagt White.
Der Pi sei gerade zu dem Zeitpunkt erschienen, als man über ein Cloud-Implementierung nachdachte, bei der das zugrunde liegende Betriebssystem kaum noch eine Rolle spielen würde. Außerdem „wollten wir etwas anderes, etwas Neues versuchen“. Einen solchen Skalierungsversuch habe zuvor niemand unternommen.
Die Begeisterung der Studenten sei groß gewesen und hätte geholfen, die doch zahlreichen Herausforderungen zu meistern. Einige hätten viel Freizeit für das Projekt geopfert. Auf eine Nachfrage, was denn die größten Probleme gemacht habe, antwortete White, es sei einfach das gewesen, ausreichend Pis zu bekommen. Nach dem Start des Minirechners kämpften die Raspberry Pi Foundation und ihre beiden Distributionspartner monatelang, um die aufgelaufenen Bestellungen abzuarbeiten.
In der PiCloud in Glasgow laufen bisher Hadoop, künstliche Arbeitslasten und Webserver wie lighttpd. White betont, dass es sich nicht um einen Rechencluster handelt. Für einen Ausbau bis auf etwa 1000 Pi-Geräte sehe er keine unüberwindbaren Probleme, sagte er auch – das sei eine Zahl, die man durchaus anstrebe.
Einen Hypervisor setze man nicht ein, sondern nutze Linux-Container. Die Grundeinheit seien also statt Hypervisoren einzelne Linux-Kernel, die sich die Container mit Distributionen aufteilten. Als Storage kämen bisher nur die SD-Karten zum Einsatz, mit denen jeder Pi ausgestattet werden müsse. Man arbeite aber daran, auf Netzwerkspeicher umzusteigen.
White wehrt sich jedoch gegen Versuche, das Universitätsmodell auf kommerzielle Cloud-Installationen zu übertragen. Die Hardware des Pi sei durch das RAM (inzwischen 512 MByte, aber in Glasgow kommen noch hauptsächlich Geräte mit 256 MByte zum Einsatz) und den Takt des ARM-Chips doch sehr eingeschränkt – und wohl kaum geschäftstauglich.
[mit Material von Tom Brewster, TechWeekEurope.co.uk]
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