CyanogenMod ist eine Custom Rom, die von Entwickler Steve Kondik ins Leben gerufen wurde. Sein Spitzname Cyanogen stand Pate für die Bezeichnung der mit über 8 Millionen Nutzern beliebteste Android-Version, die nicht von Google oder einem anderen großen Hersteller stammt. Das mag gemessen an 1,5 Millionen täglichen Android-Aktivierungen auf den ersten Blick als nicht gerade viel erscheinen. Wenn man aber den Aufwand in Betracht zieht, der für die Installation von CyanogenMod erforderlich ist, relativiert sich dieser Eindruck.
Und dieser Aufwand lohnt sich: Die Vorzüge von CyanogenMod gegenüber der Standard-Android-Variante liegen in einer deutlich erweiterten Funktionalität und Anpassparkeit. Gegenüber den von den Smartphone-Herstellern auf ihren jeweiligen Geräten verwendeten Android-Versionen bietet CyanogenMod zudem den Vorteil, dass von Drittherstellern stammende und nicht löschbare Software standardmäßig nicht installiert ist. Außerdem versorgt die Entwicklergemeinschaft rund um Steve Kondik auch ältere Geräte mit Betriebssystem-Updates, wenn der Hersteller dazu längst keine Lust mehr hat. Letzteres dürfte einer der Hauptgründe für die Popularität von CyanogenMod sein.
Betriebssystemaktualisierungen führt CyanogenMod zudem relativ schnell durch. Sobald Google eine neue Android-Version freigegeben hat, dauert es nur wenige Tage, bis diese – wenn auch zunächst nur als Nightly-Testversion – zur Verfügung steht. Wer diese und andere neue Funktionen zukünftiger, stabiler CyanogenMod-Versionen gerne testen möchte, kann sein Gerät über die integrierte Update-Funktion täglich auf dem neuesten Stand halten.
Kürzlich hat Steve Kondik zusätzliche Funktionen und Dienste rund um die Custom Rom angekündigt. Demnach wird in Kürze ein Installer im Play Store erscheinen, der die Installation von CyanogenMod erleichtert, sodass auch weniger versierte Anwender das Setup durchführen können. Die aktuelle Test-Version kann man über den Beitritt zur Google+-Community ausprobieren. Sie unterstützt derzeit die Geräte Galaxy Nexus (maguro, toro, toroplus), Nexus S (crespo), Nexus 7 (grouper), Nexus 7 – 2013 (flo), Nexus 4 (mako), Nexus 10 (manta), Galaxy S2 (skyrocket, hercules, i9100), Galaxy S3 (i9300, d2att, d2spr, d2tmo), Galaxy S4 (jfltexx), Galaxy Note (quincyatt, quincytmo), Galaxy Note 2 (t0ltetmo) und HTC One (m7ul). Bei den Angaben in Klammern handelt es sich um die entsprechenden Codenamen, die zur Identifikation der richtigen Firmware Voraussetzung sind. Wer nicht auf den Installer warten möchte, geht nach einer der vielen Anleitungen im Internet für die Installation vor. Für verschiedene Geräte stehen auch sogennante Toolkitszur Verfügung, die den Anwender bei der notwendige Entsperrung von Bootloader, Installation der Custom Recovery und dem Setup von CyanogenMod behilflich sind. Wer sich mit der Kommandozeile auskennt, kann auch auch die im Android Developer Kit befindlichen Tools nutzen.
Zukunftspläne
In Zukunft will CyanogenMod auch zusätzliche Dienste für Nutzer anbieten, die an einen CyanogenMod-Account gekoppelt sind. Schon jetzt ist es möglich, sein Gerät zu lokalisieren und fernzulöschen. Eine Backupmöglichkeit, Synchchronisationsdienste und ein sicherer Speicher befinden sich in Planung. Damit wird die Custom Rom unhabängiger von Google. Schon jetzt ist es möglich, sein CyanogenMod-Smartphone oder Tablet ohne Google-Konto zu nutzen. Ob das sinnvoll ist, sei mal dahingestellt. Schließlich verzichtet man dadurch auf zahleiche Dienste wie Google Now, Maps, Gmail, Currents, Earth et cetera.
Mit der Firmengründung von CyanogenMod Inc. im September ist es nun auch einfacher, vertragliche Beziehungen mit Geräteherstellern einzugehen. Als ersten Partner konnte das Unternehmen den chinesischen Smartphoneproduzenten Oppo gewinnen. Das N1 ist das erste Smartphone weltweit, das optional ab Werk mit CyanogenMod ausgeliefert wird.
CyanogenMod plant zudem zwei Versionen der CustomRom anzubieten. Die Community Edition entspricht im Wesentlichen der aktuellen Variante. Die Pro Edition soll höhere Ansprüche an die Sicherheit erfüllen. Der Root-Zugriff bei dieser Variante ist standardmäßig deaktiviert, lässt sich aber problemlos einschalten. Dank der von Edward Snowden publizierten Enthüllungen über weltweite Spionageprogramme amerikanischer und britischer Geheimdienste steht das Thema Sicherheit auch bei CyanogenMod hoch im Kurs. Ein sicherer Messaging-Client soll in Kürze erscheinen. Zudem planen die Entwickler verbesserte Varianten von Gallery und Launcher.
Mehr Datenschutz
Die aktuell stabile Version 10.1.3 von CyanogenMod basiert auf Android 4.2.2. Sie bietet Möglichkeiten, private Daten besser zu schützen. Unter Einstellungen – Menü im Abschnitt App-Sicherheit lässt sich unter Datenschutz der Zugriff von Apps auf private Daten beschränken. Die Funktion bietet auch einen Automatik-Modus, so dass neue Apps keinen Zugriff auf private Daten haben. Für zukünftige Varianten plant CyanogenMod, den Datenschutz weiter zu verbessern, sodass um Beispiel auch der Zugriff auf Standortdaten begrenzt werden kann. Allerdings setzt es dabei nur die von Google bereits implementierten, derzeit aber nur über einen Patch zugänglichen Datenschutzfunktionen in Android 4.3 um.
Wer in Sachen Datenschutz höhere Ansprüche stellt, kann sich den OpenPDroid-Patch installieren, der zusammen mit dem PDroid-Manager die Kontrolle sämtlicher App-Berechtigungen erlaubt. Der OpenPDroid-Patch ist Geräte- und Rom-spezifisch. Das heißt: Man muss für das verwendete Gerät einen Patch für die jeweilige Rom-Version erstellen. Zwar erleichtert das Tool Autopatcher GUI diesen Prozess, dennoch kommt es häufiger zu Problemen damit, sodass sich ZDNet.de entschlossen hat, OpenPDroid-Patches für die aktuell stabile Vesion von CyanogenMod für über 30 Geräte bereitzustellen. Der OpenPDroid-Patch wird nach der Installation von CyanogenMod über das Recovery in die Custom Rom integriert. Anschließend lassen sich mit dem PDroid-Manager aus dem Google Play Store App-Berechtigungen kontrollieren.
Und wem dies immer noch nicht ausreicht, installiert mit AFWall+ eine Firewall und kontrolliert damit generell den Internetzugriff von Anwendungen. Letzteres benötigt Administrator-Zugriff, der im Fachjargon auch mit Root-Zugriff bezeichnet wird. Mit diesen Maßnahmne hat der Anwender volle Kontrolle über sein Gerät. Ein Recht, das auch WWW-Erfinder Tim Berners-Lee fordert: “Das Recht auf Root-Zugriff auf Ihr System” – also volle Administratorrechte auch auf einem Smartphone – “ist ein zentrales Problem”, sagte er bei einer Linuxnutzer-Konferenz in Canberra, Australien. Ein Gerät, das dem Anwender dieses Recht nicht einräume, diene einem fremden Herrn. „Das Recht auf Root ist das Recht, Dinge zu speichern, die so laufen, wie Sie es wollen.“ Mit CyanogenMod erhält der Anwender dieses Recht.
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Weitere Informationen
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- Infographics CyanogenMod 10 (wamen_noodles)
- CyanogenMod auf Nexus-Geräte installieren
Neueste Kommentare
4 Kommentare zu Maßanzug für Android-Geräte: CyanogenMod im Überblick
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Das Samsung Note 3 wird Cyanogenmod wohl nicht bekommen, ausser, wenn man auf den Garantieanspruch verzichtet. Der interne ROM Zähler registriert, wie oft ein ROM aufgespielt wurde, und während normale Android Geräte das Zurücksetzen des Zählers zulassen, verhindert Samsung dieses – einmal ein alternatives ROM aufgespielt, und der Weg zurück ist versperrt. Damit hat Samsung ein gutes Argument, Garantieansprüche abzuwehren.
Das dürfte für viele potentielle Käufer, nach den Unsicherheiten beim Regional SIM Lock, ein ’no go‘ sein.
Richtig. Samsung tut sich mit dieser Taktik sicher keinen Gefallen. Andere Hersteller wie Sony und HTC sind diesbezüglich deutlich aufgeschlossener.
http://developer.sonymobile.com/services/unlock-bootloader/
http://www.htcdev.com/bootloader
Laufen tut CyanogenMod jedenfalls auf dem Note 3: https://plus.google.com/106725270254855943082/posts/fckg1Ui7JQR
Laut EU-Verordnung 1999/44/CE bleibt die Gewährleistung – nicht zu verwechseln mit der Garantie – auch auch nach einem Rooten des Geräts und dem Flashen einer Custom Rom erhalten. Nur wenn nachgewiesen werden kann, dass ein Defekt dadurch verursacht wurde, kann der Hersteller die Gewährleistung verweigern.
http://piana.eu/root
… für die Erklärung. Ärgerlich ist, dass Samsung, wie beim Regional SIM Lock keine schlüssigen Informationen herausgibt, warum das gemacht wird. Einen Gefallen tun sie sich bei beiden sicher nicht.
Bzgl. Gewährleistung: ist es nicht so, dass in den ersten sechs Monaten ab Kaufdatum von einem Herstellerfehler ausgegangen wird, und danach sich die Beweislast umdreht? Das könnte dann durch die ROM Sperre mindestens zu Diskussionen führen, wenn man Samsung explizit nachweisen soll, dass der Schaden nicht (!) durch das aufgespielte alternative ROM entstanden ist.
Jedenfalls sehr unschön und ärgerlich, eine Verunsicherung bleibt in beiden Fällen.
Der Link erklärt es sehr deutlich, gut zu wissen. Bleibt dann als Ärgernis nur noch, dass das Gerät nach einmaligem Rooten nicht wieder zurückgesetzt werden kann, und bei einem Wiederverkauf der neue Besitzer automatisch festgelegt ist.
Warum macht Samsung so einen Murks, völlig unverständlich. Na, egal, es gibt ja genügend andere Android Hersteller. Danke noch einmal. :-]