Microsoft bot 2.300 Unternehmen an, Einblick in die tiefsten Geheimnisse des Betriebssystems Windows zu nehmen. Allerdings nutzen nach Angaben von Microsoft nur 150 Unternehmen diese Gelegenheit.
Als PR-Aktion ist der „Shared Source“-Ansatz jedenfalls ein echter Erfolg für Microsoft. Und sollte die Initiative, wie im Fall von Windows, am Ende daneben gehen, kann Microsoft dies als Beweis auslegen, dass die Geheimhaltung der Codes doch richtig war. „Es ist ein großer Irrglauben anzunehmen, dass alle den Quellcode sehen wollen“, so Jason Matusow, Shared Source Manager bei Microsoft. „Wir sind an Hunderte [von Unternehmen] herangetreten, die meisten haben uns jedoch einen Korb gegeben. Viele meinten einfach: ,Als Hersteller produzieren wir keine Quellcodes – das ist Ihr Job‘, und andere sagten, dass sie Fragen des Quellcodes ihren Systemintegratoren überließen.“
Wenn es aber doch gut läuft und Microsoft beispielsweise bei der Freigabe einiger Quellcodes für Windows CE eine große Nachfrage vorfindet, steht man nach außen trotzdem gut da. Das Unternehmen hätte dann Pluspunkte gesammelt, indem es einem dringenden Bedarf entsprochen hat.
So weit, so gut. Es ist Microsofts gutes Recht, Rückschlüsse aus seiner Shared-Source-Initiative zu ziehen, wobei das Unternehmen durchaus in der Lage ist, aus diesen Kapital zu schlagen.
Auf lange Sicht ist die Frage jedoch wesentlich komplexer. Letztendlich wird die Open-Source-Community Microsoft noch dankbar sein, dass Microsoft diese Debatte angestoßen hat. Seien wir doch ehrlich: Die Stereotypen in dieser Auseinandersetzung werden auf die Dauer ziemlich langweilig – die Reduzierung auf Gut (= Open Source) und Böse (= Microsoft) ist einfach zu simpel.
Durch die Shared-Source-Initiative stehen einigen Anwendern bis zu 90 % des Windows-Codes offen – zumindest, wenn sie von einem mit Smart-Card gesicherten Server aus Redmond auf diesen zugreifen. Zugangsberechtigt sind große Systemintegratoren, Regierungen, Universitäten und Unternehmen mit mehr als 1.500 Windows-Benutzern unter dem Enterprise Agreement-Lizenzprogramm von Microsoft.
Dabei handelt es sich jedoch nicht um eine echte Open-Source-Lizenz. So können die Anwender den Code nicht verändern und keine eigenen Produkte auf dessen Grundlage entwickeln, wie es bei den Open-Source-Lizenzen von Linux möglich ist. Offen gesagt, kann man sich kaum vorstellen, dass Microsoft auch nur über diese Möglichkeit nachdenkt. 10 % der Codes hält das Unternehmen geheim, darunter fallen Codes von Dritten, kryptographische Informationen und wettbewerbsrelevanter Code. Auch das macht Sinn für Microsoft.
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