Völlig ahnungslos erlaubte Virginia Watson einer Firma, von der sie noch nie etwas gehört hatte, eine Software auf ihrem Computer zu installieren, mit der dieser in ein ganz neues Netzwerk integriert werden sollte.
Die Software der Firma Brilliant Digital Entertainment war in Kazaa enthalten, einem beliebten Programm für den Austausch von Daten im Internet. Doch die 65jährige Dame aus Massachusetts, die einen Universitätsabschluss in Jura besitzt, hatte Kazaas 2.644 Wörter umfassenden Nutzungsvertrag mit den „Dienstleistungsbedingungen“ nicht gelesen, in dem steht, dass Brilliant „ungenutzte Rechenleistung und Speicherplatz“ auf ihrem Computer anzapfen könne.
„Schon immer habe ich diese ‚Einverständniserklärungen‘ gelesen und kein Wort davon mitbekommen“, so Frau Watson, die die Software von Brilliant deinstallierte, nachdem sie kürzlich von deren Wirkungsweise erfahren hatte. „Ich finde sie viel zu lang. Nachdem ein paar Zeilen heruntergescrollt habe, gebe ich das Lesen meist auf.“
Jeden Monat erklären sich Millionen von Menschen mit Dienstleistungsbedingungen und Datenschutzvereinbarungen einverstanden, die sie nicht gelesen haben und vermutlich ohnehin nicht verstehen würden, um sich kostenlose Software aus dem Internet herunterzuladen. Viele von ihnen sind später überrascht, wenn sie erfahren, dass ihr Computer von kaum bekannten Unternehmen in Beschlag genommen wird, um Werbung zu verteilen, das Online-Verhalten der Benutzer zu überwachen oder komplizierte Rechenvorgänge zu bewerkstelligen.
Dienstleistungsbedingungen werden schon seit geraumer Zeit kontrovers diskutiert, vor allem dann, wenn sie Bestimmungen zum Schutz von Verbraucherdaten beinhalten. Das Problem erreichte diesen Monat ein alarmierendes Niveau, als Benutzer des Programms Kazaa erfuhren, dass sie ahnungslos in die Installation einer Software eingewilligt hatten, mit der ihre Computer in Knotenpunkte eines von einem anderen Unternehmen kontrollierten Peer-to-Peer-Netzwerks verwandelt werden können.
Die Invasion der PCs verbirgt sich in kostenloser Software wie Kazaa und Audiogalaxy, mit der die Verbraucher digitale Musik und andere Daten über das Internet austauschen können. Statt Gebühren von den Benutzern zu verlangen oder tatsächlich Software zu verschenken, wie dies der Musiktausch-Service Napster tat, bevor er geschlossen wurde, ermöglichen die Entwickler solcher Programme Werbefirmen den direkten Zugang zu den Computern der Verbraucher. Das Problem ist von enormer Tragweite: Die sechs beliebtesten File-Sharing-Tools wurden den Websites der entsprechenden Unternehmen und den Statistiken populärer Softwareseiten zufolge insgesamt mehr als 144 Millionen Mal heruntergeladen. Die meisten dieser Downloads wurden von „Adware“ oder anderer Überwachungssoftware begleitet, die häufig die Surf-Gewohnheiten der Benutzer überwacht, um an die Interessen der jeweiligen Person angepasste Werbung zu generieren.
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