Verwaltungskosten
Microsoft führt gerne an, dass die Verwaltungskosten für Windows ohne weiteres den Preisvorteil von Linux hinsichtlich der Lizenzgebühren wettmachen. Dabei wird stets als Argument für Windows herausgestellt, dass sehr viele Microsoft-zertifizierte Administratoren verfügbar sind, weshalb ein Windows-Administrator kostengünstiger als ein Linux-Administrator sein dürfte.
Nach Ansicht von Gillen klingt diese Argumentation zunächst einleuchtend, doch ist dieser Punkt, wie andere Aspekte der TCO-Bestimmung auch, erheblich komplizierter als es scheint.
Denn, wie ein Linux-Berater es einmal ausdrückte: Es stehen zwar viele MCSEs zur Verfügung, doch heißt das nicht, dass all diese auch ausreichend qualifiziert sind.
„Wenn man einen Stein wirft, trifft man wahrscheinlich einen MCSE am Kopf“, sagte Brian Schenkenfelder, President der in Kentucky ansässigen Linux-Beratungsfirma n + 1. „Doch stellt sich die Frage, wie viele von ihnen auch kompetent sind. Es sind zahlreiche Papiertiger unterwegs, und das gilt für beide Seiten.“
Schenkenfelder weist jedoch darauf hin, dass ein durchschnittlicher Linux-Administrator mehr Verwaltungsaufgaben abwickeln kann als ein gewöhnlicher Windows-Administrator.
„Nach meiner Erfahrung sollte ein fähiger Linux-Administrator in der Lage sein, gegenüber einem Windows-Administrator das zwei- oder dreifache Systemvolumen zu verwalten“, so Schenkenfelder.
Eine im Juli von Chad Robinson, Senior Research Analyst des Technologie- und Marktforschungsunternehmens Robert Frances Group (RFG), geleitete Studie unterstützt Schenkenfelders Ansicht. So bestätigt Robinson, dass erfahrene Administratoren für Linux oder Solaris zwar teilweise teurer sind, doch weist er gleichzeitig darauf hin, dass viele von ihnen seit vielen Jahren mit Unix arbeiten.
„Einer der Punkte, in denen Microsoft allmählich seinen Vorsprung verliert – wobei ich mir nicht sicher bin, ob das Unternehmen sich dessen bewusst ist -, ist seine noch immer erhobene Behauptung, dass Windows-Administratoren kostengünstiger seien“, meinte Robinson. „Die Kehrseite der Medaille ist nämlich, dass einer meiner Administratoren in einer Windows-Umgebung nur 10 bis 15 Systeme gleichzeitig verwalten kann, während meine Administratoren für Solaris, NetBSD oder Linux 1.000 Server betreuen können, so dass ich weniger Administratoren benötige. Natürlich sind die Kosten für diese Mitarbeiter höher, doch ist ihr Nutzen auch viel größer.“
Erheblich niedrigere Personalkosten
Die RFG-Studie mit dem Titel „Total Cost of Ownership for Linux Web Servers in the Enterprise“ vergleicht die Gesamtbetriebskosten von Linux mit denen von Solaris und Windows. Robinson bezifferte dabei die Kosten bestimmter „Verarbeitungseinheiten“ (Anzahl der Server, mit denen 100.000 Hits pro Tag verarbeitet werden können) und berechnete diese auf einen Zeitraum von drei Jahren. Die von RFG für diese Untersuchung durchgeführten Forschungsarbeiten wurden von dem Linux unterstützenden Unternehmen IBM in Auftrag gegeben.
Robinson verglich Red Hat Linux 7.3 auf Apache mit Solaris auf Apache sowie Windows auf IIS. Der Vergleich wurde anhand einer relativ kleinen Auswahl von 14 Unternehmen, die geschäftskritische Web-Serber betreiben, auf einer x86-Architektur durchgeführt. Die Studie kam zu dem Schluss, dass Windows im Durchschnitt 7,6 Server pro Verarbeitungseinheit benötigt, während mit Linux 7,4 Server und mit Solaris 2,2 Server erforderlich waren.
Die Kosten für die Anschaffung der Software pro Verarbeitungseinheit wichen stark voneinander ab. So fiel für Linux eine einmalige Software-Investition in Höhe von 400 US Dollar an, wobei die Mehrzahl der untersuchten Unternehmen nur wenige Lizenzen erwarb, um verschiedene Linux-Versionen zu testen, und auf den meisten Servern die kostenlose Download-Version einsetzte. Bei Solaris entstanden einmalige Kosten von 27.500 US Dollar pro Verarbeitungseinheit, während für Windows zunächst 5.320 US Dollar und über drei Jahre verteilt Lizenzgebühren in Höhe von insgesamt 7.980 US Dollar fällig wurden.
Die Kosten für Hardware und Wartung waren bei Windows und Linux nahezu gleich hoch, während für Solaris ungefähr die zehnfachen Kosten anfielen. Bei den Server-Verwaltungskosten, also dem Bereich, in dem Microsoft gerne glänzen würde, fallen nach Robinson die Ergebnisse wie zu erwarten aus.
So lagen in der Studie die Kosten für die Linux-Administratoren etwas höher als die Kosten für Windows-Administratoren, wobei mit Linux 71.400 US Dollar pro Administrator anfielen und mit Windows 68.500 US Dollar pro Administrator. Allerdings betreuten die Linux-Administratoren durschnittlich 44 Server, wogegen es die Windows-Administratoren im Durchschnitt nur auf 10 Server brachten. Die Personalkosten pro Verarbeitungseinheit beliefen sich für Linux folglich auf 12.010 US Dollar und für Windows auf 52.060 US Dollar.
„Dabei ist es heute gar nicht mehr so schwierig, einen Experten für Linux zu finden“, fügte Robinson hinzu. „Die meisten unserer Kunden gaben an, dass ihre Solaris-Administratoren nach einer Einlernphase von zwei Wochen bereits mit den Systemen arbeiteten.“
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