ZDNet: Betrachten Sie die verschiedenen Bedürfnisse kleiner Unternehmen und großer Konzerne als einen der Faktoren, die das Design bestimmen?
Nagel: Ja. Darum führen wir auf der Software-Ebene Standards bei vielen Fähigkeiten ein, damit sich der Entwickler im Unternehmen darauf verlassen kann, dass sie da sein werden. Wir sorgen sogar dafür, dass man noch im Vertrieb weitere Funktionen hinzufügen kann. Die Architektur ist erweiterbar. Das ist wie bei einem Browser mit Plug-ins. Wir stellen ein standardisiertes Plug-in-Interface zur Verfügung, sodass man das VPN (Virtual Private Network) eines anderen Anbieters nutzen kann, wenn einem das von uns zur Verfügung gestellte VPN nicht gefällt.
ZDNet: Auf Basis einiger Ihrer Ankündigungen lässt sich schließen, dass Sie Lücken in Ihrem Angebot über Partnerunternehmen zu schließen gedenken. Wie gehen Sie bei der Auswahl der Partner vor?
Nagel: Zunächst einmal sind wir möglichst ein wenig wählerisch. Bei so etwas wie E-Mail ist es allerdings sehr kompliziert. Davon abgesehen, dass wir nicht wissen, wer letztendlich im Bereich Handheld-Mail die Oberhand gewinnen wird, programmieren wir die Endnutzer-Programme hier nicht und beabsichtigen in der absehbaren Zukunft auch nicht, dies zu tun.
ZDNet: Sie hätten es aber fast getan, nicht wahr?
Nagel: Nicht wir, Palm hätte es fast getan – die Hardware-Leute. Es hat aber nicht funktioniert. Es ist für Hardware-Unternehmen sehr schwer, Software zu verkaufen. Dann passiert oft so etwas: Der Vertrieb verkauft ein paar Tungsten C-Geräte und jemand kommt daher und sagt: „Ich nehme sie ab, wenn ihr mir die Software dazu gebt.“ Wenn man erst einmal in diesen Kreislauf des Verschenkens von Software eintritt, entwickelt sich das Ganze zum Albtraum, denn die Kosten für die Ware bleiben bestehen. Der Kunde wendet dann ein: „Was soll das heißen? Das kostet Euch gar nichts. Das ist nur eine Schachtel mit Zeugs.“ Das Geschäft mit Hardware unterscheidet sich grundlegend von dem mit Software. Das ist einer der Gründe dafür, dass wir uns aufteilen. Bei der Software beginnen wir nun sehr sorgfältig mit der Auswahl von Partnerunternehmen. Ganz offensichtlich muss deren Philosophie zu der unseren passen. Das ist ein Grund dafür, warum die Zusammenarbeit mit Visto für uns so befriedigend verlaufen wird. Dort versteht man, dass wir uns zu so etwas wie einem universellen Client entwickeln. [Redaktionelle Anmerkung: Visto bietet E-Mail-Lösungen für Handheld-Geräte an und arbeitet jetzt zusammen mit PalmSource an einem Client für drahtlose E-Mail-Übertragung, den Gerätehersteller und Netzanbieter zusammen mit ihren auf PalmOS basierenden Geräten als Standardlösung für Messaging anbieten können. Mehr Informationen hierzu finden sich in dem von ZDNet über das Internet übertragenen Interview mit Tom O’Brien, dem Marketing Vice President von Visto.] Gemeinsam mit Visto können wir an Ideen wie der arbeiten, über die Sie gerade sprachen, wo BlackBerry alles an einem Ort speichert. Das ist ein sehr guter Gedanke, und ich glaube, dass wir das hinkriegen. Die Alternative dazu besteht darin, eine einzige Lösung für jede Kategorie auszuwählen und damit 90 Prozent der Kunden zu verschrecken. Eines der anderen Themen, mit denen wir uns befassen, sind die vorinstallierten Programme. Ich meine, dass eines der Probleme, die wir lösen müssen, das Zusammenstellen von Paketen ist. Die meisten Kaufentscheidungen im IT-Bereich werden hierzulande [in den USA] in kleinen Unternehmen getroffen. Es gibt etwa 3 Millionen kleiner Unternehmen, wobei etwa 300.000 Leute über etwa drei Viertel aller IT-Anschaffungen entscheiden. Viele Unternehmen haben keine großen IT-Abteilungen. Man hat ein paar Leute, die den Laden am Laufen halten und möchte ein Paket kaufen, das funktioniert. Hier müssen wir eine Lösung schaffen, daran arbeiten wir.
ZDNet: Eine wirkliche Chance für PalmSource wäre es, sich die Gruppe der Java-Entwickler nutzbar zu machen und zwar wegen deren zahlenmäßiger Größe von etwa 3 Millionen. Die meisten, wenn nicht alle dieser Entwickler haben Erfahrung im Aufbau von Netzwerk-Anwendungen, was wichtig ist, da im Handheld-Bereich von vielen Anwendungen – besonders auf dem Unternehmenssektor – erwartet wird, dass sie über drahtlose Netzwerke, bei denen es oft zu langen Latenzzeiten kommt, miteinander zusammen arbeiten. Warum konzentriert sich PalmOS nicht auf eine der größten und am schnellsten wachsenden Entwicklergemeinden anstatt auf die relativ kleine Zahl von Entwicklern, die sich auf PalmOS konzentrieren? Viele Leser von ZDNet haben sich auch darüber beklagt, dass derzeit mit den PalmOS-Geräten verschiedene Versionen des PalmOS ausgeliefert werden, die im Softwarebereich nicht miteinander kompatibel sind. Warum ist das so? Die Verbindung zwischen diesen Fragen besteht darin, dass, wenn man Java als Entwicklungsziel nimmt, die Frage unwichtiger wird, ob es sich nun um PalmOS 4, PalmOS 5 oder das nächste PalmOS handelt.
Nagel: Welche Java-Version haben Sie denn? Welche Implementierung? Das Problem bei Java besteht darin, dass es nicht vereinheitlicht ist. Das ist es wirklich nicht. Alle Telefonhersteller haben ihre eigenen Varianten. Ich hoffte bei meinem Telefon, Java für das Netzwerk-Interface verwenden zu können, all das Bereitstellungs- und Transaktions-Zeug. Ich möchte das nicht jedes Mal neu anlegen. Ich möchte nicht für jeden neuen Anbieter einen neuen Hauptstecker bauen müssen. Es wäre schon hilfreich, wenn es Standards gäbe. Nur haben alle Anbieter eigene Java-Ableger herangezogen. Ich versuche also, mich nicht weiter damit abzugeben.
ZDNet: Das gilt für ältere Java-Versionen, aber Sun und der Java-Community Process scheinen entschlossen, diese Probleme auszuräumen. Viele davon gibt es bereits nicht mehr, andere wird es schließlich auch nicht mehr geben.
Nagel: Sie scheinen auch entschlossen zu sein, Unterschiede zwischen den Produkten zu haben. Jeder möchte, dass seine Variante zum Standard erhoben wird. Ich kann auch nicht wirklich viel mit den Beschwerden und der Verwirrung bezüglich der verschiedenen Versionen des Betriebssystems anfangen. Die Anwendungen, die auf OS 4 liefen, lassen sich fast ohne Ausnahme auch auf OS 5 betreiben. Der Übergang war recht sauber, und eigentlich haben wir nicht viele Beschwerden gehabt.
ZDNet: Wenn ich über den einen oder anderen Handheld schreibe, melden sich unweigerlich ZDNet-Leser und bitten um technische Unterstützung, weil sie glauben, dass wir alle Antworten hätten. Eine immer wiederkehrende Frage zum Thema PalmOS war, wie man die alten Anwendungen auf dem neuen System zum Laufen bringt.
Nagel: Da haben Sie Recht. Es war nicht perfekt. Nicht alle Anwendungen funktionieren. Aber die große Mehrheit funktioniert. Wir erhalten nicht viele Beschwerden in dieser Hinsicht.
ZDNet: Aber warum werden dann einige Produkte mit dem alten OS ausgeliefert und einige mit dem neuen? Wenn alle Anwendungen liefen, würden dann nicht alle das neue Betriebssystem mit ihren Produkten ausliefern?
Nagel: Es ist nicht so schlimm, wie es bei Ihnen klingt. Von etwa 28 Produkten, die sich in Entwicklung befinden, laufen nur ungefähr drei auf OS 4, und das sind diejenigen, die in China verkauft werden. Das ist also eines jener Dinge, die für uns zum Albtraum hätten werden können, es ist aber keiner daraus geworden. Ich bin sicher, dass es ein paar Ausrutscher gab, aber größtenteils war es ein sauberer Übergang.
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