Hätte Dantz Retrospect 6.0 für Windows ein Motto, würde es lauten: Genauigkeit geht über Geschwindigkeit. Dieses reichhaltig ausgestattete Programm ist nicht die schnellste verfügbare Backup-Anwendung – vor allem wenn man es mit Konkurrenzprodukten für Heimanwender wie Handy Backup und WinBackup vergleicht -, aber seine gründlichen Backup-Routinen garantieren, dass alle Daten auf korrekte Art und Weise gesichert werden. Wie Roxio GoBack und ähnliche Programme erlaubt auch Retrospect die Wiederherstellung der Systemeinstellungen eines früheren Zustands. Wie NTI Backup Now Deluxe geht es aber noch einen Schritt weiter und stellt jede einzelne Datei und jeden einzelnen Ordner auf dem PC wieder her. Zu einem Einzelhandelspreis von ca. 107 Euro eignet sich Retrospect 6.0 optimal für Kleinunternehmen, die es sich nicht leisten können, bei einem Festplattenfehler auch nur das Geringste an Daten zu verlieren.

Setup & Benutzeroberfläche

Das Setup von Retrospect 6.0 verlief angenehm ereignislos: Das Programm installierte sich von CD-ROM in etwa einer Minute und führte danach einen problemlosen Neustart des Test-PCs durch. Die Benutzeroberfläche von Retrospect ist jedoch eher zwiespältig. Zwar bietet die Navigationsleiste mit einer baumähnlichen Struktur schnellen Zugriff auf die meisten Funktionen. Der EasyScript-Backup-Assistent z.B. ist jedoch nur schwer zu finden. Dazu muss man sich in die Navigationsleiste begeben, auf „Automate“ klicken und danach auf „EasyScript“ – für Neulinge sicherlich kein intuitives Verhalten.

Ist er erst einmal gefunden, wird der EasyScript-Assistent jedoch seinem Namen gerecht und führt den Anwender schnell durch die Konfigurationen des Backup-Auftrags. Selbst bei schwierigeren Aufgaben wie dem Erstellen von Backups über ein LAN lässt sich dieser Assistent leicht benutzen. Er kümmert sich auch um komplexe Probleme, die die Anwender leicht vergessen, wie die Erstellung multipler Backups (für die Redundanz), und der praktische integrierte Zeitplaner bietet die Möglichkeit, Backups täglich, wöchentlich oder nach Wunsch zu erstellen.

Das Wiederherstellen von Daten ist genauso einfach. Retrospect führt den Nutzer Schritt für Schritt durch den Prozess, eine ganze Festplatte in dem Zustand, in dem sie zu einem bestimmten Zeitpunkt war (z.B. vor drei Tagen, bevor der Computer abstürzte), wiederherzustellen. Man kann jedoch mit Hilfe einer Explorer-ähnlichen Oberfläche, die Windows-Nutzer auf Anhieb vertraut finden werden, auch sehr leicht einzelne Dateien und Ordner wiederherstellen.
Arbeitet man lieber mit Icons als mit Menüs, bietet Retrospect eine Iconleiste für die am häufigsten verwendeten Funktionen wie Sichern, Wiederherstellen, Duplizieren etc.

Funktionen

Im Gegensatz zu anderen Backup-Anwendungen, die Dateien einfach nur kopieren, erstellt Retrospect außerdem bei jedem Backup zugleich eine Momentaufnahme des gesamten Systems. Wie GoBack von Roxio archiviert auch Retrospect E-Mails, Internet-Favoriten, Cookies und zahlreiche andere persönliche Objekte. Für den Fall, dass sich die Installation einer neuen Software als fehlerhaft erweist, erhält man damit die Möglichkeit, den tatsächlich funktionierenden früheren Zustand des Systems wiederherzustellen, anstatt einfach nur Daten und Programme neu zu laden.

Allerdings ist Retrospect wirklich kein Meister der Geschwindigkeit, wie der Hersteller Dantz offen zugibt. Mit den Standardeinstellungen benötigte Retrospect eine Stunde, um einen Sicherungsauftrag von 563 MByte durchzuführen. WinBackup erledigte denselben Auftrag in etwa 15 Minuten. Warum läuft dieses Programm dann so langsam? Einer der Gründe dafür ist Retrospects Verifizierungsroutine, die das Archiv und die Daten auf der Festplatte Byte für Byte miteinander vergleicht. Nach Angaben von Dantz verhindert dies die Übertragung korrupter Daten, verdoppelt aber auch die für die Datensicherung benötigte Zeit. Um Zeit zu sparen, lässt sich die Verifizierung allerdings ausschalten. Manche Backup-Anwendungen, darunter auch WinBackup, bieten ebenfalls eine Verifizierung an, schalten sie jedoch standardmäßig aus. Sinnvoller scheint jedoch die standardmäßige Aktivierung dieser Option.

Wie WinBackup bietet auch Retrospect eine optionale Komprimierung der Daten an, die durch die Größenreduktion der Archivdatei um 25 bis 40 Prozent eine Menge Speicherplatz sparen kann. Im Gegensatz zur Verifizierung ist die Komprimierung jedoch standardmäßig nicht aktiviert und verlangsamt den Backup-Prozess weiter.

Retrospect unterstützt eine breite Palette an DVD- und CD-Recordern, aber auch Zip-, Floppy- und Bandlaufwerke. Letztere kommen vor allem in Kleinunternehmen immer noch häufig zum Einsatz. Das Programm ist bereits für kleine LANs vorbereitet und kann Daten von zwei zusätzlichen Windows- oder Macintosh-Clients archivieren. Ein weiterer Pluspunkt ist die Funktion Boot-by-CD, mit der sich eine Wiederherstellungs-CD erstellen lässt, die den Nutzer durch den gesamten Prozess der Systemwiederherstellung führt.

Service und Support

Die Hilfedatei von Retrospect ist vollgepackt mit nützlichen Informationen über Funktionen, unterstützte Sicherungsgeräte und weiteren wichtigen Angaben. Außerdem ermöglicht sie die Suche nach Schlüsselwörtern – eine wichtige Eigenschaft, die andere Backup-Programme (z.B. WinBackup) nicht anbieten. Das Hilfemenü enthält zudem direkte Links zur Website der Herstellerfirma und die Online-Knowledge-Base, wo sich zahlreiche FAQs und Tipps zum Programm finden.

Zusätzlich gibt es ein E-Mail-Formular für direkte Anfragen. Alle Fragen wurden innerhalb von 24 Stunden beantwortet, die Reaktionszeiten sind also durchaus akzeptabel.

Fazit

Retrospect ist eine überaus gründliche Backup-Anwendung, die für Nutzer in Kleinunternehmen sicherlich ansprechend, für Privatanwender aber zuviel des Guten sein wird.

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