Microsoft wollte „Windows-only“-Navigator

Firmenmanager Paul Maritz packt im Prozeß widerwillig aus

Der Microsoft-Topmanager Paul Maritz bestätigte gestern im Kartellrechtsverfahren gegen den Softwarekonzern, daß sein Unternehmen den Konkurrenten Netscape Communications aufgefordert hatte, den Vertrieb des Browsers Navigator einzustellen. Statt dessen sollte Netscape das Produkt speziell für Windows umschreiben.
Microsoft (Börse Frankfurt: MSF) hatte das Angebot am 21. Juni 1995 bei einem Treffen der Unternehmensspitzen unterbreitet. „Hätten wir sie damals überzeugen können, wäre das sehr zu unserem Vorteil gewesen“, so Maritz.
Schon früher hatte Netscapes President James Barksdale beteurt, Microsoft habe eine nach US-Gesetzen illegale Aufteilung des Browser-Marktes vorgeschlagen. Maritz bestätigte nun, daß Microsoft verlangt hatte, den Navigator in einer Windows-only-Version zu verbreiten.
Die Befragung von Maritz gestaltete sich oftmals schwierig. Der Microsoft-Manager wich öfters aus, so daß Chefankläger David Boies mehrmals offenkundig frustriert war. Einmal fragte Boies Maritz: „Wissen Sie überhaupt, welche Frage Sie gerade beantworten?“ Auch Richter Thomas Jackson sah dies so. Einen Einspruch der Verteidigung, Boies unterbreche Maritz ständig, schmetterte er mit den Worten ab: „Aus diesem Zeugen sind die Antworten wirklich schrecklich schwer herauszubekommen.“
Kontakt: Microsoft, Tel.: 089/31760

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