Im vom US-Justizministerium und ursprünglich 20 Bundesstaaten angestrengten Kartellrechtsprozeß gegen MicrosoftBill Gates schwer belasten. Die Memos belegen, daß der Softwareriese versuchte, die Medien zu beeinflussen, um einen besseren Stand vor Gericht zu haben.
Richter Thomas Jackson hatte es wieder mit versuchter Manipulation zu tun |
In einer vom Justizministerium vorgelegten E-Mail vom 5. Januar 1999 schreibt der Unternehmenssprecher Greg Shaw an die Topmanager von Microsoft: „Welche Daten können wir gerade auftreiben, die belegen, daß der Marktanteil des Netscape -Browsers immer noch ganz ordentlich ist?“ Er fügte hinzu, daß jüngste Studien ergeben hätten, daß der Navigator um 20 Prozent gegenüber dem Explorer verloren habe.
„Es würde sehr helfen, wenn ihr mir Berichte zusenden könntet, die den Martktanteil von Netscape als solide und beständig ausweisen“, schrieb Shaw. Und weiter: „Das Ganze soll an die Presse gehen“.
Doch der Topmanager Robert Bennett hatte die Taktik nicht gleich durchschaut und wies Shaw umgehend zurecht: „Alle Analysten sind mittlerweile der Ansicht, daß der Marktanteil von Netscape schwindet und der unsrige zunimmt“. Er forderte den Pressesprecher auf, den Sieg von Microsoft zu verkünden, zumal „wir die bessere Technik haben“.
Daraufhin schaltet sich Microsoft-Manager Yusef Mehdi in die Konversation per E-Mail ein. Er bittet Bennet, umzudenken: „Rob, das ist für`s Gericht, also laß uns die negativen Berichte an Greg weiterleiten, damit er Punkte für uns sammeln kann.“
Letzlich konnten die Manager aber keine Studien auftreiben, die die Argumentation des Justizministeriums hätte erschüttern können. Die Behörde, allen voran der Ankläger David Boies, argumentiert bekanntlich, Microsoft habe Netscape durch illegale Machenschaften aus dem Browser-Markt gedrängt.
Im Laufe des Verfahrens waren bislang mehrere von Microsoft manipulierte Videos sowie eine offensichtlich von Bill Gates persönlich angeordnete Studie zu Entlastungszwecken vorgelegt worden. Anfang Februar etwa hatte Mehdi auf einem im Gerichtssaal gezeigten Video demonstriert, wie ein speziell von Professor Edward Felten entwickeltes Deinstallationsprogramm den Browser Internet Explorer aus dem Betriebssystem Windows entfernt. Danach, so Mehdi, laufe Windows allerdings dreimal langsamer als vorher. Das Video sollte beweisen, daß die Integration des Browsers in das Betriebssystem unbedingt notwendig sei. Die Herstellung des Videos hatte Allchin überwacht.
Top-Manager Jim Allchin hatte kein gutes Bild abgegeben |
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Kontakt: Microsoft, Tel.: 089/31760
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