Der US-Staatsanwalt Stephen Houck, 52, hat am vergangenen Freitag sein Mandat niedergelegt. Houck führte im Kartellrechtsprozeß die Koalition der Staatsanwälte von 19 Bundesstaaten gegen Microsoft (Börse Frankfurt: MSF) an. Nun stand er ZDNet Rede und Antwort.
„Es ist ein komplizierter Fall, und es wäre eine echte Überraschung, wenn der Richter zu 100 Prozent für uns entscheiden würde“, sagte Houck. „Aber im großen und ganzen wird er wohl doch ein Urteil zu unseren Gunsten fällen“, gab er eine vorsichtige Prognose ab.
Houck hatte zusammen mit dem Ankläger David Boies das legendäre Video-Interview mit Bill Gates geführt. Der Microsoft-Boß hatte sich durch offenkundig absichtliches Dummstellen nicht nur bei Richter Thomas Jackson unbeliebt gemacht, sondern auch für gehörige Heiterkeit im Gerichtsaal gesorgt (ZDNet berichtete laufend).
„Ich hatte den Eindruck, daß er keine Aussage machen wollte“, beschrieb Houck die Situation. „Die eher hitzigen Passagen (des Videos) entstammten wohl seinem streitbaren Naturell“. Auf jeden Fall habe Gates aber nicht die Wahrheit gesagt: „Als David (Boies) Ausschnitte aus der Vernehmung im Gerichtssaal vorführte, kamen Sachverhalte zur Sprache, über die Gates jegliche Kenntnis von sich wies – obwohl es eine ganze Reihe von Indizien dafür gibt, daß er sie gekannt haben muß“.
Ein Fazit wollte Houck unbedingt noch ziehen: „Microsoft setzt seine Marktmacht dazu ein, Wettbewerb zu erschweren , wenn nicht gar unmöglich zu machen“. Angesichts dessen wolle er nicht ausschließen, das er wieder in den Prozeß eingreifen werde. Zum gegenwärtigen Zeitpunkt sei sein Job aber erledigt.
Das US-Justizministerium und die Generalstaatsanwälte von ursprünglich 20 US-Bundesstaaten (jetzt: 19) hatten Microsoft im Mai 1998 wegen Verstößen gegen das amerikanische Wettbewerbsrecht verklagt. Auslöser war die Zwangskopplung von Browser und Betriebssystem, die das Unternehmen PC-Herstellern abverlangte.
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