Folgt nach der Fusionsparty jetzt die Katerstimmung? Zwei Tage nach der Bekanntgabe von Time Warner und AOL, zum größten Medienkonzern der Welt zu fusionieren, mehren sich nun die kritischen Stimmen.
So hat die EU-Wettbewerbsbehörde angekündigt, die Fusion wegen ihrer „schieren Größe“ zu überprüfen. Beide Unternehmen seien verpflichtet, die nötigen Unterlagen zur Verfügung zu stellen. Kritik am geplanten Zusammenschluss hat inzwischen die IG Medien angemeldet: Die Megafusion gefährde die unabhängige Produktion und Verbreitung von Nachrichten und Medienprodukten.
Der nicht nur von Börsianern als „genialer Coup“ bezeichnete Deal von AOL und Time Warner stellt nach Auffassung der IG Medien „einen bedenklichen Entwicklungssprung auf der Eskalationsleiter der Megafusionen dar“, heißt es in einer Mitteilung der Gewerkschaft. Wenn der weltgrößte Medienkonzern (Umsatz 26,8 Milliarden Dollar) aus bilanztechnischen Gründen durch den größten Online-Anbieter (Umsatz 4.8 Milliarden Dollar) aufgekauft werde, signalisiere dies auch den Sieg der Verteiler von Medieninhalten über die Produzenten.
Wenn der neue Megakonzern fast die gesamte Wertschöpfungskette abdecke, bedeute dies nicht nur eine erdrückende Macht gegenüber Konkurrenten wie CBS/Viacom oder Bertelsmann. Die Trennung von Netzbetreibern und Inhaltsproduzenten sei damit endgültig aufgehoben.
„Die Aufhebung der Netzneutralität ist eine kaum zu überschätzende Gefahr für die unabhängige Produktion und Verbreitung von Nachrichten und Medienprodukten“, erklärt der medienpolitische Sprecher der IG Medien, Heinrich Bleicher-Nagelsmann. Besonders bedenklich sei es, wenn mit wettbewerbsrechtlichen Hürden nicht gerechnet werde, da „die Aktivitäten der beiden Unternehmen fast ausschließlich komplementärer Natur“ seien.
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