Zusammenfassung des Microsoft-Prozesses (Teil 1)

Mai 1998 bis Dezember 1999

Das gestern spätabends deutscher Zeit verkündete Urteil des Richters Thomas Jackson gegen Microsoft (Börse Frankfurt: MSF) hat eine über zweijährige Prozess-Vorgeschichte. ZDNet fasst die wichtigsten Stationen vom Mai 1998 bis zum Dezember 1999 zusammen:

  • Mai 1998: Das US-Justizministerium und die Generalstaatsanwälte von 20 US-Bundesstaaten verklagen Microsoft wegen Verstößen gegen das amerikanische Wettbewerbsrecht. Auslöser ist die Zwangskopplung des Browsers Internet Explorer und des Betriebssystems Windows, die das Unternehmen PC-Herstellern abverlangte. Dem Konzern wird zudem vorgeworfen, die Vormachtstellung des Betriebssystems Windows dazu ausgenutzt zu haben, Konkurrenten aus anderen Bereichen zu verdrängen.
  • Oktober 1998: Nach monatelangen Diskussionen und mehrfacher Terminverschiebung beginnt der Kartellrechtsprozess um Microsoft. Beobachter gehen daher zunächst davon aus, dass die Verhandlung in acht bis zwölf Wochen abgeschlossen sein wird.
  • November 1998: Erstmals werden Sequenzen aus der im Vorfeld des Prozesses aufgezeichneten Aussage von Bill Gates im Gerichtssaal vorgeführt. Die Folge: Brüllendes Gelächter, weil sich der Microsoft-Boss offensichtlich absichtsvoll dumm stellte oder ausweichend antwortete. Legendär ist Gates philosophischer Exkurs über die Bedeutung von „pissing on“.
  • Dezember 1998: South Carolina schert aus der Phalanx der klageführenden Bundesstaaten aus. Der Grund: AOL (Börse Frankfurt: AOL) hatte gerade Netscape aufgekauft. Auch Richter Jackson räumt ein, dass dies „eine sehr wesentliche Änderung der Rahmenbedingungen bedeuten könnte“.
  • Januar 1999: E-Mails belegen, dass Bill Gates persönlich die Manipulation einer Umfrage angeordnet hat, auf die der erste Microsoft-Entlastungszeuge und MIT-Wirtschaftler Richard Schmalensee seine Aussage stützte.
  • Februar 1999: Microsoft führt zwei selbst gedrehte Videos vor, um die „natürliche“ Verbindung von Windows und Explorer zu demonstrieren. Beide Filme erweisen sich als manipuliert. Jackson ist daraufhin nach eigenem Bekunden „sehr traurig“. „Sprechen Sie mit Ihrem Anwalt“, rät er dem verantwortlichen Manager Jim Allchin noch, bevor er die Sitzung für diesen Tag beendet.
  • März 1999: Der Richter rastet aus, nachdem sich bereits mehrere Topmanager von Microsoft in Widersprüche verwickelt hatten und weitere Entlastungszeugen der Falschaussage überführt worden waren. Entnervt schreit er den Microsoft-Topmanager Bob Muglia an, er solle doch endlich still sein.
  • März bis Mai 1999: Zunächst dementiert, dann bestätigt: Erstmals suchten Microsoft und die US-Regierung nach einem außergerichtlichen Weg der Einigung – allerdings ohne Ergebnis.
  • Juni 1999: Der Prozess wird nach mehrmaligen Verzögerungen wegen Terminproblemen fortgesetzt.
  • September 1999: Die „New York Times“ deckt auf, dass Microsoft „unabhängige“ Anzeigen von Wissenschaftlern zu seinen Gunsten in US-Zeitungen großzügigst gesponsert hatte.
  • November 1999: Richter Jackson präsentiert sein „Finding of Facts“, eine Art Vorurteil. Darin kommt er zu dem Schluss, dass Microsoft „seine Markposition und immensen Profite nutzen wird, jede Firma zu schädigen, die etwas unternimmt, was den Wettbewerb gegen eines von Microsofts Kernprodukten verstärkt“.

    Anschließend beginnt unter Leitung des Berufungsrichters Richard Posner eine neue Runde von außergerichtlichen Einigungsversuchen.

  • Dezember 1999: Microsoft bereitet sich auf eine mögliche Teilung des Konzerns vor und fasst seine verschiedenen Windows-Aktivitäten unter einem Dach zusammen.

Zum Kartellrechtsverfahren gegen Microsoft hat ZDNet ein Diskussionsforum eingerichtet, in dem Befürworter und Gegner des Prozesses debattieren können. Ein Spezial zum Prozess und den Folgen finden Sie unter „Der Microsoft-Prozess – das Urteil und die Folgen„.

Kontakt:
Microsoft, Tel.: 089/31760

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