Der Schriftsteller Hans Magnus Enzensberger hat am Wochenende einen Poesieautomat vorgestellt. Die Maschine erzeugt zufällige Gedichte aus insgesamt 36 Wörtern, die in sechs Zeilen zu je sechs Wörtern gruppiert sind. Für jedes der sechs Wörter wählt der Rechner eines von sechs vorgegebenen Wörtern aus. Die logische Folge: Der Automat kann maximal 10 hoch 36 unterschiedliche Gedichte schreiben.
Das Gerät, das im Mittelpunkt des Fesivals „Lyrik am Lech“ in Landsberg stand, soll nur unterhalten. „Ich schreibe besser!“ versicherte Enzensberger in einem Interview mit der Abendzeitung. Er vertrat auch die Meinung, wer keine besseren Gedichte als der Automat schreibe, solle das Dichten besser bleiben lassen.
Das Prinzip des lyrischen Rechners erdachte der mathematisch interessierte Autor bereits Anfang der siebziger Jahre. Den Algorithmus könnte jeder Hobbyprogrammierer erstellen – die Auswahl geeigneter Wörter fällt schwerer. „Ich war monatelang nicht ansprechbar, weil ich wie besessen an diesem Programm arbeitete,“ sagte der 71-jährige Enzensberger. „Ich habe mich dabei köstlich amüsiert.“
Als Ausgabegerät des Systems haben die Sponsoren des Projekts eine Anzeigetafel gestiftet, wie sie auf Flughäfen und Bahnhöfen eingesetzt wird. Für zu Hause ist diese Form von Display nicht empfehlenswert: Der Preis liegt um 200.000 Mark.
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