Geschwindigkeit vor Qualität, so lautet der Hauptvorwurf an Prozessorenmarktführer Intel (Börse Frankfurt: INL), nachdem er seinen jüngsten 1,13 GHz-schnellen Pentium III wegen eines Bugs wieder vom Markt nehmen musste (ZDNet berichtete gestern). Einige Exemplare des Chips lassen verschiedene Programme einfrieren, so das Unternehmen.
Der Wall Street-Analyst Ashok Kumar von U.S. Bancorp Piper Jaffray aus Minneapolis etwa sparte nicht mit Kritik: „Das war reine Angeberei. Der Durchschnittspreis für einen Intel-Chip liegt bei 200 Dollar. Dieser Top-Prozessor wurde aber für annähernd 1000 Dollar verkauft. Dadurch sind so gut wie keine Einheiten ausgeliefert worden“. Immer öfter habe Intel den jeweils schnellsten Chip auf den Markt gebracht, ohne mit der Lieferung nachzukommen, so Kumar gegenüber ZDNet.
Allgemein vertreten Beobachter die Ansicht, Intel habe den 1,13-GHzer nur deshalb in den Handel gebracht, weil man „gewohnheitsmäßig“ schnellere Prozessoren als Konkurrent AMD anbietet – oder zumindest als erster der beiden eine neue Geschwindigkeitsklasse eröffnet.
Tatsächlich hatte Intel nach Meinung des Analysten Nathan Brookwood von Insight 64 aus Saratoga, Kalifornien, den PIII mit 1,13 GHz am 31. Juli frei gegeben, um AMD mit seinem 1,1 GHz Athlon zuvorzukommen. Dieser war für Montag dieser Woche angekündigt. „Ich vermute, nach der Ankündigung von AMD wollten die Intel-Techniker einfach den Härtetest wagen. Es sah so aus, als ob der PIII sicher über 1 GHz geschraubt werden könnte. Das war ein bisschen riskant aber sie dachten, es wird schon OK gehen“. Leider habe sich die Sache für Intel anders entwickelt.
Welche Auswirkungen die Rücknahme des neuen Pentiums hat, ist noch nicht abzusehen. Abnehmer von Intel jedenfalls zeigten sich auf Nachfrage irritiert, wollten aber keine Stellungnahme abgeben.
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