Die Initiative „Internet ohne Taktung“ hat sich zum Ziel gesetzt, Öffentlichkeit und Politik auf Probleme durch die hohen Kosten für die Überbrückung der letzen Meile aufmerksam zu machen. Philipp Sudholt hat die Initiative im Herbst 1999 gegründet.
Philipp Sudholt / Foto: privat |
ZDNet: Auf ihrer Website können Besucher ihre Initiative „Internet ohne Taktung“ mit ihrer Unterschrift unterstützen. Was soll mit diesen Unterschriften passieren?
Philipp Sudholt: Wir sammeln seit rund einem Jahr Unterschriften, die wir der Politik übergeben möchten. Wir werden die Unterschriftenliste in der nächsten Zeit der Regulierungsbehörde für Post und Telekommunikation überreichen. Mittlerweile arbeitet die Regulierungsbehörde an dem Flatrate-Problem und wir möchten jetzt mit unseren Unterschriften Druck ausüben, damit eine Entscheidung schnell gefällt wird.
ZDNet: Die Regulierungsbehörde untersteht dem Bundeswirtschaftsministerium. Welche Reaktionen haben Sie von dort bekommen?
Sudholt: Kurz nachdem T-Online seine Flatrate eingeführt hatte, haben wir ein Schreiben aus dem Bundeswirtschaftsminsterium erhalten. Der parlamentarische Staatssekretär Siegmar Mosdorf teilte uns mit, dass aus seiner Sicht zur Zeit kein Handlungsbedarf besteht, weil jede Woche neue Anbieter eine Flatrate auf den Markt brachten. Seither haben wir nichts mehr gehört.
ZDNet: Mittlerweile müssen immer mehr Flatrate-Anbieter ihre Offerten vom Markt nehmen. Surf1 musste sogar Konkurs anmelden. Überrascht Sie diese Entwicklung?
Sudholt: Nein, überhaupt nicht. Die Geschäftsmodelle der Internet-Provider sind einfach nicht finanzierbar. Bisher ist mit Surf1 zwar nur ein Anbieter Pleite gegangen, die anderen kämpfen aber immer noch mit technischen Problemen. Solche technischen Schwierigkeiten sind aber in den meisten Fällen auf finanzielle Probleme zurückzuführen. Wenn ich genug Geld habe, dann kann ich mir auch die benötigte Zahl von Einwahlports kaufen. Die Rahmenbedingungen müssen sich ändern.
ZDNet: Welche Rahmenbedingungen sind notwendig, damit neben den finanzstarken Internet-Providern T-Online und AOL auch andere Anbieter eine Flatrate auf Dauer anbieten können?
Sudholt: Es muss eine Großhandelsflatrate her. Die Deutsche Telekom besitzt nach wie vor ein Quasi-Monopol im Ortsnetzbereich und kann die dort zu zahlenden Gebühren fast beliebig festlegen. Erst wenn die Provider für einen Pauschaltarif den Kunden in ihr Netz holen, werden sie eine richtige Flatrate anbieten können.
ZDNet: Es gibt immer wieder die Forderung nach einer Flatrate für 40 Mark, die dann für die breite Masse interessant wäre und wo die für Provider teuren Poweruser in der Masse untergehen würden. Was halten Sie von dieser Forderung?
Sudholt: Ich bin überzeugt davon, dass die Internet-Nutzer in Deutschland sehr genau rechnen. Es gibt sehr viele Internet-by-Call Anbieter und da wird ganz genau gerechnet, was auf Dauer günstiger ist. Wenignutzer würden keine Flatrate für 40 Mark nehmen und die Provider würden dann wieder nur die Nutzer als Kunden gewinnen, die sehr viel surfen.
ZDNet: Wie sieht Ihre Prognose aus: Wann gibt es eine Großhandelsflatrate?
Sudholt: Vor drei oder vier Monaten war ich sehr skeptisch. Mittlerweile sind die Chancen so gut wie noch nie. Die Regulierungsbehörde hat das Problem erkannt und die politischen Parteien erklären ihre Unterstützung für eine solche Großhandelsflatrate. Ich bin zuversichtlich, dass es in einem Jahr eine Großhandelsflatrate gibt, die es Internet-Providern ohne all zu großes finanzielles Risiko ermöglicht eine Flatrate anzubieten, weil sie dann die letzte Meile zum Pauschaltarif und nicht wie jetzt zu einem nutzungsabhängigen Tarif bekommen. Die Internet-Entwicklung darf nicht länger gebremst werden durch die Monopolpreise der Telekom im Ortsnetz.
ZDNet berichtet in einem News Report zum Thema Flatrates über die neuesten Entwicklungen auf dem Flatrate-Markt und rechnet vor, für wen sich ein Pauschaltarif lohnt.
Kontakt:
Internet ohne Taktung, Tel.: 030/ 34651300
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