Nach der überaus teuren Versteigerung von UMTS-Lizenzen in Deutschland haben die großen Telekommunikations-Konzerne dazugelernt. Die Firmen kaufen nicht mehr blind ein, sondern prüfen zunächst die Lage. Das wurde spätestens am Montag Morgen klar, als die Schweiz die Auktion der eidgenössischen UMTS-Frequenzen mangels Bietern verschieben musste.
Immer öfter setzen die Unternehmen auf Partnerschaften, um sich die Kosten für die nationalen Lizenzen zu teilen. Während in Großbritannien noch umgerechnet 73 Milliarden Mark und in Deutschland knapp 100 Milliarden Mark für die zukunftsträchtige Investition gezahlt wurde, war in Österreich der Auktions-Zauber nach zwei Tagen vorbei. Statt wie erwartet 5,7 Milliarden Mark wurden nur 1,63 Milliarden Mark für die sechs Lizenzen erlöst.
Robert Halver vom Kölner Bankhaus Delbrück sieht dahinter einen notwendigen Strategieschwenk der Telefonanbieter. „Weil nach den großen Auktionen in Großbritannien und Deutschland kein Geld mehr da ist, suchen die Interessenten nach Alternativen.“ Halver geht davon aus, dass Gespräche zumindest im Vorfeld der Auktionen üblich sind. „Sicher werden die mit ihren Konkurrenten reden und sich dann gegebenenfalls zurückziehen.“ Wer nicht an den Versteigerungen teilnimmt, könne dann über eine Kooperation mit einem Lizenznehmer die Abdeckung des Marktes erreichen. „Es gibt viele Möglichkeiten, sich hier zu verbinden.“
Druck auf die Konzerne, das UMTS-Engagement möglichst niedrig zu halten, erzeugen neben den Lizenzkosten auch die Milliardenbeträge, die anschließend in den Aufbau der Netze gesteckt werden müssen. Andreas Hoffmann von der Hamburger Unternehmensberatung Mummert und Partner vermutet, dass bei UMTS häufig die Betreiber am besten fahren werden, die gar kein eigenes Netz unterhalten. Während die Konkurrenten in den kommenden beiden Jahren hohe Summen in die Netze und Zinszahlungen für die Lizenzkredite stecken müssten, „ohne einen Pfennig durch UMTS zu verdienen“, könnten diese Unternehmen ruhig abwarten, bis die Netze stehen und sich dann einen Partner suchen. Durch die hohe Zahl der Anbieter werde eine solche Strategie voraussichtlich relativ kostengünstig unzusetzen sein.
Dieses Kalkül könnte auch in der Schweiz eine Rolle gespielt haben. Dort umfasste das Feld vor einer Woche noch neun Bieter. Am Freitag erklärten neben der Deutschen Telekom (Börse Frankfurt: DTE) auch die norwegische Telefongesellschaft Telenor und der Hongkonger Anbieter Hutchison ihren Ausstieg. Der zur US-Gruppe NTL gehörende Schweizer Kabelnetzbetreiber Cablecom hatte bereits am Donnerstag das Handtuch geworfen und betont, das Unternehmen wolle sich später einen Partner suchen, um doch UMTS-Dienste anbieten zu können.
Mit der Fusion der Bieter Diax und Sunrise reduzierte sich der Bieterkreis am Montag dann auf vier – eine Auktion wäre bei vier zu vergebenen Lizenzen damit zur Lachnummer geworden. Die Regulierungsbehörde BAKOM zog daraufhin die Notbremse und setzte das Verfahren zunächst aus (ZDNet berichtete).
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