Der Chef der IT-Abteilung der europäischen Polizeibehörde Europol, der Franzose Nicolas Peugnet (41), wurde von der niederländischen Polizei in Den Haag verhaftet. Das berichtet das Nachrichtenmagazin „Der Spiegel“. Ihm wird Veruntreuung von wenigstens 250.000 Mark vorgeworfen.
Peugnet muss sich wegen schwerem Betrug und Urkundenfälschung verantworten. Ein Teil der unterschlagenen Gelder sei bei Offshore-Gesellschaften auf den Bermudas gelagert worden. In diesem Zusammenhang ermitteln die Behörden auch in Richtung des belgischen Sprachspezialisten Lernout & Hauspie, so das Magazin. Der deutsche Bundesnachrichtendienst (BND), mit dem Peugnet eng zusammengearbeitet haben soll, habe die Belgische Firma mit einem Projekt für Spracherkennung beauftragt.
Die Gründer der Firma, Jo Lernout und Pol Hauspie, wurden im April verhaftet. Sie sollen den Aktienhandel manipuliert haben, erläuterte der Staatsanwalt Jean-Marie Coppens die Anklagepunkte damals. Das Unternehmen musste im vergangenen November Gläubigerschutz beantragen, da Gespräche mit belgischen und deutschen Bankern über eine mögliche Umschuldung gescheitert waren (ZDNet berichtete). Die Aktie des Unternehmens wurde vom Nasdaq und dem Nemax ausgeschlossen.
Enfopol, von Teilen der EU-Kommission als eine Art europäisches FBI geplant, steht seit seiner Initiierung im Jahr 1998 im Kreuzfeuer der Kritik (ZDNet berichtete laufend). Wegen der weitreichenden Überwachungsmöglichkeiten des Sprach- und Datenverkehrs gilt die Behörde als eine Art „Großer Bruder“.
Das EU-Parlament in Brüssel konnte auf Nachfrage noch keine Auskünfte über die laufenden Ermittlungen erteilen.
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