Nach dem Aufstieg zum Großaktionär bei Telecom Italia und der Olivetti-Gruppe hat der Reifen- und Kabelhersteller Pirelli eine Fusion beider Unternehmen nicht ausgeschlossen. Wie Pirelli-Chef Tronchetti Provera am Montag in Mailand mitteilte, hat das Unternehmen mit seinem Partner Benetton aber noch keine Entscheidung über einen Zusammenschluss getroffen.
Ein Abbau der Schulden von Olivetti habe Priorität. Provera teilte gleichzeitig mit, er werde künftig die Geschicke von Telecom Italia führen. Er löst damit den bisherigen Olivetti-Chef Roberto Colanino ab, der den Telefonanbieter vor zwei Jahren im Wege einer feindlichen Übernahme geschluckt hatte. Diese hatte die Fusion von Telekom Italia mit der Deutschen Telekom (Börse Frankfurt: DTE) damals verhindert. Pirelli und Benetton hatten am Samstag in einem Überraschungscoup den Einstieg bei Olivetti und Telekom Italia (TI) verkündet.
Dabei übernahmen sie für sieben Milliarden Euro (13,7 Milliarden Mark) die Kontrolle über die Luxemburger Finanzierungsgesellschaft Bell. Bell hält 23 Prozent an der Olivetti-Gruppe, die wiederum 54 Prozent an Telecom Italia besitzt. Zusammen mit bereits im Vorfeld aufgekauften Aktien nennen Pirelli und Benetton nun 27 Prozent an Olivetti ihr Eigen. Das reicht aus, um die Gruppe effektiv zu kontrollieren.
Gilberto Benetton, dessen Familienholding Edizione am Wochenende gemeinsam mit Pirelli den Einstieg bei dem Telefonunternehmen verkündet hatte, soll stellvertretender Firmenchef von Telecom Italia werden. Eine Entscheidung über einen möglichen Führungswechsel bei der TI-Mobiltochter TIM wurde zunächst nicht gefällt.
Der bisherige Olivetti- und Telecom-Italia-Chef Colaninno war am Sonntagabend von seinen Posten zurückgetreten. Er hatte es in den vergangenen beiden Jahren nicht geschafft, die hohen Schulden, die durch die feindliche Übernahme von Telecom Italia bei Olivetti entstanden waren, zurückzuführen.
Pirellis Schulden wachsen durch den Kauf der Olivetti-Anteile über Bell den Firmenangaben zufolge auf 3,1 Milliarden Euro. Zwei weitere Mitspieler standen unterdessen in den Startlöchern, um sich dem Tandem Pirelli-Benetton anzuschließen. Laut Provera kündigten die italienischen Banken Unicredito und Intesabci Interesse an, jeweils zehn Prozent an der neuen Holding-Gesellschaft für die Kontrolle der Olivetti-Anteile (zunächst Newco genannt) zu übernehmen. Sollte dies in die Tat umgesetzt werden, würde Pirelli 60 Prozent halten, die Benetton-Holding Edizione 20 Prozent und die beiden Banken die verbleibenden 20 Prozent.
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