KOMMENTAR – Für Microsoft-Gegner haben sich alle mit dem Regierungswechsel in den USA verbundenen Befürchtungen bewahrheitet: Die US-Justiz ist zum zahmen Papiertiger mutiert. Wie berichtet erklärte heute das Ministerium, nicht mehr auf die Aufteilung des Konzerns hinarbeiten zu wollen. Die Regierung verzichte darüber hinaus darauf, dass die strittigen Punkte der illegalen Integration des Internet Explorer in das Betriebssystem Gegenstand einer erneuten Anhörung wird. In anderen Worten: Hasta la vista, Kartellrechtsprozess.
Der damalige Präsidentschaftskandidat der Republikanischen Partei, George Bush jr., hatte bereits im vergangenen Jahr erklärt, er sei gegen eine Zerschlagung von Microsoft. Bush hatte immer wieder betont, seiner Meinung nach solle die Industrie möglichst unkontrolliert durch staatliche Organe agieren dürfen. Bei einem Regierungswechsel und folglich einer neuen Besetzung im Justizministerium werde sich die Marschroute des Justizministeriums deutlich ändern.
Entsprechend war einer der ersten Schritte nach dem Machtwechsel in den USA, einen als Microsoft-freundlich geltenden Juristen an die Spitze der Kartellbehörde zu setzen. US-Justizminister John Ashcroft berief im Februar dieses Jahres den Anwalt Charles James. Dieser hatte sich im April 2000 im US-Fernsehsender CNBC gegen die Zerschlagung von Microsoft ausgesprochen. Die Verbraucher hätten von der durch Microsoft geschaffenen einheitlichen Software-Plattform profitiert, führte der Jurist damals aus und warnte, eine Zerschlagung des Konzerns von Bill Gates würde auch diese gemeinsame Plattform zusammenbrechen lassen. James‘ Vorgänger Joel Klein hatte als erbitterter Kartell-Gegner vor Gericht erst das nun zur Makulatur geratene Zerschlagungsurteil durch Jackson ermöglicht.
Einer der engsten Vertrauten von Bush zählte zudem zu Lohnempfängern des Redmonder Konzerns: Im April vergangenen Jahres hatte das Mitglied des Beraterstabes Ralph Reed angekündigt, sein Engagement für den Software-Konzern einzustellen. Er hatte gleichzeitig zugegeben, den damaligen Gouverneur Bush zu Gunsten von Microsoft Einfluss zu beeinflussen (ZDNet berichtete).
Das Aufteilungsurteil vom April 2000 durch Richter Thomas Jackson war der Republikanischen Partei von Bush seit seiner Verkündung suspekt: Der Abgeordnete J.C. Watts aus Oklahoma etwa nannte die Verurteilung des Konzerns im „Wall Street Journal“ eine „Verfolgung“ von Microsoft durch die Clinton-Administration. Er machte das Urteil damals gar für den im März 2000 begonnenen Börsen-Crash auf Raten verantwortlich (ZDNet berichtete).
Bush handelt
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2 Kommentare zu Microsoft unter dem Schutz des Weißen Hauses
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Microsoft unter dem Schutz des Weißen Hauses
ich habe nie den antrieb verstenden der rechtfertigen sollte programmiertechnische mittel zu unterbinden<br />
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id soft darf auch in ihr 3d baller spiel einen chat integrieren – so komunikation möglich ist. oder in einem taschen rechner darf auch ne solarzelle sein die strom produziert der steuerrechtlich nicht erfassbar bleibt..<br />
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warum um alles in der welt sind diese lächelich wenigen zeilen programm code schlim ? ob ich mir den ie zusätzlich ziehe oder ob ich ihn gratis bei dem betriebsystem dabei hab .. ist doch meine sache und ich finds nur fair – warum soll bei einem produkt – nehmen wir die heft cd von heise CT – wenn dort der neue ie drauf ist .. haben die dann auch illegal gehandelt ?. also bitte . ich fand es immer albern. solange man freie oder eigene software zusammen legt und vertreibt .. ist es ok . der käufer muss ja nich. er kann … ansonsten hätte ich gesagt – tankstellen – sofort nur noch benzin, alles andere wäre unfair<br />
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aber ich denke freiheit ist ein unveräußerliches recht und wer es mir nicht eingsteht läuft gefahr übergangen zu werden denn freiheit lasse ich mir nicht nehmen und ich habe immer darauf gehofft das auch amerika diesen sinn für freiheit noch besitzen. in diesem sinne
Aussergerichtliche Einigung wäre am besten
Bestimmt eine gute Entscheidung des DOJ, und zwar nicht speziell für MS: Eine aussergerichtliche Einigung bzw. ein Vergleich, der wohl bald bevorsteht, wäre wohl GENERELL sowieso das beste für alle am Prozess Beteiligten. Auf die Weise entsteht irgendwann eine gewisse Rechtssicherheit. Das eigentliche Problem ist sowieso nicht MS selbst, sondern, daß Firmen wie Sun oder AOL wesentlich träger und – nennen wir es mal "unschlauer" – sind als MS. Beispiele: Sun hätte schon vor Jahren mehr aus seinem Schlüsselerfolg mit Java machen können, aber sie haben sich abgesehen von ein bisschen Java Embedded auf die faule Haut gelegt; ein Prozess gegen MS mit dem Ziel, dass MS keine neueren Java – Versionen benutzen "darf", war von vorneherein ein Eigentor; AOL dagegen hätte von Anfang an wesentlich mehr aus seinem Portal & dem IM machen müssen, es zu einer echten Plattform ausbauen müssen. Was man aber Sun taktisch zugute halten muss, ist, dass sie damals gemerkt hatten, dass MS zumindest vor einigen Jahren, als der Prozess begann, auf dem juristischen Gebiet noch reichlich verwundbare Stellen hatte, aber inzwischen müssten sich eigentlich beide Firmen dringend eine andere, bessere Strategie überlegen, wenn sie langfristig eine Chance haben wollen. Man stelle sich das ultimative Schreckensszenario mal vor – ein Werbebanner mit der Aufschrift: "Sun Microsystems, Ihr MS Certified Solution Provider" !!