Es wird ein langer, dunkler Winter

Vor allem eine Neuerung machte auf der Systems von sich Reden: Die vielen mit Blumenkübeln und Ruhebänken zugestellten Freiflächen

KOMMENTAR – Wer am Montag die Systems 2001 besucht hat, kann selbst jetzt das Gruseln nicht unterdrücken. Verloren wirkende Anzugträger und Notebook-Schlepper, die versprengt in Zweiergruppen von der U-Bahn Richtung Messe ziehen, Parkplätze gleich neben dem Eingang. So etwas gab es noch nie.

„Wir hätten hier am Montag ohne weiteres auf den Gängen Bowling spielen können. Das hätte keinen gestört“, sagte die Geschäftsführerin einer ausstellenden Firma gegenüber ZDNet. Das Bild des Tages schoss ein Fotograf, der einen schlafenden Hund auf einem ansonsten leeren Gang zwischen zwei Ständen ablichtete. Geisterstadt Systems.

Zwar belebte sich der Besucherandrang während der nächsten Tage, um zum Wochenende hin wieder abzuflauen. Doch Thema Nummer eins der Gespräche waren die zahlreichen mit Bänken und Blumenkübeln notdürftig kaschierten Lücken in den Reihen der Aussteller-Stände.

Dem einfachen Besucher drängte sich unwillkürlich der Gedanke auf: „Es wird ein langer, dunkler Winter“. Es sind nämlich nicht die Mittelständler mit der dünnen Finanzdecke, die sich einen Messe-Auftritt gespart haben, sondern viele Größen der Branche. Und das Ende des Tals der Tränen könnte noch im Nebel verborgen liegen.

Denn die Firmenstrategie mancher Unternehmen erinnert an „Management by kopfloses Huhn“: Die Preise für angekündigte Produkte werden bereits vor dem Verkaufsstart zweimal korrigiert. Die Taktrate von Prozessoren galoppiert im Schweinsgalopp dahin. Marktforscher prognostizierten lieber den Trend zum Zweit-Handy als eine Marktsättigung.

Und jetzt stehen wir da. Mit einem GPRS-Handy, mit dem wir keine Services abrufen können. Mit einem Handheld, der zwar ein farbiges Display hat, aber Mails nicht standardmäßig empfangen kann. Und mit einem Aktiendepot, das wir zwar über das Mobiltelefon verwalten können, das aber nur noch 2 Mark 50 wert ist. Danke, dass jemand das Karussell der Innovation gestoppt hat.

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10 Kommentare zu Es wird ein langer, dunkler Winter

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  • Am 29. Oktober 2001 um 22:10 von Heinrich Supe

    Es wird ein langer, dunkler Winter
    Eine IT- Kriese ist wie die allgemeine Wirtschaftslage weitgehend hausgemacht. Wenn man mit allen Mitteln die Steigerung der Steigerungsrate verfolgt ist oftmals nicht der Absatz das Problem sondern das Ziel welches man sich setzt. Das Schlimmste ist wohl gesteckte Ziele mit Einsparungsmassnahmen zu erreichen. Von Geschäftsjahr zu Geschäftsjahr nur gespart bedeutet, dass man sich über kurz oder lang totgespart hat.

    Bei der Inovation auf dem IT- Sektor beschränkt man sich auf Integrationsgrad und Geschwindigkeit. Den PC im Wohnzimmer gibt es doch offensichtlich gar nicht. Natürlich scheut man sich davor den hässlichen grauen Kasten, der gerade mal blau an den Ecken wird und dessen Kühlaggregate "inovationsbedingt" immer lauter werden, in die gute Stube zu stellen. Wollte man Dinge wie CD, DVD und Internet im Wohnzimmer nutzen bliebe einem nichts anderes übrig. Was nützen denn die äusserst spärlichen Versuche einen PC in ein überdimensionales CD- Player Gehäuse zu packen, wenn man das Gerät minutenlang booten muss nur um Musik zu hören?

  • Am 29. Oktober 2001 um 12:54 von Palladium46

    Es wird ein langer, eiskalter Winter
    Unlängst fuhr der Wetterredaktor einer US-amerikanischen Fernsehstation durchs Indianerreservat und beobachtete dabei einige Indianer beim Holzsammeln. Aha, sagte er sich, die haben die Zeichen der Natur erkannt und sammeln Brennholz für den Winter; es wird sicher ein langer, kalter Winter werden. Da er natürlich der Erste sein wollte, der die News verkündete, erklärte er schon in seiner nächsten Sendung, daß alle Anzeichen dafür stünden, daß mit einem kalten Winter zu rechnen sei.

    Zwei Wochen später fuhr er wieder über Land und beobachtete viele Indianer, die Holz sammelten. Oha, sagte er sich, wenn so viele Indianer Holz sammeln, dann wird es sicherlich ein ganz eiskalter Winter. Auch diese News verkündete er als erster. Wieder zwei Wochen später das Gleiche. Nur sammelten jetzt viele Indianer Unmengen von Holz, das sie lastwagenweise abtransportierten. Mit dieser brandheissen News kehrte er ins Studio zurück: "Dieses Jahr werden wir einen langen und eiskalten Winter erleben, möglicherweise den längsten und kältesten des Jahrhunderts."

    Diese News war dem Chefredaktor eine Reportage wert und man lud den Häuptling "Schwarzes Pferd" ins Studio ein. Die erste Frage an ihn lautete: "Die Indianer haben ein über Generationen überliefertes Wissen über die Kräfte in der Natur. Aber welche Anzeichen haben Euch in diesem Jahr veranlaßt anzunehmen, er gebe einen langen, kalten Winter?" Darauf antwortete der Häuptling: "Der Wetterexperte im Fernsehen hat gesagt, es werde einen langen, eiskalten Winter geben. Darum haben wir sofort damit begonnen, Brennholz zu sammeln."

  • Am 23. Oktober 2001 um 1:03 von sigi1140w

    Es wird ein langer, dunkler Winter ….
    dem auch noch ein frühling, ein sommer, ein herbst, ein winter, ein frühling ….. folgen wird.

    habt ihr noch alle nicht begriffen, dass das geld, das hier gemacht wird nur virtuelles geld ist?

    die kleinen können nur verlieren und die großen haben ihre schäfchen im trockenen.

    wenn ihr den markt beobachtet – die unternehmen, die auch heute noch ihre gewohnten gewinne (2 – 4% nach steuern) machen, sind die traditionellen unternehmen, mit hohen personalkosten, wo das kapital der firmen zwischen den beiden ohren der mitarbeiter sitzt und wo beziehungen und kommunikation zwischen den mitarbeitern und der führung funktioniert. haltet euch an die, die machen noch immer ohne hysterie weiter.

    liebe grüße von sigi aus wien

  • Am 22. Oktober 2001 um 16:15 von Bitmouse

    Innovation und Kommerz
    Zum Thema Innovation scheint hier im Grundsatz Einverständnis zu herrschen: Die Miniaturisierung von Bauelementen oder die Erhöhung von Taktfrequenzen sind keine Innovationen. Sie die fortgeschriebene Konsequenz aus einer Innovation. Und diese wird eben gnadenlos verwertet. Weil es derzeit nicht so klappt, würde ich nicht von einer IT-Krise oder so sprechen. Die Konzerne sollten mal lieber über überzogene Gewinnerwartungen nachdenken. Das Problem der Branche ist, dass sie sich zu sehr in ihrem eigenen Mikrokosmos bewegt und sich an den Technologien und Techniken berauschen, ohne ernsthaft nach der Nutzwertigkeit zu fragen. Deshalb haben wir Flaute auf dem Handy-Markt, deshalb sehe ich UMTS noch nicht als die Henne, die goldene Eier legt. Wieviel Betriebssystem-Varianten und zugehörige SR’s hat Microsoft seit 1995 herausgebracht? Lediglich W2K gestehe ich halbwegs zu, eine wirkliche Verbesserung zu sein. Vom CDU-Krieg will ich gar nicht reden. Das ist letztlich alles grober betriebswirtschaftlicher Unfug, der nun den gemeinen PC-User zur Erkenntnis zu bringen scheint, dass er das nicht mitmachen muss, weil – auf einem 200-er MMX kann er weiterhin gut surfen und seine Korrespondenz erledigen oder Moorhuhn spielen…

  • Am 22. Oktober 2001 um 10:25 von Ion Timer

    "Entwicklung"
    Hallo,

    also wenn ich mir die bisherigen News anschaue springt mir eines ins Augen:

    Alle haben recht, zwar nicht immer 100%ig aber trozdem…

    Die Zwangsregistrierungen sind unnötig – sie kosten nur Geld, den bei Problemen kann diese 24 Stunden (!!!!) Hotline nicht helfen. Dieses Geld könnte man in bessere Qualitätssicherungen stecken. Trotzdem ist der Gedanke innovativ. Wenn auch nicht kundenfreundlich. Man kommt relativ einfach zu einer RIESIGEN Adressliste, den auch wenn die Adressangaben freiwillig sind geben sie doch viele an. Die Innvoation dabei ist die einfache Direktwerbung die MS.

    Nun zur mal zur Innovation Online-Zugang. Gut jeder kann sich heute ein Depot zulegen und dieses per Handy verwalten. Das ist schon innovativ, den "früher" mußte ich zu meiner Bank gehen und das dann auch zu nicht immer sehr glücklichen Zeiten ( 8.00 bis 16.00 Uhr und von 12.00 bis 14.00 Uhr Mittag). Hat sich zwar geändert aber ich kann’s nun halt auch von Unterwegs. Der Wert meines Depots ist wohl nur durch meine Fähig- bzw. Unfähigkeit zustande gekommen.

    Warum kann man das Radio nicht mit der Stimme bedienen? Nun, wahrscheinlich weil man keine Klimaanlage für’s Radio einbauen will um den Hochleistungsprozessor zu kühlen oder weil man nicht schon wieder zum Kofferraum rennen will um eine CD-Rom zu wechseln… Natürlich geht es dem Radio fast alle Funktionen zu übergeben, siehe Becker Online Pro, aber ob man das wirklich will? Mich würde es stören, wenn mein Autoradio meint ich hätte zehn neue Mails und Herr Nervtöter ruft an. Trotzdem ist es eine Innovation.

    Nun ja, sind wir wirklich in einer Rezession? Bei den Börsenkursen JA, bei den allgemeinen Industrie? Jaein, und zwar ein klares NEIN bei all den Firmen, die mit einer guten und wohl geplanten Geschäftsidee arbeiten, JA bei denen die durch den Hype an der Börse meinten auf Teufel komm raus zu expandieren (Lucent) und dadurch ihre wirklichen Fähigkeiten vernachläßigt und die Kapitalverfügbarkeiten überlastet haben. Das gab es aber schon immer. Nun weiter, der Käufer kauft nicht mehr so viel…Also bei den Handys klar, immerhin hat fast jeder eines, aber trotzdem werden weiterhin welche gekauft, unsere Jugendlichen sind da wirklich groß. Doch brauchte ich schon wieder ein neues? Bei dem ich keine wirklich neue Funktion habe – NEIN. Bei den Speichermodulen ist der extreme Preisverfall auf gigantische Überproduktionen zurückzuführen, fällt aber einer Weg, steigen die Preise wieder deutlich an. Doch wo ist nun unsere Rezession? Sie ist in all denen Bereichen, die Ihre Existenz zu sehr auf den Börsenwert gelegt haben und nicht auf Ihre Leistungen.

  • Am 22. Oktober 2001 um 10:02 von Muelleimer

    Versuch zu verstehen…
    Ich glaube das Problem der allgemeinen Rezession und der schlechten Zahlen beruht u.a. auch darauf, dass in den letzten Jahren eine Produktivitätssteigerung um der Steigerung willen stattgefunden hat. "Neue, innovative" Produkte wurden nicht auf Basis eines Bedarfs entwickelt sondern im Hinblick auf eine erfolgreiche Vermarktung. Das gilt für die meisten Wirtschaftszweige.

    Ein Beispiel dafür ist für mich u.a. auch die Diskussion über die Ladenöffnungszeiten. Die wäre nicht notwendig, wenn nicht immer mehr Arbeitnehmer elend lange Überstunden leisten müssten um die Schreckgespenste Produktivität, Effizienz und Steigerungsrate aufrecht zu erhalten.

    Sollte tatsächlich eine "Konsolidierung" stattfinden, dann müsste diese mit soziologischem Umdenken und neuen Verhaltensweisen zusammen erfolgen.

    Muelleimer

  • Am 20. Oktober 2001 um 22:59 von franko

    Richtig so
    Sollange Inovationen

    darin bestehen eine ONLINE-Zwangsregistrierung zu implementieren

    und die Preise zu erhöhen

    braucht keiner die neuen Produkte.

    Wenn man so manche Registriernummer

    mehrmals eingegeben hat

    dann will man nichts neues mehr.

    Die alte software läuft sowieso stabiler

    ;-)

  • Am 20. Oktober 2001 um 20:21 von tfreak

    der lange dunkle Winter
    tut mir leid, ihr habt’s beide nicht verstanden.

    wir befinden uns in einer allgemeinen Rezession, glaubt ihr wirklich, dass das alles nur auf die Computerindustrie beschränkt ist?

    Apropos, wenn’s keine Weiterentwicklung gäbe, dann würdet ihr noch immer mit der Keule ums Lagerfeuer hüpfen oder tut ihr das etwa im Augenblick, mit einem IBM-PC der ersten Generation unterm Arm.

    viel Spass in eurem Museum weiterhin….

    ein Technikfreak

  • Am 20. Oktober 2001 um 7:45 von René

    Wieso Computer = Innovation?
    Hi Matthias,

    Dein Gedanke an die Eier legende Wollmilchsau ist zwar gerechtfertigt, aber warum in Gottes Namen gehst Du den selben Weg, den Du erst am Anfang Deines Textes für falsch erklärst?

    Warum muss ich mir denn einen PC 4000,00 DMchen hinstellen und jedes Upgrade und jeden Schnickschnack mitmachen, blos weil noch bunter und noch aufwendiger?

    Das es auch einfacher ist, seine Wetterdaten, die Aquariumbeleuchtung, das Garagentor und die Heizung zu steuern, die Kaffeemaschine und den CD-Player zu bedienen, zeigt ein ganz kleines Gerät, welches so gross ist, wie eine Zigarrettenschachtel.

    Die "Wunderwaffe" heisst C-Control, kommt in eigener Entwicklungsumgebung und lässt sich frei programmieren.

    USB ist nicht nötig – seriell ATA ist schon fast ein Schimpfwort.

    Kommen wir zurück; dahin wo Innovation nicht Kommerz bedeutet.

  • Am 19. Oktober 2001 um 23:55 von Matthias

    Welche Innovation ?
    Was ist mit dem Karusell der Innovation gemeint ? Schnellere Prozessoren größere CD (DVD) und größere Speicher machen noch keine Innovation. Sicher ist das alles unter immensen Aufwand entstanden aber eigentlich kann ich heute mit PC’s nicht viel mehr anfangen als vor 10 oder 15 Jahren. Wenn man den ganzen Hype nüchtern betrachtet sind die Geräte kleiner und leistungsfähiger geworden aber das ist dann auch alles.

    Seit 20 Jahren gibts im Wohnzimmer Fernseher und Hifi – Anlage. Nun gibts den Computer dazu, eine graue häßliche Kiste, die da gar nicht rein passt. Ein sprachgesteuerter Computer der Hifi und Fernseher ersetzt, mit mehreren Tonkanälen (gemeint ist hier nicht xxx Souround sondern die Möglichkeit gleichzeitig Radio, Fernseher und Radio etc zu nutzen die Netzanbindung sorgt dafür, das ich in der Küche radio höre in der Stube TV nutze und im Bad CD). Dazu gibt es eine Wetterstation und Alarmanlage, Heizungs- und Auqariumüberwachung alles Modular erhältlich und gleichzeitg nutzbar. Ein Traum für Besserverdiener ? Ich traue mir zu, ein solches System inclusive Monitor für 6000.- – 7000.- DM zu aus vorhandenen Komponenten zu erstellen, warum kann dies die Industrie nicht ?

    Warum gibts im Auto immer noch Autoradios mit Tasten und Reglern ? Warum dauert es ewig, bis ein Grät im Auto alles kann ???

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