Im Kartellrechtsprozess gegen Microsoft (Börse Frankfurt: MSF) läuft nach wie vor die Anhörung von Zeugen. In einer schriftlichen Aussage erklärte nun Jonathan Schwartz, Chefstratege von Sun (Börse Frankfurt: SSY), dass Microsoft vor dem Internet zittere.“Web Services stellen eine substanzielle Bedrohung für Windows dar. Es gibt immer mehr davon und sie liegen auf Servern, die eine ganze Reihe von Endgeräten ansprechen. Man braucht kein Windows-Betriebssystem, um sie auszuführen.“ Aus diesem Grund arbeite der Konzern von Bill Gates mit Hochdruck am seiner .Net-Strategie, um sein Monopol auch in den Cyberspace zu tragen.
Schwartz beschrieb .Net als Middleware, die sich über das Windows-Betriebssystem legt. Da Microsoft sehr „sparsam“ mit der Vergabe von .Net-APIs (Application Programming Interfaces) umgehe, seien Drittanbieter gehandicapt: Sie könnten ihre Web-Anwendungen nicht anpassen und seien somit für Windows- und Explorer-Nutzer nicht aufrufbar.
Als Beispiel für diese Taktik nannte er den Re-Launch von MSN im Oktober vergangenen Jahres. Zunächst konnten nur IE-Nutzer den Dienst aufrufen. Anwender von Opera, Mozilla oder Netscape blieben außen vor. Auch nachdem Microsoft diesen „Irrtum“ korrigiert hatte, seie MSN für Netscape-Nutzer unansehnlich gewesen.
In der mündlichen Befragung im Gerichtssaal durch den Microsoft-Anwalt Steven Holley wiederholte Schwartz seine Kernaussagen. Anschließend drehte sich die Diskussion um die Definition des Begriffes „Web Service“. Schwartz wollte darunter „alles, angefangen bei Downloads“, verstanden wissen.
Der Wettbewerbskonflikt läuft seit dem Herbst vergangenen Jahres auf zwei Gleisen: Auf der einen Seite prüft die zuständige Bundesrichterin Colleen Kollar-Kotelly, ob der mit der US-Justiz ausgehandelte Kompromiss „im öffentlichen Interesse“ ist; auf der anderen Seite haben die neun Staaten, die die Einigung ablehnen, die ursprüngliche Klage gegen Microsoft aufrecht erhalten und damit einen neuen Prozess erzwungen. 25 weitere Staaten haben sich kürzlich angeschlossen. Als Strafmaß fordern sie erneut ein „Windows light“ ohne Komponenten wie Internet Explorer oder Windows Media Player sowie eine teilweise Offenlegung des Windows-Quellcodes (ZDNet berichtete).
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