Frankreich will High Tech-Park für 2,8 Milliarden Euro

Bis zu 6000 Arbeitsplätze soll durch Mega-Projekt für Halbleiter in der Nähe von Grenoble enstehen

Für Mikroelektronik-Experten wird schon bald ein Lockruf aus den Alpen ertönen. So sind 1200 Stellen für Wissenschaftler, Ingenieure und Techniker für ein gigantisches Halbleiter-Laboratorium eingeplant, das in den kommenden Jahren im Isère-Tal nordöstlich von Grenoble entsteht, berichtete das Pariser Wirtschaftsblatt „Les Echos“.

„Dieses Projekt ist für Frankreich und Europa eine Gelegenheit, bei den Halbleitern eine Spitzenposition einzunehmen“, frohlockte das Pariser Finanzministerium. Wenn die Zusammenarbeit zwischen Motorola (Börse Frankfurt: MTL), ST Microelectronics und Philips fruchtet, sollen über die fest zugesagten 1,5 Milliarden Euro hinaus bis 2007 weitere 1,3 Milliarden in das Projekt fließen (ZDNet berichtete).

Das Joint-venture für die Halbleiter der neuen Generation sei „die größte industrielle Investition in Frankreich seit mehr als zehn Jahren“, rechnet das Pariser Blatt Les Echos vor. Insgesamt sollen 6000 neue Jobs entstehen. Standbein ist das französisch-italienische Unternehmen ST Microelectronics, das in Crolles im Isère-Tal 1993 eine erste Fertigungsstätte für Halbleiter hochzog.

Fünf Jahre später wurde der niederländische Philips-Konzern ins Boot geholt. Inzwischen arbeiten auf dem Acht-Hektar-Gelände schon 2800 Beschäftigte. Für das neue Großprojekt wurde nun auch noch das US-Unternehmen Motorola gewonnen. Anfang dieser Woche gab das Firmen-Trio die „beispiellose Allianz“ bekannt, durch die „mehr Intelligenz in kleineren Paketen“ auf Mini-Chips untergebracht werden soll (ZDNet berichtete).

Nach der Branchenkrise des vergangenen Jahres kann die Milliarden-Investition in Crolles verwundern: Die Verkaufszahlen sanken um ein Drittel, die Halbleiter-Industrie sei in die „schwerste Krise ihrer Geschichte“ geschlittert, erklären die Experten von Gartner Dataquest. Damit stieg offenbar die Bereitschaft, Großprojekte gemeinsam anzuschieben.

Nur US-Riese Intel (Börse Frankfurt: INL) könne „heutzutage allein eine derartige Milliarden-Investition durchziehen“, bemerkt der Analyst Nathan Brookwood. Eine erhebliche Rolle spielen bei dem Projekt in Crolles aber auch die staatlichen Finanzspritzen: 543 Millionen Euro haben die Regionalverwaltung und Paris für den High-Tech-Kick im Alpenland zugesagt. Damit hat sich das Trio ähnlich starken Rückenwind gesichert wie Infineon (Börse Frankfurt: IFX) bei seinem Vorzeigeprojekt in Dresden. Vergangene Woche genehmigte die EU-Kommission, dass 219 Millionen Euro aus dem Investitionsvolumen von 1,1 Milliarden Euro für das Chipwerk an der Elbe vom Staat getragen werden.

Im Dezember ist die Produktion der 300-Millimeter-Platten in Dresden angelaufen, mit der die Speicherkapazität der Chips sprungartig gesteigert wird. Monatlich werden bei Infineon 11.000 dieser Silizium-Platten hergestellt, die auch in Crolles demnächst produziert werden sollen. Aber Infineon sieht darin keine Gefahr. „Der Markt für Halbleiter ist derzeit schwierig, aber es ist ein absoluter Zukunftsmarkt“, sagte Unternehmenssprecher Günter Gaugler.

Bislang werden die neuen Speicherchips in PCs und Netzwerken eingesetzt, demnächst kommen sie in Handys, die Auto-Steuerung und Haushaltsgeräte. „Weniger als die Hälfte des eigenen Chip-Verbrauchs wird zurzeit in Europa hergestellt“, sagte Christian Popahl vom Zentralverband der Elektrotechnik- und Elektronikindustrie (ZVEI) in Frankfurt am Main.

Kontakt:
Infineon Technologies, Tel.: 01802/000404 (günstigsten Tarif anzeigen)

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