Kriege, Krankheiten und Korruption – von diesen Schlagwörtern ist das westliche Afrika-Bild geprägt. Unternehmergeist und Eigeninitiative werden den Afrikanern abgesprochen, und Investoren machen noch immer einen großen Bogen um den Kontinent. „Niemand sieht die wirtschaflichen Möglichkeiten“, kritisiert Awo Quaison-Sackey aus Ghana. Die Chefin des Software-Unternehmens AQ-Solutions in New Haven im US-Bundesstaat Connecticut setzt sich mit anderen afrikanischen Unternehmerinnen in den USA für den Anschluss Afrikas an die Moderne ein.
Sie sind Mitglieder eines UN-Komitees für die Förderung von Frauen in der Wirtschaft – und meinen, dass gerade der Mangel auch Chancen birgt. In Ghana spielen Frauen eine wichtige wirtschaftliche Rolle, erklärt Quaison-Sackey. Hätten sie Zugang zum Internet, könnten sie viel mehr daraus machen, ist sie überzeugt. Sie selbst beschäftigt 25 Angestellte in der Haupstadt Accra. Ihre Firma, zu deren Kunden wie General Electric und die Versicherung Phoenix gehörten, profitierte vor drei Jahren vom Milleniumswechsel: Viele Unternehmen brauchten damals Verstärkung, um die Software umzustellen.
In Ghana ist der Lohn 25 bis 60 Prozent niedriger als in den USA, und wegen des Zeitunterschieds kann ein Unternehmer an der US-Ostküste Ghanaer beschäftigten, wenn seine Angestellten nach Hause gehen. Auch kleine Aufträge lohnen sich, findet Quaison-Sackey: „Wenn Sie hier einem Menschen Lohn zahlen, heben Sie den Lebensstandard von hundert weiteren“, rechnet sie vor.
Ihr Ziel ist, in drei Jahren 400 Leute in ihrem Heimatland zu beschäftigen. Auch Rebecca Enonchong aus Kamerun gehört dem UN-Komitee an. „Wir glauben wirklich, dass Afrika sich selbst aus der Armut befreien kann“, sagt die Gründerin und Chefin der Firma Application Technologies in Bethesda im US-Bundesstaat Maryland. Sie beschäftigt hundert Angestellte und kann einen Jahresgewinn von 20 Millionen Dollar (22,2 Millionen Euro) vorweisen. Afrika habe das Zeug, sich zum Zentrum für Informations- und Telekommunikationstechnologien zu mausern, ist sie überzeugt. In Afrika kommen auf 200 Einwohner drei Telefonanschlüsse – in den USA sind es 128. Afrikaner machen nur ein Prozent der weltweiten Internet-Nutzer aus.
Der Kontinent könne zwar die Entwicklung des Westens nicht aufholen, sagt Enonchong. „Aber mit der Nutzung von Mobiltelefonen und Satellitentechnologie können wir einen Riesensprung machen.“ Bei einem Besuch in ihrer Heimat wurde ihr klar, dass es an Nachfrage nicht mangelt: Ein Kunsthandwerker aus Douala habe nach Möglichkeiten gefragt, seine Ware über das Internet zu verkaufen, erzählt Enonchong – Fotos seiner Produkte hatte er schon vorzuweisen.
„Es gibt so viele Dinge, die in den Entwicklungsländern gebraucht werden, und die die entwickelte Welt nicht sieht.“ Für die Somalierin Jussur Abrar sind in erster Linie die afrikanischen Regierungen verantwortlich für die Unterwicklung. Sie leitet das Kommunikationsunternehmen Warsun im US-Bundesstaat Virginia. Jahrzehntelang hätten staatliche Monopolunternehmen in Afrika ihre Stellung ausgenutzt und ausländische Investitionen verhindert, sagt Abrar. Andererseits seien dadurch Versorgungslücken entstanden, die aufgrund wachsender Bedürfnisse nun gefüllt werden müssten. Sie selbst nutzte die Gelegenheit und eroberte mit ihrem Unternehmen den afrikanischen Markt: In zehn Ländern des Kontinents ist ihre Firma inzwischen präsent.
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