Writer (die Textverarbeitung von StarOffice) und Calc (die Tabellenkalkulation), stellen das Rückgrad der Suite dar. Auch wenn die Version 6.0 einige neue Funktionen aufweist, wie die Fähigkeit, in Writer hängende Einzüge in Text und Tabellen einzufügen, hätten die meisten dieser Funktionen doch schon vor Jahren auftauchen müssen. Wie schneiden diese Anwendungen aber im direkten Vergleich zu ihren Entsprechungen aus Microsoft Office ab?
StarOffice Writer
Bei den meisten Aufgaben liegt Writer Kopf an Kopf mit Word und WordPerfect. Man kann komplexe Dokumente erstellen, die beispielsweise Inhaltsverzeichnis, Fußnoten und Bibliographien enthalten. StarOffice enthält auch ein umfangreiches Set an fortgeschrittenen Tools. So korrigiert das Tool AutoCorrect des Writer wie auch das in Microsoft Word integrierte Tool, automatisch während des Tippens die Rechtschreibung und ersetzt häufige Fehler durch die richtige Schreibung – wenn man also zum Beispiel „die“ schreibt, ändert Writer dies automatisch in „die“. StarOffices gedankenlesende Funktion WordCompletion beendet Wörter, wenn man nur die ersten paar Buchstaben schreibt. Schreibt man zum Beispiel in einem Dokument einmal „Polytheismus“, erinnert sich Writer an das Wort und vervollständigt es, sobald man nur „P-o-l-y-t“ getippt hat. Im Vergleich dazu ist die AutoText Funktion von Word primitiv. Sie enthält nur einige wenige Einträge (Writer hat Hunderte), so dass man sich das gedankenlesende Vokabular selbst aufbauen muss. Writer unterstützt auch Mehrspalten-Layout, enthält die Funktion „als HTML speichern“, bietet Serienbrieffunktionen für die Adressierung von Briefen und Umschlägen und kann bibliographische Einträge erstellen und aus den besten von ihnen ein Inhaltsverzeichnis erzeugen.
Leider Gottes fehlt dem Writer immer noch ein Makro-Rekorder. Stattdessen bietet er eine Script-ähnliche Programmiersprache namens StarOfficeBASIC. Die Komplexität von StarOfficeBASIC macht es für den Standardanwender aber praktisch unmöglich, sich wiederholende Routinearbeiten zu personalisieren oder zu automatisieren. Ein schlechter Zug. Außerdem lassen sich in Writer, im Gegensatz zu Word, keine Tabellen mit Tabellenblatt-Funktionen, wie Einfügen von Spalten, erstellen. Stattdessen muss man den gewünschten Teil eines Tabellenblatts von Calc nach Writer kopieren und dann per Drag & Drop an die richtige Stelle bewegen. Erfahrene Word-Anwender werden auf jeden Fall eine gewisse Zeit brauchen, um sich an die Benutzeroberfläche von Writer zu gewöhnen. Um die benötigten Tools zu finden, muss man einige Menüoptionen durchsuchen. Die Funktion für die Verfolgung von Änderungen liegt im Writer beispielsweise im Menü Bearbeiten, während Word sie unter Extras platziert. Dieses Argument mag zwar kleinlich sein, ist aber stellvertretend für den Kampf Writer gegen Word. Writer kann die meisten Text-Jobs erledigen, es ist aber nicht Word. Benutzer, die an Word gewöhnt sind, werden es nicht missen wollen.
StarOffice Calc
Obwohl Calc einen glaubwürdigen Ersatz für Excel bietet, fehlen ihm doch die fortgeschrittenen, Web-orientierten Funktionen von Excel XP. So kann Calc zum Beispiel Excels Web Query nicht imitieren, eine Funktion die den direkten Import von Daten aus Webseiten-Tabellen in Tabellenblätter ermöglicht, oder die Funktion AutoRepublish, die Excel-Daten auf der Webseite des Anwenders automatisch auf dem neuesten Stand hält. Bei profaneren, offline zu erledigenden Routinearbeiten schneidet Calc jedoch gut ab. In Calc kann man einfaches Englisch zur Erstellung von Formeln verwenden (wie z.B. SALES – EXPENSES = X), Spalten und Zeilen lassen sich auf ihre effizienteste Breite und Höhe einstellen und ein sehr cleverer Autoformat Chart Assistent hilft bei der Erstellung von Diagrammen und Grafiken.
Auch Calcs Liste der erweiterten Funktionen gefiel uns gut, obwohl sich einige von ihnen als kompliziert in der Anwendung erweisen. Mit dem Stylist, einem Formatierungswerkzeug, das sich auch in anderen Anwendungen der Suite wiederfindet, kann man das Erscheinungsbild einzelner Zellen oder ganzer Arbeitsblätter mit selbst erstellten Formatstilen (jede Kombination aus Schriftart/-stil/-größe/Absatzeinstellungen) anpassen. Allerdings kann man die Anwendung dieses Tools wohl kaum als intuitiv bezeichnen, und die Hilfedatei bietet nur spärliche Unterstützung. Ein in der Version 6.0 neues, Excel-ähnliches PivotTable-Tool erlaubt die vollständige Umstellung der Spalten und Zeilen zur Zusammenfassung und Gegenüberstellung der Daten, gleichzeitig lassen sich mit dem Datenübernahme-Tool Daten aus externen Quellen, wie SQL-Datenbanken und sogar anderen Kalkulationstabellen, extrahieren. Calc beinhaltet, ähnlich wie Excel, auch die Funktion „Szenario Erstellen“, die mehrere Tabellen erstellt, in denen man Daten verändern kann, um Was-wäre-wenn-Szenarien zu erstellen und miteinander zu vergleichen.
Wie schon in früheren Versionen, fehlen Calc die starken Zusammenarbeitsfunktionen von Excel, vor allem solche, die das Internet mit einbeziehen. Auch wenn sich Calc-Tabellenblätter als HTML-Dateien speichern lassen – sobald man sie auf eine Webseite hochlädt, werden sie statisch und Teammitglieder können sie nicht mehr bearbeiten oder Infos hinzufügen. Im Gegensatz dazu erlaubt Excel die Umwandlung der Arbeitsblätter in interaktive Online-Versionen, die auf einer Webseite veröffentlicht und nach der Bearbeitung wieder in die Tabelle eingefügt werden können.
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