Völlig überzogene Erwartungen an ein rasantes Internet-Wachstum sind in den Augen von Experten mit Schuld an der Pleite des US-Telekomriesen Worldcom (Börse Frankfurt: WCO). In der Hoffnung, die Nachfrage nach schnellen Verbindungen werde weltweit explosionsartig wachsen, habe auch Worldcom Ende der 90er Jahre hohe Summen in den Ausbau teurer Glasfaserkabelnetze investiert, sagt Telekom-Analyst Ralf Hallmann von der Berliner Bankgesellschaft. Heute sind die Leitungskapazitäten riesig – aber nur ein Bruchteil von ihnen wird auch genutzt.
In der Euphorie Ende der 90er Jahre seien die Betreiber noch von einer Verdopplung der Nachfrage ausgegangen und hätten daher massiv in Glasfasernetze investiert. Der Datenverkehr sei aber nur im unteren zweistelligen Bereich gewachsen. Anderen Experten zufolge erwarteten Teile der Branche sogar eine Verdopplung der Nachfrage alle hundert Tage. Solche Zuwachsraten seien aber lediglich in der Anfangszeit des Internet 1995 und 1996 erreicht worden. Das Problem bei Worldcom: Wegen seiner zahlreichen Zukäufe bei Telekom-Firmen habe das Unternehmen keine Rücklagen gehabt, unterstreicht Hallmann. Als die Internet-Blase platzte, geriet der Konzern in akute Liquiditätsprobleme – denn die Kosten für Aufbau oder Unterhalt der Netze fielen weiter an.
Mit ähnlichen Problemen hatte auch der größte europäische Kabelnetzbetreiber KPNQwest aus den Niederlanden Ende Mai Konkurs angemeldet. Nach dem Konkursantrag von Worldcom sei nun die Frage, ob sich andere Netzbetreiber am Markt halten könnten, sagt Hallmann. Denn die Worldcom-Netze würden voraussichtlich nicht abgeschaltet, das Überangebot bleibe also bestehen. Damit drohe sich der Preisverfall fortzusetzen. Dem könnten möglicherweise weitere Unternehmen in der Branche nicht Stand halten. Andere Experten fürchten einen regelrechten Domino-Effekt. Da Worldcom nun unter Gläubigerschutz seine Schulden nicht mehr bedienen müsse, könne das Unternehmen versucht sein, die Konkurrenz mit neuen Niedrigpreisen zu unterbieten. Dadurch könnten weitere Firmen in den Abgrund gerissen werden.
Kontakt: Uunet Deutschland (MCI-Worldcom-Tochter), Tel.: 0231/9720 (günstigsten Tarif anzeigen)
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2 Kommentare zu Glasfaserkabelnetz als Milliardengrab
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Das Geld reicht nicht !
und zwar das Geld beim User um alle die schönen Träume der Internetbranche zu bezahlen. Die haben alle mit Geld gerechnet, das überhaupt nicht vorhanden ist, weil niemand mit einem Normalverdienst in der Lage ist mal schnell für Video on Demand oder ähnliches zu viel bezahlen. Die Branche muss endlich begreifen, das es nicht darum gehen kann, dem User noch mehr Geld aus den Taschen zu ziehen, sondern Sie muss über innovative Konzepte die stationäre Konkurenz aus dem Feld treiben. Ein Onlinebuch darf nicht mehr kosten, wie eins aus Papier, ein Film nicht mehr, wie in der Videothek nebenan und muss sich überspielen lassen (darf ich mit der DVD aus der Videothek). Ein Lied darf nicht mehr kosten wie eine CD und so weiter und so fern. Wo ist der Automechaniker den ich übers Internet bestellen kann, der mein Auto morgens abholt und abends wiederbringt inklusive Kostenvoranschlag per SMS und das preiswerter wie die Werkstatt allgemein. Naja ist alles nur so eine Idee….
Wieso Milliardengrab?
Von einem Überangebot an breitbandigen Glasfasernetzen kann doch nun mit Sicherheit keine Rede sein. Spätestens, wenn das Internet 2 für jedermann zugänglich wird, werden die Bedarfe an Leitungsressourcen exponentiell ansteigen. Dann wird man diese Netze bitter nötig brauchen. Hier von einem Überangebot zu reden, scheint mir kurzsichtig. Reserve wäre besser.