Jedes einigermaßen große Unternehmen verfügt sowohl über Unix- als auch über Windows-Systeme. Die bevorstehende Veröffentlichung der Version 3.0 von Microsofts Services for Unix (SFU) war der Anlass, darüber nachzudenken, ob es nicht noch weitere Möglichkeiten zur Verbesserung der Interoperabilität von Windows- und Unix-Systemen gibt. Die Ironie ist: während Microsoft ein Paket herausgebracht hat, mit dem Windows-Systeme sich in einem Unix-Netzwerk wie Unix-Systeme verhalten und auch so aussehen, hat Unix gleichzeitig Samba veröffentlicht, das Unix-Systeme dazu bringt, nach den Regeln eines Windows-Netzwerks zu spielen. Diese Ironie ist zwar bemerkenswert, aber nicht wirklich von Bedeutung, denn jeder Ansatz befriedigt unterschiedliche Bedürfnisse. Und es gibt noch weitere Optionen: Dritt-Hersteller wie Attachmate, Hummingbird und andere bieten auch Interoperabilitäts-Lösungen an.
Interoperabilität steht für mehrere Dinge. Samba beispielsweise erlaubt es Unix-, Linux- und Windows-Systemen, in Windows-orientierten SMB-Netzen zu interoperieren. Microsofts SFU 3.0 basierte im Original auf Produkten einer von Microsoft aufgekauften Firma namens Softway. SFU 3.0 enthält einen NFS-Server, mit dem Windows-Systeme auf Dateien in Unix-Netzen zugreifen können, und Dienste zur Passwort-Synchronisation zwischen Unix-Netzen und Windows-Domänen. SFU enthält auch Windows-Implementierungen einer Reihe von Standard-Unix-Utilities wie z.B. Cron für die Zeitplanung von Aufgaben.
Selbst Terminal-basierte Lösungen kommen als potenziell geeignete Lösungen für die Interoperabilität in Frage. Wer von Windows aus Zugriff auf Unix-Anwendungen braucht, benutzt einen X-Server. Wer von Unix aus Zugriff auf Windows-Anwendungen braucht, benutzt Citrix Multiuser. Tatsächlich lässt sich Citrix in beide Richtungen verwenden: die Hersteller-Firma verkauft auch eine Unix-Version ihres Produkts Citrix Multiuser. Da das ICA-Protokoll von Citrix sehr viel effizienter ist als X, kann Citrix die bessere Lösung für den Zugriff auf Unix-Anwendungen sein, vor allem wenn über langsamere Verbindungen auf sie zugegriffen werden soll.
Der interessanteste Teil von SFU ist allerdings, dass es dabei helfen kann, Unix-Programmcode auf Windows zu portieren. Microsoft war die Firma, die ActiveState, das Unternehmen, das Perl auf Windows implementierte und heute einer der wichtigsten Lieferanten von Perl-Code ist, zu Anfang stark unterstützte. Die Perl-Implementierung von ActiveState, welche die Entwicklung plattformübergreifender Scripts ermöglicht, wurde ein großer Erfolg und ist in SFU 3.0 enthalten, was aber nur ein kleiner Vorteil ist, da sie auf der Webseite von ActiveState auch zum kostenlosen Download bereitsteht.
Natürlich gibt es noch weitere, ähnliche Produkte für das Portieren von Windows-Anwendungen auf Unix. Zum Beispiel von der Firma Mainsoft, die proprietäre Tools und Bibliotheken vertreibt. Hat man seine Anwendungen in einem System wie Java oder Perl geschrieben, das Plattform-übergreifenden Code erzeugt, ist die ganze Sache weniger problematisch, wenn es auch nicht ganz so ausgereift, wie es häufig dargestellt wird. SFU gibt dem Anwender auch ansatzweise die Möglichkeit, Unix-Skripts (sh, ksh und csh) auf Windows auszuführen. Mainsoft spricht von einem sehr hohen Niveau der Unterstützung, aber es gibt sicherlich Dinge, die ohne zusätzliche Portierungsarbeit nicht funktionieren werden (wie beispielsweise das Einfügen von Verweisen auf spezifische Verzeichnisse wie /usr/local oder c:winnt).
Für das Ausführen von Verzeichnis-Diensten hält SFU eine weitere interessante Funktion bereit: Die Fähigkeit zur Synchronisation zwischen NIS und Active Directory. SFU beinhaltet auch Tools zur Integration einer NIS-Datenbank in AD, die anschließend als NIS-Master fungiert.
Es scheint, dass SFU für die tatsächlichen Interoperabilitäts-Bedürfnisse großer Unternehmen mehr anzubieten hat als die Alternativen, aber Samba hat natürlich den Vorteil, dass es kostenlos ist. Das kann viel wert sein, denn SFU 3.0 schlägt je nach Lizenz-Vereinbarung mit 62 bis 99 US-Dollar zu Buche. Und es gilt zu bedenken, dass man für jedes Unix-System, das man als Client eines Windows-Servers betreiben will, eine Windows-Server-Client-Lizenz benötigt.
Die Interoperabilität zwischen Windows und Unix ist ein ziemlich ausgereifter Markt, die Auswirkungen auf den Markt sind aber nicht ganz so offensichtlich. Bedeutet die Verfügbarkeit vieler Technologien, dass sich beide Plattformen verschanzt haben und sich nicht weiter entwickeln, oder heißt es, dass es für die Kunden einfacher geworden ist, der einen oder anderen Plattform abzuschwören? Die Antwort auf diese Frage hängt wahrscheinlich von den Zielen ab, die man seiner Firma gesetzt hat.
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