Popkomm: Musikindustrie schmiedet Pläne gegen Tauschbörsen

Morgen beginnt in Köln das jährliche Treffen der Plattenlabels, UMTS soll das große Geld bringen

Die Musikindustrie kommt ab morgen sieben Tage lang beim jährlich stattfindenden Popkomm-Festival in Köln zusammen. Dort soll zum Gegenschlag gegen Musiktauschbörsen im Internet angesetzt werden. Denn der Tauschrausch verhagelt zumindest einem Teil der Branche die Bilanzen. Da mit Verboten im weltweiten Datennetz nur wenig auszurichten ist, gehen Musikverleger nun mit der Initiative „How to make Money?“ in die Offensive.

Unter diesem Slogan soll das Internet als Vertriebsweg erschlossen werden. Im Focus der Unterhaltungsbranche steht das neue Breitband-Handynetz UMTS. Das mobile Internet soll sich zum Geldesel für jene Unternehmen entwickeln, die mit Verwertungsrechten Geld machen. Vorerst treiben ein elektronischer Esel und ähnliche Angebote den Rechteverwertern jedoch Sorgenfalten auf die Stirn. Reflexartig greifen sie zum Mitteln des Rechtsweges.

Immer mehr Tauschbörsen geben bei Klagen der Copyright-Inhaber klein bei. Jüngst schloss der Tauschdienst Audiogalaxy sein Internet-Portal für immer. Auch die Betreiber von Kazaa, Grokster und Morpheus stehen vor dem Kadi. Allerdings wird es immer schwerer, dem Tausch Einhalt zu gebieten, denn längst sind die Tauschbörsen nicht mehr zentral auf einem Server organisiert, den man einfach abstellen könnte.

Peer-to-Peer-Tauschbörsen (P2P) arbeiten in dezentralen Netzwerken, also einem lockeren Zusammenschluss privater Rechner, die stets nur temporär miteinander verbunden sind. Sie dienen gleichzeitig als Server und Client, bieten also Dateien zum Upload an und saugen zur gleichen Zeit Dateien von anderen Rechnern im Verbund. Rechtsanwälte als klassische Waffe der Musikindustrie kapitulieren vor den Millionen von Raubkopierern in der ganzen Welt.

Stattdessen schlagen die Rechteinhaber die Schwarzen Schafe mit ihren eigenen Waffen. Gezielt werden Dateien in das Tauschsystem eingeschleust, die Fehler aufweisen. Sollte die Strategie der Musikindustrie aufgehen, dann werden früher oder später immer mehr Tauschbörsianer entnervt aufgeben, da sie zu oft auf zunächst nicht erkennbaren Datenschrott treffen. Freilich: Längst hat die Szene Gegenmittel entwickelt und kann anhand einer Prüfsumme defekte Kopien erkennen.

Zugleich starten die ersten Anbieter mit dem legalen Online-Verkauf von Musikstücken. Allerdings lassen sich die bezahlten Musiktitel oft nur wenige Tage und einzig auf jenem PC nutzen, auf den sie der Nutzer herunter geladen hat. Dennoch will die Unterhaltungsindustrie künftig verstärkt auf die gewachsenen Nutzergewohnheiten eingehen und Musik online und kostenpflichtig anbieten. Für dieses Angebot spricht die technisch mögliche Sicherung einer stets optimalen Qualität der zum Download bereitstehenden, mehr als hunderttausend Musikstücke.

Allerdings fahren Dienste wie E-Music, Pressplay oder Musicnet mit angezogener Handbremse. Alle Download-Files sind durch ein digitales Rechtemanagement (DRM) geschützt und lassen sich nur auf einem einzigen PC und zudem oft nur für eine begrenzte Nutzungszeit abspielen. Das Kopieren, Mailen oder Brennen eines solchen Soundfiles scheitert gänzlich. Rechnet man die Kosten von etwa einem Euro je Titel, die Onlinekosten und die begrenzte Nutzungsmöglichkeit zusammen, ist eine gekaufte CD oft die günstigere Option. Dort ist nicht nur die Musikqualität besser, auch der Kopierschutz stellt kaum noch ein ernsthaftes Handicap dar.

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6 Kommentare zu Popkomm: Musikindustrie schmiedet Pläne gegen Tauschbörsen

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  • Am 15. August 2002 um 15:11 von Matthias

    Es gibt nur einen Weg
    1. Den Kauf kopiergeschützter CD`s ablehnen und Geschäfte die solch Titel verkaufen blockieren.

    2. Die Bezahldowloaddienste nur annehmen, wenn das Angebot stimmt.

    3. keine illegalen Aktionen.

    Im übrigen schaut Euch mal die Verkaufscharts an. Leute die richtig gut sind, verkaufen auch in Zeiten von illegalem Dowload gut. Teilweise werden Margen erreicht, die weit über denen vor Napster liegen (Bruce Springsteen). Warum eigentlich, wenn alle nur noch Downloaden ???

  • Am 15. August 2002 um 13:11 von QFT

    legal gezogene cd zum ladenpreis?
    definitiv: nein!

    allein darum, weil durch diese methode die musikindustrie einen direktvertrieb hat & somit kosten für zwischenhändler, margenanteile, personal,….. entfallen.

    wenn ich o,99 teuro je gezogenen titel zahlen soll & ich mir eine 18er cd erstelle, kostet das teil allein an gebühr 17,82 te (über 35 dm!!!!!) dazu der rohling, anteilige kosten für pc, strom, druckertinte für’s cover…..

    die wollen wohl nur, daß die user mit vermeindlich "fairen" bezahl-angebotet geblendet werden. würde den gewinn massiv nach oben drücken.

    einzig das argument "nur gewollte titel bezahlen" lasse ich hiermit gelten.

    mehr nicht! (nicht bei diesen deppen)

    – QFT –

  • Am 15. August 2002 um 10:41 von Caveman

    100% ACK@QFT und…
    …den Ansatz mit dem legalen Musikdownload gegen Bezahlung finde ich sehr gut und würde ich sofort nutzen. Zumindest so lange wie mich 22 oder 23 Lieder (also eine CD voll) nicht mehr kosten als eine vergleichbare CD im Laden und ich an den heruntergeladenen Dateien die selben Rechte habe wie an den CD-Inhalten (Nutzungsbeschränkung auf einen PC und ein paar Tage – so ein Schwachsinn).

  • Am 15. August 2002 um 9:59 von QFT

    schuld am desaster sind die user…….
    ….. schreien die "größen" der plattenindustrie.<br />
    wenn sie meinen – dann meinen die falsch!<br />
    während ich im vergangenen jahr eine cd im laden für preise zwischen 28 und 34 dm kaufen konnte, zahle ich heute idr. zwischen 15 & 19 teuro.<br />
    eine dvd (normal) kostete bei den "blöden" zu dm-zeiten max. 39,95 märker. heute sind 19,99 "kampfpreise", sonst bis zu 25 teuro. auch kino-karten haben sich um bis zu 75% verteurot.<br />
    na? klickt es?<br />
    da wundert es mich nicht, wenn aktuelle filme (mib2, z.b.) aus dem netz gezogen und im heimkino betrachtet werden, die cd zum geburtstag nicht mehr gekauft sondern gebrannt wird…<br />
    anstatt mit gefaketen daten, viren uä. gegen tauschbörsen vorzugehen, sollten sich die plattenheinis eher mal gedanken bezüglich der preisgestaltung machen. im bwl-grundstudium gibt es schöne beispiele zum nachrechnen…..<br />
    … aber im rechnen waren diese damen & herren wohl schon immer etwas schwach. im wirtschaften übrigens erst recht<br />
    <br />
    – QFT –

  • Am 15. August 2002 um 0:13 von Wolf

    Fehlerhafte Dateien
    Es gibt leider schon genug fehlerhafte Dateien im Netz. Wer kann mir versichern, dass die Musikindustrie die<br />
    angeblich hier auf dem Arbeitsmarkt nicht vorhandenen Spezialisten (aus Asien daher importiert) nicht missbraucht. Über den Ursprung vieler<br />
    Viren sollte sich jeder auch so seine<br />
    Gedanken machen ( der Zweck-das Geld-<br />
    heiligt die Mittel). Schönes Saugen weiterhin.,

  • Am 14. August 2002 um 21:27 von Sauger

    Gegen Datenschrott…
    … gibt es einfache Strategien:

    1.) Download-Verzeichnis NICHT zum Upload freigeben (so ist es leider meistens voreingestellt)

    2.) nur überprüfte und vollständig gesaugte Titel vom Download-Verzeichnis in Verzeichnisse schieben, die zum Upload freigegeben sind

    3.) Software benutzen, die schon während des Downloads erlauben, die Musik anzuhören, z.B. WinMX und AudioGnome

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