Legend: Geburt einer Legende

Vor kurzem hat sich das Unternehmen auf Akquisitionstour im Bereich Software und Service begeben. Im März hat das Unternehmen 51 Prozent an Han Consulting erworben, einer Technologie-Consulting-Firma für mittlere bis große Unternehmen, einen Monat später wurde ein Joint-Venture mit AI Software zur Entwicklung von Dienstleistungen für Kunden aus den Bereichen Versicherungen und Finanzen gegründet.

„Neunzig Prozent unserer Einnahmen werden derzeit durch den Hardware-Verkauf realisiert, wir denken jedoch, dass in den kommenden drei bis fünf Jahren 20 Prozent unserer Einnahmen aus dem Software-Geschäft resultieren werden“, sagte Qiao. „Legend verwandelt sich in ein Service-orientiertes Unternehmen.“

IDC zufolge wird die Umstellung auf andere Geschäftsbereiche dem Unternehmen helfen, die Wettbewerbssituation auf dem PC-Markt zum Teil zu umgehen, die in China trotz einer erwarteten Wachstumsrate von etwa 18 Prozent für die nächsten fünf Jahre herrscht.

OEM-PC-Hersteller untergraben die Gewinne in diesem Kundensegment und multinationale Hersteller expandieren in China – dadurch reduzieren sich zum Teil die Kostenvorteile von Legend. Die chinesischen Fabrikarbeiter verdienen Schätzungen der Deutschen Bank zufolge etwa 1 $ pro Stunde, und auch die Ingenieure sind vergleichsweise günstig.

Auf dem Markt für Geschäftskunden kann das Unternehmen noch seine lokalen Verbindungen nutzen, dies wird jedoch beim Export oder bei dem Versuch, an in China tätige westliche Unternehmen zu verkaufen, kaum hilfreich sein. Markennamen lassen sich häufig nicht in andere Länder übertragen, man braucht Millionen Dollars und jahrelange Werbekampagnen, um die Marke aufzubauen.

Daher zeichnen sich Vereinbarungen über Vertragsproduktionen, wie damals mit Gigabyte, mit der Zeit immer mehr ab.

„Betrachtet man die Erfahrungen der taiwanesischen Technologie-Unternehmen, so konnte sich fast keines im Ausland einen Namen machen“, sagte der Präsident von Legend, Liu Chuanzhi, im vergangenen Jahr in einem Interview. „Ich denke, wir können den Weg der taiwanesischen Unternehmen einschlagen, die Hersteller von Original-Teilen geworden sind, oder mit taiwanesischen Unternehmen kooperieren.“

Börsenanalyst Lam glaubt jedoch, dass die Macht der Marke Legend innerhalb der Grenzen Chinas nicht unterbewertet werden sollte – unabhängig von den Verkaufszahlen. Auch wenn die nationale Wirtschaft stagniert, diese Märkte haben doch noch einen höheren Zuwachs als die vergleichbaren Märkte auf der Welt.

„Legends Stärke, denke ich, ist die Marke und die Lokalisierung, und dies wird uns ermöglichen, weiterhin Produkte – und was noch wichtiger ist – Service zu verkaufen“, sagte Lam. „Die Nachfrage nach PCs in anderen Teilen Asiens oder der Welt stagniert derzeit. China bleibt einer der Märkte mit dem größten Potenzial.“

Der Gang an die Börse
Aufgrund des Unterschieds zwischen dem chinesischen und den westlichen Aktienmärkten hat Legend seinen Vertriebsbereich im vergangenen Jahr im Rahmen des Börsengangs an der Hongkonger Börse ausgegliedert.

Durch den Spinoff von China Digital reduzierten sich die Reibungen mit Kunden, sagten Manager des Unternehmens, da Legend häufig Konkurrenzprodukte zu den Produkten seiner Vertriebspartner verkaufte. Legend wird ebenfalls an der Hongkonger Börse gehandelt.

Die Umstellung unterstreicht die Entwicklung von Legend, das ursprünglich als Vertriebsunternehmen für ausländische Technologieprodukte gegründet wurde. Digital China spezialisiert sich auf den Vertrieb von Produkten wie z.B. Toshiba Notebooks und HP-Drucker in ganz China.

Der 39 Jahre alte Geschäftsführer Guo Wei ist einer der beiden Spitzenkandidaten für das Amt des Legend-Präsidenten. Der andere ist Yang Yuanqing, der im Rahmen der Ausgliederung das Amt des CEO von Legend übernommen hatte.