Die Zukunft des angeschlagenen Mobilfunkanbieters Mobilcom (Börse Frankfurt: MOB) steht auf der Kippe: Für Donnerstagabend hat France Télécom eine Sitzung des Verwaltungsrats angesetzt, auf der unter anderem auch über das Schicksal von Mobilcom entschieden werden soll.
Einen Tag vor der Entscheidung über das Schicksal des Unternehmens ließ heute ein Zeitungsbericht über den möglichen Rückzug des französischen Partners France Télécom die Aktie von Mobilcom abstürzen. Nach Angaben der französischen Tageszeitung „Le Figaro“ will France Télécom sein Engagement bei Mobilcom beenden (ZDNet berichtete). Das Büdelsdorfer Unternehmen sah dagegen keine Anzeichen für einen Rückzug, drohte France Télécom aber für diesen Fall mit Schadensersatzforderungen. Der Absprung der Franzosen würde einem Mobilcom-Sprecher zufolge die Insolvenz bedeuten.
„Le Figaro“ berichtete, France-Télécom-Chef Michel Bon habe im Vorfeld die französische Regierung überzeugt, Mobilcom fallen zu lassen. Ein Sprecher von France Télécom wollte dies nicht kommentieren. Die Mobilcom-Aktie notierte am späten Nachmittag bei 2,17 Euro und stand damit mit gut 52 Prozent im Minus. Mobilcom erklärte in Büdelsdorf, Vorstand und Aufsichtsrat gingen davon aus, dass die Partnerschaft mit France Télécom fortdauern werde. Es lägen keine Fakten vor, die auf eine Auflösung der Zusammenarbeit hinwiesen.
Mobilcom-Gründer und Großaktionär Gerhard Schmid bestritt ebenfalls die Rückzugs-Absichten von France Télécom. Der französische Konzern habe noch am Dienstag rund 30 Millionen Euro überwiesen. Schmid hatte im Juni seinen Chefsessel bei Mobilcom räumen müssen. Er hält aber noch immer 40 Prozent der Aktien und streitet mit France Télécom über deren Verkauf.
Der französische Konzern, der mehrheitlich in Staatsbesitz ist, besitzt 28,5 Prozent des deutschen Unternehmens. Mobilcom würde ohne die französische Hilfe mit seinen mehr als sechs Milliarden Euro Schulden längst nicht mehr fertig. Allein im ersten Halbjahr hat France Télécom zudem 290 Millionen Euro Hilfe für das laufende Geschäft nach Büdelsdorf überwiesen. Allerdings geht es auch dem französischen Konzern denkbar schlecht: Schulden in Höhe von 60 Milliarden Euro, Rekordverluste und ein beispielloser Kurssturz könnten laut Presseberichten am Donnerstag auch zum Rauswurf von Firmenchef Bon führen.
Ziehe sich France Télécom zurück, sei „absehbar, dass wir unsere finanziellen Verpflichtungen nicht erfüllen können“, sagte ein Mobilcom-Sprecher der Nachrichtenagentur AFP. Er sprach für den Fall von einer „dramatischen Situation für Schleswig-Holstein“. Mobilcom sei mit 5000 Mitarbeitern dort der zweitgrößte Arbeitgeber nach der Deutschen Telekom. Für einen Erhalt der Stellen gebe es im Falle eines Insolvenzverfahrens nur wenig Hoffnung, bestätigte der Betriebsratvorsitzende Christian Teufel. Er bezweifelte allerdings die Meldung von „Le Figaro“. Ein Rückzug von France Télécom wäre „nicht logisch“, sagte Teufel mit Verweis auf jüngst abgeschlossene Vereinbarungen von France Télécom mit Mobilcom-Ausrüstern wie Nokia. Zudem könnten sich die Verpflichtungen bei den Banken „nicht in Luft auflösen“. Mobilcom hatte für rund acht Milliarden Euro eine der sechs Lizenzen für den Mobilfunk der dritten Generation erworben. France Télécom hat nach Einschätzung von Beobachtern nun drei Möglichkeiten: die Kontrolle bei Mobilcom und die Schulden übernehmen, sich völlig aus dem deutschen Unternehmen zurückziehen und die Banken auf ihren Krediten sitzen lassen oder die Schulden bedienen, sich aber dennoch von Mobilcom verabschieden.
Kontakt: Mobilcom, Tel.: 04331/6900 (günstigsten Tarif anzeigen)
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