Macs nun endlich auch für Unternehmen?

Das Portieren des Mac OS X auf die Intel-Architektur ist gar nicht so schwierig. Tatsächlich ist ein guter Teil der Voraussetzungen hierfür bereits vorhanden. Das OS X basiert hauptsächlich auf einer Open Source-Version von BSD Unix namens Darwin, die bereits für die x86-Architektur verfügbar ist. Diese ist sogar als Download von der Apple-Website erhältlich. Was in Darwin für x86 jedoch fehlt, sind die grafische Benutzeroberfläche von OS X sowie viele der APIs, Anwendungen und Utilities von Apple, die in OS X über Darwin gelegt wurden. Wenn die erste Hälfte der Prognose von David Coursey zutrifft, dürften die Arbeiten für diesen Portiervorgang bereits begonnen haben. Tatsächlich sind Gerüchte über ein solches Projekt von Apple in Umlauf, das angeblich den Code-Namen Marklar trägt. Ein Sprecher von Apple dazu: „Wir planen keine Umstellung auf Intel, doch geben wir bekanntermaßen keine Prognosen ab.“ Sollte sich jedoch auch die zweite Hälfte der Voraussage von Coursey bewahrheiten (wie es leider scheint), würde Apple einen großen Fehler begehen.

Die meisten IT-Leiter hätten sich wohl schon vor vielen Jahren für den Macintosh entschieden, wenn sein hoher Preis nicht wäre. Apple war in puncto Benutzerfreundlichkeit unschlagbar. Doch war ein Farb-Macintosh damals im Vergleich zu einem IBM-kompatiblen Farb-PC geradezu unerschwinglich, auch heute noch ist er teurer. Diese Mehrkosten sind es einer kleinen Anwenderschar wohl wert, aber für die meisten Unternehmen sind ein außergewöhnliches Design (das von mir derzeit getestete iBook sorgt regelmäßig für Aufsehen) und ein paar weitere Extras jedoch nicht genug.

Um diesen Preis senken und damit Unternehmenskunden gewinnen zu können, muss Apple die Masseneffekte der Hardware von Intel und der Software von Microsoft nutzen. Da die Anbieter von PCs hauptsächlich über ihre Preise konkurrieren, sanken diese im Bereich Intel-basierter Desktop- und Notebook-Rechner enorm.

Vergleich Latitude – iBook
Als Praxistest habe ich auf der Website von Dell den Preis für eine bestimmte Ausstattung des Dell Latitude-Notebooks abgefragt, dem unter geschäftlichen Anwendern beliebtesten Notebook von Dell. Soweit wie möglich habe ich dabei dieselbe Konfiguration gewählt, wie sie die 1.799 US-Dollar teure Basis-Version des Apple iBook mit einem 14,1-Zoll-TFT-Display, 30 GB Festplattenspeicher und 256 MB SDRAM aufweist. Zu den Kosten für das iBook rechnete ich noch 319 US-Dollar für eine Lizenz von Microsoft Office für OS X hinzu, außerdem weitere 249 US-Dollar für die Verlängerung der iBook-Garantie auf die drei Jahre, die Dell bietet. Bei ähnlicher Grundausstattung bekam ich so das Latitude für 100 US-Dollar weniger, mit einem 15-Zoll-Display statt der 14,1 Zoll des iBook und einem 1,6-GHz-Mobile Pentium 4 statt dem 600-MHz-PowerPC des iBook.

Solcherlei Vergleiche stellen natürlich auch Unternehmen an, die eine Anschaffung OS X-basierter Systeme erwägen. Vor allem für Firmen mit knappem Budget wirkt dieser Mehrpreis wenig ansprechend. Deshalb muss Apple die Systemanbieter dazu bringen, sich im Verkauf von Systemen auf Mac OS X-Basis gegenseitig im Preis zu unterbieten, wie das auch im Handel mit Windows-Systemen der Fall ist.

Ausgehend von meinen bisherigen Erfahrungen mit OS X, muss Apple zumindest zwei weitere Änderungen vornehmen, wenn eine Umstellung auf den Mac ernsthaft in Erwägung gezogen werden soll.

Als Erstes sollte Apple angesichts der zahlreichen mit dem Microsoft Exchange Server arbeitenden E-Mail-Benutzer eine Möglichkeit zur nahtlosen Einbindung von Microsofts proprietärem Protokoll für E-Mail-und Kalender-Anwendungen (MAPI) in den integrierten, mit Spam-Blocking versehenen Mail-Client und die kürzlich eingeführte Kalender-Software (iCal) für OS X finden.

Apple sollte außerdem einen weiteren erheblichen Nachteil für Neueinsteiger in sein Betriebssystem beseitigen. Da nicht alle GUIs gleich aufgebaut sind, weicht die Benutzeroberfläche von OS X stark von der sämtlicher Windows-Versionen ab. Wer an die Tastatur-Shortcuts für Windows (z. B. ALT + TAB zum Wechseln zwischen geöffneten Fenstern) und die Funktionen der rechten Maustaste gewöhnt ist, benötigt dringend eine interaktive Hilfe, die ihm zeigt, wie sich diese Windows-Optionen unter OS X auf dem Mac ausführen lassen. Solche Hilfen (oder sogar das Anpassen von Standard-Einstellungen an gewohnte Nutzungsmuster) erwiesen sich als äußerst nützlich für Benutzer, die sich von WordPerfect auf Word oder von Lotus 1-2-3 auf Quattro Pro umstellen mussten.

Ein weiteres gutes Beispiel für diesen Nachteil ist die standardmäßige Einstellung der Entf-Taste bei einem Windows-System, mit der das hinter dem Cursor stehende Zeichen gelöscht wird. In OS X verhält sich diese Taste jedoch wie die Rücktaste in Windows, d.h. das vor dem Cursor stehende Zeichen wird gelöscht. Wenn man beim Apple die Fn-Taste (Funktionstaste) gedrückt hält und gleichzeitig die Entf-Taste drückt, ergibt sich dasselbe Verhalten wie beim Drücken der Entf-Taste bei Windows-Systemen. Hier wäre ein Pop-up-Fenster mit einer Windows-Tastatur sehr praktisch, in dem der Benutzer sehen kann, welche OS X-Tastenkombinationen den gewohnten Windows-Shortcuts entsprechen.

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