Ab morgen: Schärfere Regeln fürs Telefonieren am Steuer

Wer bereits vor dem 1. Oktober gekaufte Freisprechanlagen ohne "e"-Prüfzeichen besitzt, darf sie allerdings weiter benutzen

Für Autofahrer gelten ab Dienstag europaweit schärfere Regeln fürs Telefonieren am Steuer. Ob der mit dem Handy lose verkabelte Knopf im Ohr, die im Zigarettenanzünder steckende oder die fest eingebaute Freisprechanlage – künftig dürfen nur noch Geräte verkauft werden, deren elektromagnetische Verträglichkeit per Prüfsiegel verbürgt ist. Die neue Vorschrift beruht auf einer EU-Richtlinie, durch die das Risiko von Störungen der sensiblen sicherheitsrelevanten Bordcomputer vermindert werden soll.

Wer bereits vor dem 1. Oktober gekaufte Freisprechanlagen ohne „e“-Prüfzeichen besitzt, darf sie weiter benutzen. Beim Einsatz neuer Geräten ohne Prüfsiegel drohen Bußgeld oder gar der komplette Verlust des Versicherungsschutzes. Grundsätzlich müssen Freisprechanlagen fünf Mindestkriterien erfüllen: Sie müssen befestigt und an eine Außenantenne angeschlossen sein, das Autoradio bei Anrufen automatisch stumm schalten, eine Verständigung in normaler Lautstärke ermöglichen – und eben das Prüfzeichen mit dem „e“ tragen.

Das Siegel beweist, dass die Geräte nach umfangreichen Prüfungen in amtlich zugelassenen Labors vom Kraftfahrtbundesamt (KBA) zugelassen wurden. Unzertifizierte Billigprodukte dürften schlagartig vom Markt verschwinden, da sich das aufwändige und kostenträchtige Zulassungsverfahren für sie kaum lohnt. Ob vor dem Stichtag gekaufte Freisprechanlagen ohne „e“-Prüfzeichen in Autos betrieben werden dürfen, die nach dem Stichtag zugelassen wurden, ist umstritten. Was passiert, wenn das Prüfsiegel fehlt, muss erst die Rechtssprechung erweisen. Noch ungeklärt ist auch, ob im schlimmsten Fall bei Einsatz einer unzertifizierten Freisprecheinrichtung die gesamte Betriebserlaubnis für das Auto erlöschen könnte. Eigentlich gilt die EU-Richtline, deren Schonfrist nun ausgelaufen ist, bereits seit 1996.

Wer zusätzlich zum CE-Siegel eine Kennzeichnung nach dem Muster „e1 – “ gefolgt von einer Ziffer findet, kann sicher sein, das auch sein altes Gerät bislang unbemerkt schon die schärferen Regeln erfüllt. Betroffen sind im übrigen auch alle anderen Geräte, die mit Strom aus der Autobatterie versorgt werden, also auch die Ladegeräte etwa für Handys, Notebooks oder mobile Unterhaltungselektronik. Wer weiterhin mit dem Handy ohne Freisprecheinrichtung telefoniert, muss dafür 30 Euro berappen, wenn er erwischt wird. Läuft der Motor des Autos, darf das Handy nicht einmal hervorgekramt werden, um eine eintreffende SMS-Nachricht zu lesen. Klar ist die Rechtslage, wenn es mit dem Handy am Ohr zum Unfall kommt:

Wegen grober Fahrlässigkeit wird jede Versicherung eine Zahlung verweigern. Ob das auch gilt, wenn eine nicht „e“-zertifizierte Freisprecheinrichtung einen technischen Defekt beim Auto auslöst, der dann zum Unfall führt, darauf steht die Antwort der Richter noch aus.

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Neueste Kommentare 

6 Kommentare zu Ab morgen: Schärfere Regeln fürs Telefonieren am Steuer

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  • Am 4. Oktober 2002 um 11:09 von Olaf Goette

    Bluetooth Freisprechanlagen
    Da gibt es nun auf dem Markt einige Freisprecheinrichtungen (z. B. Nokia, SonyEricsson, Parrot), die das Handy via Bluetooth als Sendeeinheit verwenden. Eine sehr praktische Sache, die ich selbst seit einem Jahr verwende. Systembedingt mangelt es diesen Lösungen natürlich an der externen Antenne. Meine Anlage hat jedoch eine "e" Zulassung. Was ist nun? Fallen diese Anlagen nun unter eine Ausnahmeregelung oder ist damit jetzt Schluss? Wer weiss etwas dazu???

    • Am 25. August 2003 um 14:16 von Uta

      AW: Bluetooth Freisprechanlagen
      Hi, schon was zu dem Thema Bluetooth im Auto in Erfahrung gebracht? Ich suche überall nach einer Antwort auf diese Frage. Hilfe!

  • Am 1. Oktober 2002 um 16:10 von Harald

    Typischer Schnellschuß
    Jeder hat irgendwie Recht von euch,<br />
    aber Tatsache ist, dass die Polizei selbst das Telefonieren nicht unterbinden oder prüfen kann.<br />
    Beispiel:<br />
    eine Polizeistreife fährt und sieht auf der Gegenfahrbahn einen im Auto telefonieren. Bis die umgedreht haben ist der weg.<br />
    <br />
    Dies ein Gesetz welches gut gemeint aber nicht überprüfbar ist und nun wieder so eine Bestimmung der EU.<br />
    <br />
    Ist euch schon mal aufgefallen, je dicker der Karren, desto weniger Geld ist für eine Freisprechanlage übrig geblieben.<br />
    <br />
    Gruss Harald

  • Am 1. Oktober 2002 um 9:56 von Dirk

    @ The Crow
    Klar, hast du Recht, das klappt nicht. War ja auch nur ein theoretischer Vorschlag :-)<br />
    Aber so ist es doch oder, ok, ich führe das Radio noch zu meiner "Verbotsliste" hinzu.<br />
    Aber ist es nicht so das es keinen Unterschied macht, ob ich nun telefoniere oder etwas anderes im Auto erledige. Ich verstehe nicht den Hype um das Handy-Verbot im Auto. Wie gesagt entweder alles im Auto verbieten oder nichts. <br />
    <br />
    Gruß Dirk *der nicht raucht, kein Kaffee im Auto trinkt und kein Handy im Auto nutzt – aber Radio hört* :-)

  • Am 1. Oktober 2002 um 7:19 von TheCrow

    Auto im Telefon oder so ähnlich
    Oh Dirk,<br />
    <br />
    versuch das mal durchzusetzen, ich glaube nicht, dass man den Rauchern das Rauchen verbieten kann.<br />
    Wenn das doch der Fall sein sollte, dann kannst du aber dein Radio auch gleich ausbauen lassen, denn wieviel Autofahrer werden durch das Radio abgelengt ?<br />
    <br />
    Was mich mal interessieren würde, wenn ich 100 EUR und mehr für eine Freisprecheinrichtung zahlen soll, wer zahlt mir dann die Kosten ? Ich glaube nicht die gesetzgeber, aber ich muss ja auch nicht telefonieren…

  • Am 1. Oktober 2002 um 6:46 von Dirk

    Handy am Steuer …
    … OK, die verschärften Regeln für das Telefonieren am Steuer sind ok. Aber was ist mit den anderen Zeitgenossen, die morgens am Steuer ihren Kaffee schlürfen oder gar die ganzen Raucher … kramen nach den Kippen und schon knallt es. Gar nicht erwähnen möchte ich hier die Frauen, welche meinen sich im Rückspiegel während der Fahrt schminken zu müssen.

    Ich finde alles sollte am Steuer verboten werden. Entweder fahre ich Auto oder ich mache etwas anderes.

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