CNET: Das muss ein unglaubliches Chaos gewesen sein.
Wegleitner: Wir mussten eine Reihe von kurzfristigen Behelfslösungen einrichten. Wir haben Bilder von Telefonhauptleitungen, große optische und Kupferkabel, die im achten Stock hoch aus den Fenstern hingen, damit wir Mainframes und Kunden in den umliegenden Gebäuden anschließen konnten. Sie können sich vorstellen, dass das alles sehr schnell gehen musste. Wir haben alles im Gebäude gerettet, was zu retten war, und hatten dabei ständig mit einer unzuverlässigen Stromversorgung und anderen Problemen zu kämpfen. Das alles haben wir überstanden, und im Großen und Ganzen läuft das Netzwerk jetzt wieder. Nun müssen wir noch einmal von vorne anfangen und aus dem Provisorium eine Dauerlösung machen.
CNET: Bekamen Sie so die Möglichkeit, einige der neuen Technologien auszuprobieren, auf deren Einsatz Sie bereits gewartet hatten?
Wegleitner: Das werden wir sicherlich. Zunächst mussten wir uns aber darauf konzentrieren, alles möglichst schnell wiederherzustellen und ans Netz zu bringen, und in vielen Fällen ging das mit einer bestehenden Technik am besten.
CNET: Haben sich die Erwartungen Ihres Chefs im IT-Bereich nach dem 11. September und angesichts der schwachen Wirtschaftslage verändert?
Wegleitner: Ersetzen wir die Informationstechnologie durch F+E (Forschung und Entwicklung) im Technologiebereich. Im Grunde ist das dasselbe, auch wenn im Moment jeder nur auf ein nachhaltiges Wachstum Wert legt. Ich werde allerdings viel häufiger nach den Umsätzen gefragt als sonst.
CNET: Die Technologieanbieter versuchen eifrig, großen Unternehmen wie dem Ihren alle möglichen Geräte und Lösungen zu verkaufen. Glauben Sie, dass umfassende Anschaffungen im IT-Bereich immer noch die Garantie für eine bessere Produktivität sind?
Wegleitner: Das hängt immer vom jeweiligen Produkt ab. Sie haben Recht, wir erhalten ständig zahlreiche Anrufe und Werbeangebote. Im Moment profitieren wir von der wohl fruchtbarsten Technologieumgebung der Geschichte. (Die Lieferanten) sind nicht immer die Garantie für eine bessere Rentabilität, und diese Angebote sind mit zahlreichen Einschränkungen und Kompromissen verbunden. Manche der Technologien existieren lediglich als Slideware, andere haben sich bereits bewährt; manche sind besser für Netzbetreiber und einen Einsatz in großem Stil geeignet als andere. Jedes Angebot muss einzeln geprüft werden.
CNET: Slideware?
Wegleitner: Ein Produktvorschlag eines Anbieters, der aber bisher nur auf dem Papier existiert.
CNET: OK. Wenn manche Hersteller nur Slideware zu bieten haben, übt man deshalb mehr Druck auf Verizon aus, die Forschung und Entwicklung für diese technologischen Sprünge voranzutreiben?
Wegleitner: Wahrscheinlich erhöht dies in gewissem Maß den Druck auf unsere F+E-Organisationen, weil (andere) etwas weniger aktiv sind. Sehen Sie, wir leben quasi in einer Nahrungskette. Da gibt es die Komponentenhersteller, Systemhersteller, uns – die Netzbetreiber – und dann unsere Kunden und die Kunden unserer Kunden.
CNET: Und natürlich ist die Situation schwierig?
Wegleitner: Zur Zeit sehen die Dinge aus der Perspektive der Telekommunikation nicht gerade rosig aus. Wir versuchen herauszufinden, wann wir die gesamte Nahrungskette durch die Erholung der Wirtschaft wieder auf festen Boden stellen können. So sind unsere Lieferanten zum Beispiel eine wichtige F+E-Quelle für uns, weil wir ständig eng mit ihnen zusammenarbeiten. Wenn sie in bestimmten F+E-Bereichen Einschnitte vornehmen und wir erkennen, dass dies notwendig ist, müssen wir diese Flaute akzeptieren.
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