So vielversprechend und wertvoll diese Bemühungen auch sein mögen – ebenso wie andere aus den Bereichen Wirtschaftsförderung, Katastrophenhilfe und Bildung -, sie realisieren doch nur einen winzigen Bruchteil dessen, was theoretisch möglich ist. Wenn alle Länder von dieser Entwicklung profitieren sollen, benötigen wir mehr und bessere strategische Public Private Partnerships. Dies ist eine der Hauptaufgaben der United Nations Information and Communication Technologies Task Force, die CEOs, Regierungsvertreter, Nicht-Regierungsorganisationen, Technikexperten und weitere Entscheider aus der IT-Branche zusammenbringt.
Wenn alle Länder profitieren sollen, müssen wir eine langfristige Vision formulieren, welche die Interessen aller Beteiligten berücksichtigt, sowie einen Ansatz für deren Umsetzung in der Zukunft. Dies ist einer der Hauptgründe dafür, dass die Generalversammlung der Vereinten Nationen beschlossen hat, unter der Schirmherrschaft der International Telecommunication Union einen „World Summit on the Information Society“ in zwei Teilen zu veranstalten: den ersten im Dezember 2003 in Genf, den zweiten in Tunis zwei Jahre später.
Dieses Gipfeltreffen würde großen Nutzen aus einer aktiven Beteiligung von Entscheidern aus dem Silicon Valley ziehen. Ich kenne einige Silicon Valley-Unternehmen, die sich bereits für gesellschaftliche Belange engagieren oder dies gern tun würden. Aber diese Aktivitäten konzentrieren sich vor allem auf die USA. Ich hege die Hoffnung, dass die IT-Branche ihren Horizont erweitern und einen größeren Teil ihrer bemerkenswerten Dynamik und Innovationskraft auch den Entwicklungsländern zur Verfügung stellen wird.
Auch die Regierungen selbst stellen fest, dass sie die Entwicklung nicht allein aus eigener Kraft vorantreiben können. Deshalb eröffnen sich für Public Private Partnerships bislang nicht gegebene Möglichkeiten, wo echte Investitionschancen mit den tatsächlichen Bedürfnissen der Armen in Einklang gebracht werden können. Und ich hoffe, dass die Silicon Valley-Gemeinde sich dieser Herausforderung stellen wird. Selbst kleine Initiativen können einen enormen Effekt haben.
Im September 2000 haben die Mitgliedsstaaten der Vereinten Nationen eine Millennium Declaration verabschiedet – ein entscheidendes Dokument für das neue Jahrhundert, das die Hoffnungen und Befürchtungen aller Nationen widerspiegelt, klare Ziele zur Verringerung der Armut festlegt und eine konzertierte Aktion für den Kampf gegen Ungerechtigkeit und Ungleichheit verlangt sowie den Schutz unseres gemeinsamen Erbes, der Erde, für zukünftige Generationen. Zu den Verpflichtungen gehörte auch, „sicherzustellen, das der Nutzen neuer Technologien, besonders der Informations- und Kommunikationstechnologien, allen Menschen zur Verfügung steht.“
Informationstechnologie ist keine Zauberformel, die alle unsere Probleme lösen wird. Aber sie ist eine mächtige Triebkraft, die für unseren weltweiten Einsatz für Frieden und Entwicklung nutzbar gemacht werden kann und muss. Dies gebieten sowohl Ethik als auch wirtschaftliches Denken. Langfristig kann die neue Wirtschaft nur produktiv und nachhaltig sein, wenn sie weltweite Verbreitung findet und auf die Bedürfnisse und Anforderungen aller Menschen eingeht. Ich möchte jedermann in einer Entscheidungsposition eindringlich dazu auffordern, seinen Beitrag zu diesem Vorhaben zu leisten.
Zur Person
Kofi Annan ist der siebte Generalsekretär der Vereinten Nationen. Diesen Posten hat der gebürtige Ghanaer seit 1997 inne.
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