Was zur CeBIT 2000 noch belächelt wurde, entwickelte sich in den Folgemonaten zu einem wirklichen Problem für viele Hightechs. Groß angekündigte Projekte und neue Technologien verzögerten sich und hinterließen in den Bilanzen in Form von dicken, roten Zahlen ihre hässlichen Spuren.
Ein Paradebeispiel: Es besteht aus vier Buchstaben, kostete vor zwei Jahren rund 50 Milliarden Euro und hat außer den Analysten bis jetzt noch keinen reich gemacht: UMTS hieß das Zauberwort im Jahr 2000, das Telkos und Handyherstellern mehr Geld und den Kunden ein schnelleres und besseres mobiles Internet bringen sollte. Zwei Jahre später herrscht Katzenjammer. Die Endgeräte lassen wie bei WAP auf sich warten, der Ausbau des UMTS-Netzes wird teurer und dauert länger als erwartet. Allein die Zinsen für die Kredite machen ohne Tilgung täglich einen zweistelligen Millionenbetrag in Euro aus.
Schlimmer noch: Monat für Monat schockieren Analysten mit neuen Erkenntnissen, die zum Zeitpunkt der Versteigerung noch nicht vorlagen. So erklärte Forrester Anfang Oktober diesen Jahres, dass der neue Mobilfunkstandard erst 2015 Gewinne abwerfen wird.
Die lange Durststrecke hat bereits jetzt Opfer gefordert: Der Mobilfunkanbieter Quam, der als jüngster Handyprovider auf dem Markt agierte und mit UMTS richtig durchstarten wollte hat vor kurzem in Deutschland sein operatives Geschäft eingestellt. Konkurrent Mobilcom stand wochenlang kurz vor der Insolvenz und konnte nur mit millionenschwerem Einsatz von Steuergeldern und dem Rauswurf des Firmengründers Gerhard Schmid fürs Erste gerettet werden.
Jetzt rächt es sich, dass die Telkos im Sommer 2000 immer höhere Summen für die UMTS-Lizenzen boten, um so Konkurrenten aus dem vielversprechenden Markt zu drängen. Die Suppe, die sie sich so selbst eingebrockt haben, wollen sie nun gemeinsam auslöffeln: Durch Kooperationen beim Netzausbau sollen die Kosten so weit wie möglich gedrückt werden.
UMTS bleibt zwar die teuerste, aber nicht die einzige Enttäuschung nach dem Rausch der Dotcom-Euphorie: Das Iridium-Projekt, mit dem Handy-Telefonate per Satellit möglich werden sollten, stand ein Jahr lang vor dem Aus und wurde erst 2001 wieder aktiviert. Zwischenzeitlich bedrohte ein Schuldenberg von 1,5 Milliarden Dollar das gesamte Unternehmen: Nur 10.000 Kunden nutzten das teure System.
Der SMS-Nachfolger MMS hat ebenfalls die Erwartungen enttäuscht. Eigentlich sollten nicht nur die Kurzmitteilungen, sondern auch die Kassen der Telkos verstärkt klingeln. Nun kritisiert die Fachwelt, dass 80 Prozent weniger MMS als geplant verschickt würden. Eine Studie belegt, dass die Probleme der Telkos hausgemacht sind: Der schwerwiegendste Mangel liegt demnach im Entwicklungsstau bei der Hardware und dem Fehlen entsprechender Endgeräte. Die Beispiele ließen sich fortsetzen.
Neueste Kommentare
Noch keine Kommentare zu 1000 Tage tiefer Fall: Aktien im Abwärtstrend
Kommentar hinzufügenVielen Dank für Ihren Kommentar.
Ihr Kommentar wurde gespeichert und wartet auf Moderation.