Weiße Listen: Bevorzugte Waffe gegen Spam

Philosophisch betrachtet, gleicht es der Anwendung digitaler Zertifikate, die ich in meinem letzten Artikel vorschlug. In beiden Fällen obliegt den Sendern von E-Mail ein gewisses Maß an Verantwortlichkeit. Sender, die gewisse Kriterien erfüllen, verdienen sich das Privileg, in die Weißen Listen aufgenommen zu werden, welche dann an den gleichen Orten bereitgestellt werden wie bisher die Schwarzen Listen. Ein Verstoß gegen die Kriterien würde für den Sender Konsequenzen haben.

In meinem Vorschlag zur Nutzung digitaler Zertifikate bestehen die Konsequenzen der missbräuchlichen Nutzung des Systems im Entfernen aus den Weißen Listen. Mit anderen Worten: E-Mails mit bestimmten digitalen Zertifikaten werden aus den Weißen Listen gestrichen und haben dadurch keinen garantierten Zugang mehr. Mit dem Einsatz von digitalen Zertifikaten als eindeutiger Kennung werden Subjektivität und die mit den Spam-Ermittlungen verbundenen Probleme aus dem Vorgang entfernt.

In der Welt des Bonded Sender hinterlegen legitime Massen-E-Mail-Versender wie MTV, CBS MarketWatch oder selbst ZDNet eine Kaution von bis zu 100.000 US Dollar. Sollten Beschwerden wegen Spam eingehen, sind die ersten Konsequenzen finanzieller Natur. Die Geldstrafe hängt von der Anzahl der erhaltenen Beschwerden ab. In der Welt des Bonded Sender hinterlegen legitime Massen-E-Mail-Versender wie MTV, CBS MarketWatch oder selbst ZDNet eine Kaution von bis zu 100.000 US Dollar. Sollten Beschwerden wegen Spam eingehen, sind die ersten Konsequenzen finanzieller Natur. Die Geldstrafe hängt von der Anzahl der erhaltenen Beschwerden ab.

Wenn zum Beispiel im aktuellen Abwehrsystem 10 Beschwerden pro 10 Millionen verschickter E-Mails eingehen, würde die Kaution eines Senders um eine nominale Strafe von einem Euro pro Beschwerde gekürzt. Von diesem Punkt an könnte das jedoch aufwärts gestaffelt werden: Zehn bis zwanzig Beschwerden hätten etwa eine Belastung von 20 US Dollar pro Beschwerde zur Folge. Äußerstenfalls würden 10.000 Beschwerden pro einer Million E-Mails (1 Prozent) zum Verlust der gesamten 100.000 US Dollar führen. Sämtliche Erlöse aus diesen Geldstrafen würden gemeinnützigen Zwecken zufließen – bspw. e-Trust, das bei der Bekämpfung von Spam aktiv tätig ist.

Laut Banister zielt das Programm nicht darauf ab, Spammer zu bestrafen. Das Ziel ist, eine Liste legitimer Massen-E-Mail-Versender zu erstellen, denen ISPs in einem gewissen Maß vertrauen können. Wenn Firmen eine beträchtliche Kaution hinterlegen müssen, so der Gedankengang von Banister, dann werden ISPs bereit sein, IronPorts Weiße Listen mit verbürgten Sendern in ihre Listen- und Filteralgorithmen aufzunehmen, und zwar in einer solchen Weise, dass Schwarze Listen für die in der Weißen Liste aufgeführten Sender Ausnahmen bilden. IronPort wird den ISPs sogar die für die Realisierung der Weißen Listen erforderlichen PERL-Skripte kostenlos zur Verfügung stellen. Letzten Endes würde dies Banisters Kunden helfen, aus ihrer Investition in IronPorts Produktion soviel wie möglich herauszuholen.

Um erfolgreich zu sein, erfordert das Bonded Sender-Programm, dass sich die gleichen ISPs, die jetzt die Schwarzen Listen beziehen, umfassend an diesem Programm beteiligen. Banister räumt ein, dass die Betaphase von Bonded Sender bisher nur die kleineren regionalen IPSs und IronPorts derzeitige Kunden erfasst (welche bisher noch keine Kaution hinterlegt haben).

Die Betaphase enthüllt aber eine interessante Statistik für all diejenigen Leser, die der Meinung waren, dass das Ausmaß des Problems fälschlich identifizierter Spam-Sender übertrieben sei. Nach einem anderthalb Monate langen Test identifizierte IronPort Hunderttausende von fälschlicherweise als Spam bezeichneten E-Mails. Nach diesem Maßstab ergeben schon allein die von IronPorts Kunden erzeugten E-Mails, welche nur einen geringen Bruchteil der gesamten im Internet herumschwirrenden E-Mails ausmachen – über eine Million fälschlich identifizierter Spam-Mails im Jahr.

Kann es sein, dass Banister seine Zahlen hochspielt? Vielleicht. Doch bin ich mir nicht sicher, was ihn dazu motivieren sollte. Banister wird an dem Bonded Sender-Programm nichts verdienen, und was den Schutz seines Angebots anbelangt, so wird seine Konkurrenz gleichermaßen von den Bonded Sender-Bemühungen profitieren, falls diese erfolgreich sein sollten.

Wenn man es allgemeiner betrachtet, so untermauert Banisters Bonded Sender-Idee die Vorstellung, dass Weiße Listen eine immer wichtigere Rolle im Ausmerzen von Spam-Mails spielen könnten. Damit die Weißen Listen ihren Service aber auf alle Anwender zuverlässig ausdehnen (und nicht nur auf Firmen, die es sich leisten können, Kautionen in Höhe von Tausenden von Euros zu hinterlegen), sind festgelegte Methodiken und Techniken vonnöten, die nicht die von den Schwarzen Listen verursachten Probleme wiederholen – solche, die das Kind nicht mit dem Bade ausschütten. Welche könnten das sein? Bleiben Sie dran!

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