Tech Update: Zu dieser Verbindung zwischen Front und Back Office gehört ja auch etwas, was vielleicht ein entscheidender Moment in der Geschichte von Microsoft Office ist, nämlich die von Office gebotene Unterstützung von XML in einer Weise, die Office öffnet. In mancher Beziehung hat die proprietäre Strategie von Microsoft Office die Kronjuwelen beschützt. Haben Sie sich gesträubt, diesen Weg einzuschlagen und Office zugänglich zu machen?
Raikes: Das würde ich nicht sagen. Unsere Firma hat sich der Vision von XML verschrieben und dem Potenzial, das wir darin erkennen. Wir unterstützen schon seit Jahren Rich Text Format (RTF) oder solche Dinge wie HTML und jetzt eben auch XML. Indem wir diese Industriestandards unterstützen, helfen wir unseren Kunden, was letztendlich auch wieder uns zugute kommt. Der Wert von Microsoft Office im Zusammenhang mit diesen Industriestandards liegt darin, wie wir davon Gebrauch machen. Nur weil man XML unterstützt, heißt das noch lange nicht, dass eine andere Firma ankommen und die vielfältigen Möglichkeiten bieten kann, die wir mit MS-Office bieten. In Office 11 können unsere Kunden zum Beispiel etwas nutzen, was technisch unter dem Namen ‚offenes‘ Schema bekannt ist. Hier handelt es sich um ein komplexes technisches XML-Konzept. Das Wichtige daran ist, dass und wie die Kunden XML-gestützte Lösungen innerhalb ihrer Arbeit mit Office für die Informationsarbeit nutzen können. Sie werden zum Beispiel Extensible Business Reporting Language nutzen können. XBRL wird in der Finanzberichterstattung immer beliebter. In diesem Sektor besteht offensichtlich ein großes Interesse. Dadurch, dass Firmen ihre Finanzdaten in Schemata abbilden können und diese Art von Schemata dann von Excel unterstützt werden, entsteht für die Finanzanalysten ein unglaublicher Fortschritt hinsichtlich der Betrachtung und Bewertung von Unternehmen.
Dass wir XML benutzen, bereitet uns keine Sorgen. Es eröffnet unseren Kunden einen neuen Wert, und wir wissen, dass wir im Erstellen der Software, die diesen neuen Wert bietet, engagierter sind als Firmen, die lediglich versuchen, unsere früheren Fähigkeiten zu imitieren. Unsere Aufgabe ist es, im Auftrag unserer Kunden von XML Gebrauch zu machen, was mich zu meinem eigentlichen Ansatz zurückbringt: Kunden möchten auf Technologieanbieter setzen, die sich langfristig dazu verpflichtet haben, die Kapazitäten ihrer innerhalb der Firmen genutzten Software zu verbessern. Sie erkennen genau das in unseren Bemühungen zur Entwicklung von MS-Office.
Tech Update: Zuvor haben Sie von der grundlegenden Infrastruktur als Versorgungssystem gesprochen. Die Technologie als Versorgungssystem, ähnlich der Steckdose in der Wand, wird immer häufiger diskutiert. Scott McNealy spricht in Analogie zum Wählton vom Webtone: Man stöpselt es ein und es funktioniert. IBM spricht von Autonomic Computing. Sind auch Sie der Ansicht, dass Technologie ein Versorgungssystem ist, dass man Geräte anschließt und sie dann einfach funktionieren?
Raikes: Die Rahmenbedingungen sehen ja wie folgt aus: es gibt eine grundlegende Investition in Informationstechnologie, die die Merkmale eines solchen Informationsversorgungssystems aufweist. Wie auch andere Firmen in unserer Branche glauben wir schon seit langer Zeit an diesen Ansatz. Die Fähigkeit, durch Technologie ein so vielfältiges und gleichzeitig einfach zu bedienendes Basissystem bereitstellen zu können, ist ein wichtiger Teil unserer Arbeit zur Förderung des Computing und seines Nutzens für Menschen und Firmen. Ist dieses Basissystem erst einmal eingerichtet, kann man zielgerichtete Initiativen anschließen. Wenn eine Firma ein globales Hochgeschwindigkeitsnetzwerk hat oder wenn die Mitarbeiter dieser Firma die neuesten PCs und Tools wie beispielsweise Windows XP, Office XP oder Office 11 haben, dann bedeuten diese ein Basissystem für die Firma beziehungsweise für die Mitarbeiter, auf dem sie ein die Antwortzeiten verbesserndes Kundendienstsystem aufbauen können oder ein die Kundenzufriedenheit erhöhendes Projektmanagementsystem. Um solche Initiativen anzuschieben, muss das Basissystem positioniert sein. Aus diesem Grund muss der CEO einsehen, dass die Investition in die laufende Gesundheit des Informationsversorgungssystems eine grundsätzliche Anforderung ist, um den Geschäftsinitiativen überhaupt erst diese Möglichkeiten bieten zu können.
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